Makrofotografie mit der SIGMA fp L und dem SIGMA 105mm F2,8 DG DN MACRO | Art
Es ist eine lange Zeit vergangen, viel zu lange, seitdem ich eine Schmetterlingstour gemacht habe und nach so einem langen und kalten Frühling, wollte ich das unbedingt dieses Jahr wieder machen, also ab in die Schweiz. Aktuell ist das kein Problem von Deutschland aus. Im Gepäck hatte ich die SIGMA fp L und das SIGMA 105mm F2.8 DG DN MACRO | Art! Sicherlich eine sehr interessante Kombination und schon auch gewissermaßen herausfordernd: Mehr als 90% meiner Makrofotografie mache ich mit dem ausgezeichneten SIGMA APO Macro 180mm F2.8 EX DG OS HSM und auf einmal mit “nur” 105mm am Vollformat unterwegs zu sein, das wäre was anderes …
Es war sehr interessant, zu dieser Jahreszeit in der Schweiz an meinem Ziel anzukommen. Oben am Pass lag noch viel Schnee und auf dem kleinen See gab es sogar noch Eis und nur einen Hauch von Frühlingsgefühl durch die ersten kleinen Blümchen. Ganz unten im Tal wurde schon das erste Heu geerntet und tagsüber gab es um die 30°C und “Vollsommer”. Dazwischen war aber noch eine Menge “Frühling” – ich stellte mich auf eine spannende Zeit ein…
Die erste breite Blumenwiese lag einladend vor mir. Nicht besonders flach und etwas holprig, vielleicht wird hier kein Heu geerntet und ich könnte möglicherweise fündig werden. Da, wo die Schmetterlinge am späten Nachmittag fliegen, könnten sie morgens gefunden werden. Hmm, es war eine Menge los auf der wunderschönen bunten Bergwiese – Man spürte direkt, wie die Sorgen und die Kälte des Winters von der Seele fallen – aber es gab zunächst eher nur kleinere Insekten und eine Fülle an Bienen. Aus dem Augenwinkel heraus vielleicht hier ein Bläuling, mal ein Weißling, der wegfliegt, als ob er zu spät für eine Verabredung ist … war ich zu früh? Zeit tiefer im Tal zu schauen!
Hier suchte ich am Waldrand die kleinen Flecken ab, die sicherlich geschützt sind, wild gelassen werden und nicht für Heu vorgesehen sind. Eine kleine Ecke zwischen Fluss und Wald: da sah es besser aus. Baum-Weißlinge spielten am Waldrand, ein paar Silbergrüne Bläulinge am Gehweg – ich spürte, ich bin angekommen, ich bin wieder „zu Hause“, ein wunderbares Gefühl. Ab und zu kehrte immer wieder ein Perlmuttfalter (welcher konnte ich da noch nicht sagen) zurück – das wird spannend sein, hier könnte man morgens suchen.
Nachdem einige der flacheren Wiesen schmetterlingsmäßig enttäuschend waren, wurden die höher liegenden, steileren Hänge von mir mehrmals besucht. Aber auch hier war zuerst kaum etwas zu finden. Man läuft einen ganzen bunten Hang ab, ohne viel an Faltern zu sehen, das war wirklich nicht was ich erwartet hatte. Und dann, plötzlich, auf einmal nur 50m weiter und – Wow – Schmetterlinge wie Konfetti: Unzählige männliche Bläulinge und Feuerfalter tanzten um meine Füße auf dem Gehweg herum, als ob sie versuchen würden ihre halben Quadratmeter (meistens vergeblich) vor Artgenossen zu schützen. Über deren Köpfe flogen die männlichen Gelblinge (Postillion? – das schillernde Orange beim Flug – deutete darauf hin) die Weibchen hinterher … und über den gesamten Hang herrschte ein majestätischer Schwalbenschwanz: Es sei sein Hang! Da kann man nur sitzen und staunen. Und beim Sitzen landet auf einmal ein abgeflogener Brombeerzipfelfalter auf meiner Hand – Seine Zeit war sicherlich bald vorbei. Vielleicht wollte er nur Goodbye sagen, oder mir vielleicht erklären, dass ich hätte früher hier sein sollen, vielleicht hatte er recht. Natur pur!
