Übernachtung auf dem Herzogstand © Fabian Stoffers

Übernachtung auf dem Herzogstand

Seitdem ich in München wohne, hat es mich gereizt eine Nacht auf einem Berg in den Alpen zu übernachten und anschließend dort den Sonnenaufgang anzuschauen. Heute würde man diesen ganzen Satz in nur einem Verb zusammen fassen: „Biwakieren“ – klingt einfach professioneller als „im Schlafsack übernachten“. Unser Ziel für die Nacht war recht einfach: „Den Lärm der Stadt gegen die Stille der Natur tauschen“. Hm, klingt wieder etwas zu professionell. Kurz gesagt also eher: Einfach mal wieder spontan raus!

Der Herzogstand gilt als einer der Münchner Hausberge. Der Aufstieg ist mit ca. 2,5 Stunden selbst für Anfänger gut zu bewältigen, beeilt man sich, schafft man es auch in unter 2 Stunden. So bot sich die Tour in der Vergangenheit immer wieder für eine spontane Feierabend-Wanderung an. Mit ca. 60 Minuten Autofahrt vom Münchner Zentrum ist der Startpunkt der Wanderung gut erreichbar, sodass man an den längsten Tagen des Jahres ohne Probleme noch den Sonnenuntergang vom Gipfel aus beobachten kann. In der Vergangenheit folgte kurz darauf immer wieder der mühselige Abstieg, sodass die Idee geboren war, einfach über Nacht auf dem Gipfel zu bleiben und dort noch den Sonnenaufgang mitzunehmen.

Unsere Vorbereitungen beschränken sich auf ein Minimum: Schlafsack, Isomatte, Essen und Trinken. Außerdem noch 4 Kameras auf 4 Personen verteilt. 3 mal analog, einmal digital inkl. des SIGMA 35mm F1,4 DG HSM | Art. Warum nur das 35er? Wer meine Fotografie in der Vergangenheit etwas verfolgt hat, der weiß, dass die Entscheidung des Objektivs recht alternativlos war. Zum einen habe ich versucht jedes Gramm zu vermeiden, welches ich die 800 Höhenmeter selbst hochtragen muss. Zum anderen ist das SIGMA 35mm für mich immer wieder das Objektiv, was alle optischen und technischen Ansprüche vereint.
Ebenso spontan einigen wir uns erst einige Tage vorher auf einen fixen Abend, an dem wir in die Berge fahren wollen. Vor Allem das Wetter sollte mitspielen, schließlich möchte man oben nicht im Regen einschlafen.

Bevor wir an einem Donnerstagabend schließlich starten, haben wir 5 Tage deutschen Sommer hinter uns – also Regen, Regen, Regen. Dies in Verbindung mit dem Werktag ist sicherlich entscheidend dafür, dass wir weder beim Aufstieg, beim Abstieg und auf dem Gipfel selbst niemandem begegnen. Nach ca. 2,5 Stunden Aufstieg erwischen wir gerade noch die letzten Sonnenstrahlen auf dem Gipfel, bevor wir unser Lager aufschlagen und unsere wohlverdiente Brotzeit genießen. Hinter einer kleinen Hütten sitzen wir vom Wind geschützt mit Blick auf das Voralpenland – auch an diesem Abend kann man durch die klare Luft die rotleuchtende Münchner Allianz-Arena am Horizont sehen.

Einige Zeit nachdem die Sonne im Westen untergegangen ist, geht im Osten der Vollmond auf. Auf Sternbilder am Himmel müssen wir dadurch leider verzichten, umso schöner leuchtet der Mond die Alpen an und erzeugt eine fast mystische Stimmung. Schweigend sitzen wir vier Freunde also auf dem Gipfel im Mondlicht und genießen die Stille der Berge. Fast wie im Märchen, wenn man es so liest.

Aus Platz- und Gewichtsgründen habe ich auf ein Fotostativ verzichtet, der helle Mond in Verbindung mit der großen Offenblende von 1,4 erlaubt es mir jedoch selbst bei Nacht mit geringer ISO zu schießen. Als provisorisches Stativ nutze ich meinen Kamerarucksack, mit einem Selbstauslöser von 2 Sekunden vermeide ich Verwacklungen durch Drücken des Auslösers. So ergeben sich auch während der Nacht einige Motive der blau beleuchteten Bergketten im Mondlicht.

Gegen Mitternacht sinkt die Temperatur trotz Tageswerten von 30 Grad auf ca. 10 Grad runter. Mit warmer Kleidung und unseren Schlafsäcken sitzen wir noch bis spät in die Nacht, erleuchtet von Teelichtern und dem Mondlicht und schauen auf die endlosen Berggipfel. Nach unzähligen Geschichten und Anekdoten wird es bereits wieder hell, als wir merken, dass wir keine Minute geschlafen haben. Langsam aber sicher bahnt sich der Sonnenaufgang an, den wir jedoch aufgrund dicker Wolken verpassen könnten. Erst wenige Minuten, bevor die Sonne über die ersten Bergspitzen blickt, schieben sich auch die Wolken zur Seite und geben den Blick auf den Horizont frei. Was danach folgt, ist ein unvergleichlicher Augenblick aus verschiedenen Farbtönen. Die Sonne erleuchtet die Berge und den darunter liegenden Walchensee. Die Wolken färben sich in einem warmen Orange-Ton.

Die Menge an schönen Perspektiven scheint fast unzählbar, dass man das Gefühl bekommt, man könnte für jede Brennweite zwischen 12 – 800mm ein passendes Motiv finden. Umso angenehmer ist jedoch auch die Art von Minimalismus, in der man die Möglichkeiten seines SIGMA 35mm F1,4 DG HSM | Art voll ausschöpft und anschließend den Moment genießt, statt sich in unzähligen weiteren Perspektiven zu verlieren.

Die ersten Sonnenstrahlen spenden nach einer kalten Nacht wieder Wärme und motivieren uns anschließend für den letzten Teil: den Abstieg. Nach ca. 1 Stunde auf dem Weg ins Tal passieren wir die letzten tief stehenden Wolken. Das helle Sonnenlicht in Verbindung mit dem dichten Nebel sorgt für eine Lichtbrechung zwischen den Bäumen. Zwar liegt die Temperatur im Waldstück nun wieder deutlich niedriger, das Motiv ist jedoch definitiv einen kurzen Stopp wert. Gegen 9 Uhr kommen wir schließlich wieder in München an. Sichtlich müde, jedoch ebenfalls mit der Motivation auch in Zukunft wieder spontan im Sommer eine Übernachtung auf einem Gipfel zu erleben.

 
Fabian Stoffers
Sportfotograf

Fabian Stoffers lebt und arbeitet als Fotograf in München. Seine Fotografie ist Ausdruck seiner Begeisterung für Sport und Musik. Sie steht für außergewöhnliche Perspektiven, kraftvolles Licht, modernes Design und grafische Kadrierungen. Er liebt kurze Augenblicke großer Emotionen und gewinnt Menschen schnell mit seiner lockeren Art.

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