Wildlifefotografie im Zoo
Begeistert dich die Tierfotografie? Brauchst aber als Fotografie-Einsteiger noch den ein oder anderen Ratschlag? Beginnen wir am besten im Zoo, bevor es raus in die Natur oder auf Safari geht. Gemeinsam mit Marius Wenzel wollen wir dir für dein Vorhaben Hilfestellung geben und hoffen, dass dir folgender Beitrag weiterhelfen wird.
Viel Freude beim Lesen, Dein SIGMA Team und Marius Wenzel
„Die Wildlifefotografie lebt von Aufnahmen im richtigen Moment. Gelingen einem diese Aufnahmen, hat man nicht einfach nur Glück, es ist viel mehr die Würzmischung aus Aufmerksamkeit und ganz viel Geduld.
Wenn es darauf ankommt, sollte die Bedienung der Kamera längst Nebensache geworden sein. Aufnahmen im Zoo bieten dafür den idealen Einstieg in die Tierfotografie.“
Vom Haustier zum Wildtier… Mein Weg zur Tierfotografie…
Um die manchmal so lästigen aber notwendigen „Gassi-Gänge“ mit meiner, leider verstorbenen, Labrador Hündin Kira für mich spannender zu gestalten, kam ich eines Tages auf die Idee, meine Kamera zum Spaziergang einfach mal mitzunehmen. Aus anfänglichen Versuchen, entwickelte sich nach kurzer Zeit eine regelrechte Fotosession.
Nachdem die ersten Portraitaufnahmen gelungen sind, stellte ich mich der Herausforderung, meinen Hund in Bewegung unterschiedlich darzustellen. Anders als beim Wildtier, muss man beim Haustier nicht auf den passenden Moment warten. Voraussetzung ist lediglich, dass das Tier auf die Kommandos hört.
Verhaltensweisen von Mensch und Tier…
Tiere haben genauso wie Menschen ihre Eigenarten. Sie verhalten sich dabei jedoch recht unterschiedlich. Die eindeutigen Merkmale von Raub- und Fluchttieren sind uns wahrscheinlich allen bekannt. Während manche Arten lernen müssen sich in Gruppen zu sozialisieren, gibt es wiederum auch jagende Einzelgänger, die alleine auf ihren Vorteil aus sind. Wir können die Eigenarten von Wildtieren nicht kontrollieren, wir können jedoch versuchen sie einzuordnen.
Durch das Eintrittsgeld im Zoo, besteht kein Anspruch, dass die Tiere sich so verhalten, wie wir Menschen das gerne hätten 😉 Um zu verstehen, wie die Tiere sich verhalten, ist es erforderlich, sie eine gewisse Zeit zu beobachten. Es ist daher besonders wichtig sich ruhig und unauffällig zu verhalten, sodass kein spürbarer Einfluss auf das Verhalten des Tieres besteht.
Obwohl wir in unmittelbarer Nähe sind, werden wir bereits nach wenigen Minuten nicht mehr beachtet. Das Tier kehrt dann zu seiner Tagesordnung zurück und wir haben freie Bahn, um das tierische Verhalten dokumentieren zu können.
Umgebungsgeräusche, Jahreszeiten und Witterungsverhältnisse können das Verhalten unserer animalischen Freunde bedeutend beeinflussen. Wer sich die Zeit nimmt lernt, wie die Tiere sich in bestimmten Situationen Verhalten, lernt sie zu lesen und besser einzuschätzen.
Während Wildtiere auf ständiger Nahrungssuche sind, haben Zootiere längst ihre innere Uhr gestellt und wissen ganz genau wann es etwas zu fressen gibt. So wartet die Löwin im Zoo geduldig am Gatter des Geheges auf das Zoopersonal mit dem Futtertrog, während sie in freier Wildbahn einer Antilope hinterher gesprintet wäre.
Anders als in freier Wildbahn, sind die Zootiere an menschliche Besucher gewöhnt und neigen daher meist weder zur Flucht, noch zum Angriff. Dies eignet sich am Besten für einen Einstieg in die Wildlifefotografie.
Wie man Zäune, Glasscheiben und Gitter umgehen kann…
Wir alle kennen es… nervende Reflexionen von Scheiben, sowie auffällige Muster von Zäunen und Gitterstäben, ruinieren unser Motiv. Eine schwierige Situation, die aber keineswegs unlösbar ist.
Wichtig hierbei ist die Naheinstellgrenze des Objektivs zu kennen. Sie steht meist auf dem Objektiv und wird in Millimeter oder Zentimeter angegeben.
Nun ist es wichtig die Naheinstellgrenze zu unterschreiten. Dafür nähere dich dem Gitter so, dass die Kamera dieses nicht mehr fokussieren kann oder will. Dadurch wird der Zaun unsichtbar.
Die Schneeeule saß hinter einem feinen Gitter. Die Struktur lässt sich aus dem Hintergrund noch leicht erahnen. Aufgrund des zu geringen Mindestabstands, wird das vordere Gitter durch das Objektiv ausgeblendet. So gelingt einem hier der freie Blick auf das Motiv.
Gleiches ist möglich, wenn man Motive hinter Glas fotografieren möchte. Hierbei solltest du jedoch beachten, dass das Objektiv unmittelbar an die Glasscheibe anstoßen muss. SO vermeidest du Spielraum für sichtbare Reflexionen auf der Glasoberfläche. Es spielt dabei keine große Rolle, wenn die Scheibe etwas dreckig ist.
