Rollingshots: Der Weg zu perfekten Fahraufnahmen © Jan Götze

Rollingshots: Der Weg zu perfekten Fahraufnahmen

Autos bestimmen mein Leben. So lange ich denken kann, haben mich Autos fasziniert. Als kleiner Junge habe ich Autoquartetts und Modellautos im Maßstab 1:64 gesammelt, bin mit großen Augen durch die Showrooms der örtlichen Autohäuser gewandert und war so oft es ging am Nürburgring und anderen Rennstrecken. Bis heute hat mich diese Leidenschaft nicht losgelassen – im Gegenteil. Mit 15 kaufte ich mir meine erste Kamera, eine Casio Exilim für 210 Euro. Von diesem Moment an war ich fast täglich in meiner Heimatstadt unterwegs und fotografierte Autos. Mein neues Hobby war geboren: Das Carspotting.

Während es anfangs nur darum ging möglichst seltene Autos auf öffentlichen Straßen zu erwischen, wollte ich schnell nicht mehr nur viele Fotos, sondern vor allem qualitativ hochwertigere Fotos der Autos. Ich las mich ein und versuchte meine Fähigkeiten zu verbessern, doch die Casio kam schnell an ihre Grenzen. Eine DSLR musste her. Nachdem ich ein bisschen Geld gespart hatte, legte ich mir eine Pentax K20D zu und war hoch motiviert endlich richtig mit der Autofotografie loszulegen. 

Ich erinnerte mich an die Cover der bekannten Auto-Magazine, auf denen Sportwagen in voller Fahrt zu sehen waren. Fotos von Autos in Bewegung haben mich schon immer fasziniert. Statische Autos sind zwar wunderschön anzuschauen aber Fahrzeuge in Bewegung zu sehen und diesen Moment festzuhalten, ist in meinen Augen etwas ganz besonderes. Das wollte ich auch – mit meinen eigenen Fotos.

Rollingshots, car-to-car-Fotos oder auch schlicht Fahraufnahmen können ganz schön tricky sein und bedürfen viel Übung bis sie letztendlich gelingen. Bevor wir zu meinen Tipps für gelungene Rollingshots kommen, noch ein kurzer Blick auf meine Ausrüstung. Die Pentax K20D wurde nach einem nicht überstandenen Regeneinsatz von einer Pentax K-5 beerbt. Diese nutzte ich einige Zeit mit dem mitgelieferten 18-55 mm Kitobjektiv, bevor ich mich auf die Suche nach einem lichtstärkeren Objektiv machte. Anders als bei Canon, Nikon oder auch Sony ist die Objektiv-Auswahl für Pentax nicht gerade riesig.

Nach intensiver Recherche und aufgrund der durchweg guten Bewertungen entschied ich mich für das SIGMA 17-50mm F2,8 EX DC OS HSM – eine Entscheidung, die ich bis heute nicht bereut habe. Im Vergleich zum Kit-Objektiv ist das SIGMA 17-50mm größer und schwerer, aber auch deutlich hochwertiger. Mit 560 Gramm wiegt es mehr als doppelt so viel wie die Pentax-Linse, was sich für mich sogar als Pluspunkt herausstellen sollte. Erst vor einigen Monaten habe ich mein Equipment um eine Sony A7R III ergänzt und auch wenn die Objektiv-Auswahl für diese Kamera deutlich größer ist, habe ich mich aufgrund meiner guten Erfahrungen für das SIGMA 24-70mm F2,8 DG DN | Artals Immerdrauf-Objektiv entschieden.

Doch genug Theorie, kommen wir zur Praxis. Fotos von fahrenden Autos können ganz grob in zwei Kategorien aufgeteilt werden: Mitzieher (Pannings) und Fahraufnahmen (Rollingshots oder car-to-car-Fotos). Es gibt auch noch die sogenannten Rigshots bei denen ein Kamera-Rig am Autos befestigt wird, doch das ist wieder ein gänzlich anderes Thema. 

Für Rollingshots genügen Kamera, idealerweise ein Zoom-Objektiv und ein zweites Auto. Wie der Name „car-to-car“ verrät, wird das eine Auto aus einem zweiten Auto heraus fotografiert und das funktioniert so: Auf abgesperrter Strecke fahren beide Autos dieselbe Geschwindigkeit und halten den gleichen Abstand zueinander. Der Fotograf, natürlich entsprechend gesichert, fotografiert aus dem Seitenfenster oder dem Kofferraum. Das Ziel bei Rollingshots ist, es so aussehen zu lassen als würde das Auto richtig schnell fahren. Hierbei sollte der Hintergrund möglichst unscharf sein während das Auto komplett im Fokus ist. Dazu sind die richtigen Einstellungen nötig. Generell gilt: Je länger die Belichtungszeit, desto verschwommener der Hintergrund. Doch Vorsicht: Nicht nur für Anfänger ist es schwierig die Kamera in einem fahrenden Auto so ruhig zu halten, dass das Bild trotzdem scharf wird.

Amateuren würde ich den Tipp geben mit einer Belichtungszeit von 1/50 s oder 1/40 s zu starten. Die Blende sollte nicht zu offen sein, denn das gesamte Auto soll scharf abgebildet werden. Hier empfehle ich mindestens F6,3, besser noch F8,0 und aufwärts zu nutzen. Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein schwereres Objektiv wie das 17-50mm F2,8 EX DC OS HSM hilfreich sein kann, um die Kamera möglichst ruhig zu halten.

Die obengenannten Einstellungen sind keine Allzwecklösung, sondern lediglich als Empfehlung für Einsteiger anzusehen. Von hieran heißt es üben, üben, üben. Mit etwas Erfahrung könnt ihr die Belichtungszeit peu à peu verlängern und ihr werdet sehen wie sich die Fotos verändern. Mit 1/13 s oder sogar 1/10 s kann es plötzlich so aussehen, als hättet ihr das Foto bei 200 km/h gemacht obwohl ihr nur 50 km/h gefahren seid. Unerlässlich bei Fahraufnahmen ist natürlich ein absolut treffsicherer Autofokus – eine Disziplin in der mich meine SIGMA-Objektive noch nie im Stich gelassen haben.

Das waren die Basics für gute Rollingshots aber mein wichtigster Tipp lautet: Nicht aufgeben! Auch Profis machen bei Rollingshots hunderte oder sogar tausende Fotos von denen 99 Prozent Ausschuss sind. Über die Jahre konnte ich viele verschiedene Autos fotografieren und noch immer faszinieren mich Fahraufnahmen. Dieser Moment, wenn man Massen an Fotos durchschaut und das eine, perfekt fokussierte Foto dabei ist, ist jedes Mal aufs Neue ein ganz besonderes Gefühl!

 
Jan Götze
Automobilfotograf

Jan ist ein Motorjournalist, Fotograf und absoluter Auto-Nerd. Egal ob Autoquartetts, Modellautos oder jegliche Art von Automobilia, in seinem Leben dreht sich fast alles um das Thema Auto.

Zur Fotografie kam er über das Carspotting und hat seine Skills kontinuierlich weiterentwickelt. Auch heute freut er sich über jeden Supersportwagen oder Oldtimer, den er fotografiert!

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