Das SIGMA 35mm F1,2 DG DN | Art mit Stefan Beutler © Stefan Beutler

Das SIGMA 35mm F1,2 DG DN | Art mit Stefan Beutler

..und plötzlich ist alles anders und dir gefällt es auch noch

Eigentlich wollte ich es nur testen. Eigentlich nur für ein Shooting und dort auch nur für ein paar Fotos. 35mm? Ja, wenn ich echt keinen Platz mehr habe und etwas von der Location mit aufs Bild soll…aber wirklich nur wenn nichts anderes mehr geht. Kein 50er und kein 85er. Also wirklich, wirklich nur zur Not. Bisher. Und dann trudelt dieses Bokehmonster ein, das SIGMA 35mm F1,2 DG DN | Art.

Ich wollte es testen. Ich wollte die F1,2 ausprobieren. Auch hier wieder mein Dank an SIGMA, dass sie mir diese Linse kurzfristig zur Verfügung gestellt haben. (Teilweise Fluch und Segen zugleich)

Es schellt und DHL übergibt mir ein Paket. Das Baby ist da. Paket geöffnet und …. Ein wahrliches Prachtstück…allerdings auch echt groß und schwer. Aber letztendlich bin ich es durch die 85mm und 135mm Linsen von SIGMA gewohnt. Es kommt darauf an, was es leistet. Ich besitze ein SIGMA 35mm F1,4 DC HSM | Art, allerdings noch für Canon, was ich mit dem Adapter MC-11 von SIGMA verwende. Was sehr selten der Fall ist (falls ich es noch nicht erwähnt habe). Was auffällt: Es ist größer, schwerer. Besitzt aber die neuen Features wie Blendenring mit De-Click-Funktion und der AFL Taste, die individuell belegt werden kann. Für mich wunderbare Helfer im Alltag, wenn es schnell gehen muss. Die AFL-Taste mit der Augenautofokusfunktion belegt, die Blende auf 1,2 eingestellt und schon kann es los gehen. Das erste Shooting war mit Louisa.

Ich kannte Louisa noch nicht, also haben wir klassisch mit dem SIGMA 85mm F1,4 DG HSM | Art begonnen. Nahe und intensive Portraits. Diese waren schnell im Kasten und wir beiden wollten das Wetter nutzen und raus. Eine gute Gelegenheit fürs 35mm. Kurz ins Auto und zu einer nahe gelegenen Location gefahren, wo ich wusste, dass es dort geeignete Sträucher und Bäume gibt. Dort alles und jede Perspektive ausprobiert. Quasi die Linse (und auch mich) an die Grenze des möglichen gebracht. Hartes Gegenlicht, Unschärfe etc., gerade bei den Gegenlichtsituationen war ich sehr angenehm überrascht über das Fokussierverhalten der Linse. Habe ich sonst immer Probleme, zeigt das 35mm Objektiv, dass es hier bestens mit der gegebenen Situation umgehen kann und ohne größere Probleme fokussiert (Ich hatte schon im Blogbeitrag für das 85mm Objektiv meine Probleme aufgrund meines extremen Schnittes erwähnt).

Louisa weiter weg, näher dran, von unten und von oben. Sehr gut, dachte ich….aber ich wollte die Linse noch intensiver testen….

2 Wochen später fuhr ich nach Frankfurt um Miri zu besuchen…im Gepäck wieder die 35mm Linse. Diesmal mit der Absicht ausschließlich damit Fotos zu machen.
Kurz in einem anliegenden Park begonnen, Fotos zu machen. Perspektive und Flucht nutzend. Wieder Gegenlicht, aber mit wechselnden Lichtsituationen (Bewölkung). Also AFL Taste und Blendenring intensiv getestet. Der Fokus zeigte sich erneut sehr zuverlässig und durch den Blendenring konnte ich sehr schnell die wechselnden Lichtverhältnisse ausgleichen (wie zu Analogzeiten). Wir sind dann zu einem verlassenem Gewächshaus gefahren.