Wie man sehen kann steht die Kamera unmittelbar an der Glasscheibe. Der zunächst sehr schreckhafte Präriehund, gewöhnte sich bereits nach wenigen Sekunden an die Kamera und wurde ruhiger.
Distanz überbrücken
Was tun, wenn der Weg bis zum Motiv ein etwas weiterer ist? Hier hilft nur viel Brennweite und eine freie Sicht.
Um das Känguru zu fotografieren habe ich beim SIGMA 100-400mm F5-6,3 DG DN OS | Contemporary die maximale Blendenöffnung von F6,3 verwendet. Dadurch gerät das Tier stärker in den Fokus und der Zaun verliert sichtbar an Relevanz.
SIGMA fp L mit SIGMA 150-600mm F5-6.3 DG DN OS | Sports // Verschlusszeit: 1/800s // Blende: 7,1 // ISO: 4000Hier hätte auch das viele Grünzeug im Vordergrund zur Gestaltung mitbenutzt werden können. Anders als beim Löwen, habe ich beim Känguru auf den botanischen Flair verzichtet. Das Bild des Löwen ist durch ein Gebüsch hindurch entstanden, wodurch es links etwas dunkler wurde.
Worauf man beim Kauf eines Teleobjektivs achten sollte…
…hängt davon ab, was man fotografieren möchte.
Das SIGMA 100-400mm F5-6,3 DG DN OS | Contemporary zeichnet sich durch sein vergleichsweise geringes Gewicht aus. Mit weniger als 1.200 Gramm ist es rund 1.700 Gramm leichter als das SIGMA 150-600mm F5-6,3 DG OS HSM | Sports. Während das 150-600mm mit Hilfe einer robusten Objektiv-Manschette am Stativ gehalten wird, kann das 100-400mm noch gut an der Kamera montiert werden, ohne dass es zu kopflastig wird.
Ebenfalls bietet das Contemporary bei 100mm im Nahbereich noch einen guten Bildausschnitt, der auch für Portraits interessant sein kann. Die Brennweite von 400mm erlaubt es einem dennoch auch als unbekannter Beobachter unterwegs sein zu können. Aus genannten Gründen, würde ich das Objektiv besonders Tierfotografen auf Reisen empfehlen, die auf die Größe und das Gewicht ihrer Ausrüstung achten müssen. Auch die Format füllenden Aufnahmen aus sicherer Distanz, sowie der preiswerte Einstieg in die Welt der Ultrazoom-Objektive machen das SIGMA 100-400mm F5-6,3 DG DN OS | Contemporary für mich zum Geheimtipp.
Mit dem SIGMA 150-600mm F5-6,3 DG OS HSM | Sports setzt man hingegen völlig neue Maßstäbe. Wo das 100-400mm in seiner Brennweite und Fokusgeschwindigkeit allmählich an seine Grenzen kommt, ist hier noch reichlich Luft nach oben. Die Motivverfolgung stellt keine Hürde mehr da. Somit ist es selbst in dichtem Geäst besonders gut einsetzbar. Es ist in der Lage rasant und exakt durch enge Verzweigungen von Ästen hindurch zu fokussieren und die Performance ist dabei tadellos. Wer gerne mit Autofokus arbeitet wird die Custom Einstellung des 150-600mm alle mal zu schätzen wissen.
Egal wie man sich letztlich entscheidet, sollte man beide Objektive zum Probieren mal auf der Kamera montiert haben. Man erkennt relativ schnell die Vorzüge der einzelnen Brennweiten.
Das SIGMA 150-600mm F5-6,3 DG OS HSM | Sports (links) und das SIGMA 100-400mm F5-6,3 DG DN OS | Contemporary (rechts) im Vergleich:
Beim ersten Bild sieht man die komplette Spiegelung der Pelikane im Wasser. Im zweiten Bild waren bereits 150mm Brennweite zu viel, um die Spiegelung im selben Bildausschnitt darzustellen. Um einen idealen und fairen vergleich ziehen zu können habe ich bei beiden ein Stativ benutzt.
Schlusswort:
Sofern eines Tages bei dir mal eine große Afrikareise ansteht, empfehle ich dir, den sicheren Umgang mit deiner Kamera einmal vorab im Zoo zu festigen. Sicherlich ist das Verhalten eines Wildtiers im Zoo nicht mit dem in freier Wildbahn zu vergleichen, du lernst dennoch mit Hindernissen umzugehen und richtig zu fokussieren. Mache dir das zu deinem Vorteil!
Nun waren das aber genug Ratschläge! Viel Spaß beim Ausprobieren!
Marius Wenzel ist Fotomedienfachmann (IHK), selbstständiger Fotograf und bietet seit 2008 auch Workshops an. Neben der Fotografie ist er auch als Videofilmer tätig.
Aus der Liebe zur Fotografie hat er auch die Liebe zum Detail entdeckt. So gehört die Makrofotografie bereits seit einigen Jahren zu seiner Passion. Für ihn heißt Mikro klein und Makro groß, gemäß diesem Motto hält er mit seiner Kamera selbst winzige Details in Großformat fest.
Weitere Einsteigerthemen
Makrofotografie mit der SIGMA fp L und dem 105mm DG DN MACRO | Art