Mit all diesen Eindrücken ging es morgens zur Fotografie … 5 Uhr morgens war immer wieder, wenn auch nur kurz, ein wunderschönes Licht im Himmel zu sehen und ab ca. 6 Uhr (um den Sonnenaufgang) konnte dann auch ein gefundener Schmetterling fotografiert werden. Bei Temperaturen von “nur” ca. 14°C um diese Zeit, sind die Schmetterlinge ziemlich schläfrig, in Kältestarre und dulden es auch von näher dran fotografiert zu werden. Das 105mm Macro Art ist ein sehr scharfes Objektiv, aber das braucht man auch, wenn man mit 61MP unterwegs ist. Allerdings muss man mit “nur” 105mm Brennweite dann auch näher dran gehen können. Das heißt die Blende würde ich etwas mehr zudrehen müssen als sonst mit der 180er. Ein Hauch von Wind dazu, da muss mir die Kamera ISO-mäßig wirklich helfen. Bis zu ISO 3200 habe ich fotografiert und bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden – da spielte das Heatsink der fp L sicherlich eine Rolle. Mal frei Hand mit EVF, mal per Feldmonitor und Stativ die Kombination war stets sehr zuverlässig und ich erblickte immer wieder sehr schöne Motive und Kompositionen vor meinen Augen.
Es war ein Großer Perlmuttfalter im Tal, ein neuer Schmetterling für mich, darüber habe ich mich sehr gefreut. Nicht weniger aber über die Baum-Weißlinge – sie sind einfach “elegant” und für mich eine der schönsten Weißlinge! Es waren auch in der Tat Postillons, welche über den Bläulingen ihr Liebesspiel gemacht haben und dann gab es noch zur Abwechslung, zwischen den Bläulingen ein Wald-Wiesenvögelchen – wunderschön alle zusammen. Aber natürlich, einen Alpenapollo sehen und fotografieren zu dürfen, das ist ein echtes Highlight und hat bei mir auch schnell die Enttäuschung vertrieben, dass der Schwalbenschwanz sich nicht blicken lassen hat.
Eine wirklich wunderschöne Zeit – einzutauchen tief in die Natur mit einigen ihrer kleinsten Schönheiten – Klasse!
Und tagsüber, da gab es reichlich Orchideen – u.a. Gefleckte Knabenkräuter: Tief lila, von der Ferne fast schwarz, das verlockte dazu die Kombination noch einmal ins Spiel zu bringen. Es war heiß und das Licht alles andere als ideal, aber für Objektiv und Kamera kein Problem – also Häkchen dran! Und zu guter Letzt, ganz oben am Winterrand, da wo der Frühling gerade erst begann, ein Enzian zwischen Schnee lud mich zwischenzeitlich ein, spielerisch die Strukturen und Farben der wunderschönen Blüte zu fotografieren … In dem Fall erlaubt die feine Justierbarkeit des 105er “Fly-By-Wire” Fokussierungsmechanismus einen faszinierenden Fokus-Stack tief in die Blüte hinein.
Es war eine gute Reise – die Natur zwischen den Bergen ist wunderschön und die Kamera und das Objektiv haben alles getan, was ich von ihnen erwartet habe … was will man mehr!
Mark James Ford ist überwiegend im Bereich der Naturfotografie tätig und seine Touren rund um die Welt führt ihn an Orte, welche ihm fotografisch spannend erscheinen, wobei insbesondere Farben und Strukturen sein Interesse wecken. Seine Schwerpunkte sind außerdem die Makrofotografie und ein Stück weit die Landschaftsfotografie. Mark nähert sich seinen Motiven künstlerisch und seine Bilder tragen häufig einen abstrakten Charakter.
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