Hier waren 35mm die beste Wahl um die Location in die Fotos mit einzubinden. Auch hier wieder Fluchten, Parallelen und Perspektiven, die es zu sehen und nutzen galt. Und jetzt galt es. Ich habe Miri statisch inmitten von Pflanzbeeten gestellt, um die Perspektive einzufangen. Parallele Linien, die das Auge leiten. Meine Länge von 2,10 Metern ist hier von Vorteil. Später dann in der Bewegung, im Laufen vor mir mit entsprechenden Gesten und Mimiken. Auch hier hat die Linse sauber funktioniert. Der Fokus hat sehr häufig gesessen (in der Situation ein 100%iges Ergebnis zu Verlangen wäre vermessen). Ich habe irgendwann komplett vergessen, dass ich „nur“ mit dem 35mm Objektiv unterwegs war und bin schlicht begeistert. Auch wenn ich keinen großen Vergleich habe, so hielten sich die Verzerrungen in einem sehr guten, akzeptablen Bereich und durch die Offenblende habe ich auch die nötige Unschärfe, die ich so sehr liebe und einen Teil meiner Fotos ausmacht. 

Kurze Zeit später ein letzter, kurzer Einsatz bei mir Daheim. Kimberly war zu Besuch und wir haben bei mir Fotos gemacht. Und auch hier wollte ich aus meiner Komfortzone raus und habe auch Fotos mit dem 35mm Objektiv gemacht. Diesmal sehr nahe Portraits. Ich vermeide es eigentlich so nah an die Modelle heranzutreten um ihnen den „Wohlfühlbereich“ zu gewähren. Aber hier wollte ich es wissen. Wie wirkt ein nahes Porträt. Strukturierten Stoffhintergrund aufgebaut und Kimberly auf einen Stuhl gesetzt. Das Licht war auf unserer Seite…und ich war erneut positiv überrascht. Es hilft manchmal wirklich, eingetretene Pfade zu verlassen und etwas neues zu probieren. Natürlich verzerrt das Bild etwas (wir reden hier von einem Weitwinkel), aber ich finde in einem absolut akzeptablen Bereich. Was aber hier extremst zur Geltung kommt, ist das Bokeh bei Offenblende. Die Sigmaobjektive sind bekannt für ihre überragende Abbildungsleistung und Schärfe, aber was mich jetzt zusätzlich überzeugt ist die „Unschärfe“. Das Bokeh. Bei dem nahen Porträt, aber auch bei den etwas weiter entfernten mit Miri, gibt es immer diese „sanfte“ Unschärfe, die das Objekt, das Model wunderbar freistellt und somit das Auge lenkt. Ich liebe dieses Spiel mit dem Betrachter.

Leute. Was soll ich euch von dem ganzen technischen Kram erzählen. Ich habe wenig Ahnung davon und habe mich auch nie damit beschäftigt bzw. beschäftigen wollen. Für mich zählt das Ergebnis und der Weg dahin. Die Fotos macht letztendlich der Fotograf. Aber ihr bestimmt, welches Werkzeug zu Einsatz kommt und dies kann wirklich unterstützen.

Also wenn ihr ein Weitwinkel sucht, was exzellent fokussiert, eine sehr gute Schärfe und ein, für diese Brennweite, beispielloses Bokeh besitzt, dann geht kein Weg am SIGMA 35mm F1,2 DG DN | Art vorbei.

PS: Ich glaube ich werde mein 1,4er verkaufen und mir das 1,2er kaufen. Braucht jemand ein kaum benutztes 35mm 1,4 für Canon 😃 ?

 
Stefan Beutler
Peoplefotograf

Fotograf seit 2004 und der Schwerpunkt ist die Menschenfotografie. Für mich zählt der Moment. Jeder hat etwas zu erzählen. Jeder hat seine Geschichte und ich möchte Fotos machen, worin sich der Mensch wiederfindet. Meist bei verfügbarem Tageslicht, immer Offenblendig. Sehr reduziert, sehr natürlich gehalten.

Website | Facebook | Instagram

Alle Bilder dieses Beitrags in der Übersicht