Nordmazedonien, die geheime Perle des Balkans – Teil 2
Seine winterliche Reise begann Johannes Hulsch im Norden von Albanien. In Teil 1 berichtete er uns von seinen Abenteuern (eingeschlossen) zwischen Schneelawinen und Hochwasser. Nachdem er sich zurück in die Zivilisation gekämpft hatte machte er sich auf in ein neues Land, von welchem er euch nun in Teil 2 berichtet.
Die Balkan Region ist für viele eine der letzten vom Massentourismus verschonten Gebiete Europas. Nicht verwunderlich also, dass die Länder südlich der Alpen auch mich wieder in ihren Bann ziehen. Deshalb möchte ich euch heute mit auf eine virtuelle Reise durch Nordmazedonien nehmen, ein Land was mich dank seiner vielfältigen Kultur, Landschaft und freundlichen Menschen nachhaltig beeindruckt hat.
Der Winter in den Balkanstaaten ist wieder erwarten nicht überall gemäßigt und angenehmer als in Deutschland, so auch in Nordmazedonien. Ich hatte mich natürlich vorher diesbezüglich belesen und genug warme Klamotten eingepackt, jedoch kam der Wintereinbruch plötzlicher als ich ihn erwartet hatte.
Da sowohl Albanien als auch Nordmazedonien nicht Teil der EU sind dauerte die Grenzkontrolle etwas länger und es ist empfehlenswert eine der Posten zu passieren, welcher nicht an einer Hauptverkehrsroute liegt. Sonst steht man öfters auch ein paar Stunden in der Schlange. Ich entschied mich den Ohridsee östlich zu umfahren, um an mein Tagesziel, der gleichnamigen Stadt Ohrid zu gelangen. Der Ohridsee zählt mit zu den ältesten Seen Europas und ist auch das größte Gewässer Nordmazedoniens. Entlang des Sees finden sich zahlreiche Badestellen und Attraktionen, wie das Kloster Sveti Naum oder das Bay of Bones Museum, eine authentische Rekonstruktion einer Pfahlbausiedlung, die zwischen 1200 und 700 v. Chr. dort entstand. Im Winter ist man jedoch an den meisten Orten der einzige Tourist.
Angekommen in Ohrid war ich sofort in die Stadt verliebt. Zwar hatte es an dem Abend noch nicht geschneit jedoch tauchten die altertümlichen Straßenlaternen die engen Gassen in ein angenehm warmes Licht, so dass ich mich gleich auf eine kleine Erkundungstour machte. Man merkte sofort, dass diese Stadt ein geschichtsträchtiger Ort ist. Unweit der Altstadt, auf einem Felsvorsprung der in den See hinausragt befindet sich eines der bekanntesten Postkartenmotive des Balkans, die „Kirche des heiligen Johannes von Kaneo“. Diese steinerne byzantinisch-orthodoxe Kirche wurde bereits im 13. Jahrhundert errichtet und wird auch Nachts wunderschön beleuchtet. Ausgelaugt von der langen Autofahrt ging ich diesmal etwas früher schlafen, stellte jedoch den Wecker auf fünf, da ich in der Früh noch einmal zur blauen Stunde durch die menschenleeren Gassen laufen wollte.
Am nächsten Morgen wurde ich von einer Menge an Neuschnee überrascht, die ich selbst in den Bergen von Albanien nicht erlebt hatte. Von meiner Unterkunft aus konnte ich die komplette Altstadt, die Uferpromenade, den kleinen Hafen und die Mauern der Samuels Festung überblicken. Alles war mit einer dicken Schneedecke überzogen und ich konnte mein Glück kaum fassen, denn bei meiner Recherche hatte ich gelesen, dass im Winter in Ohrid nicht wirklich häufig Schnee liegt. Sofort schnappte ich meine Kamera und Stativ und zog los durch die verwinkelten Gassen.
In meinem Rucksack findet sich neben dem Main-Body, der Sony A7RIII auf jeder Reise immer ein Kit aus meinen drei Lieblings-SIGMA-Linsen, die auf keiner Reise fehlen dürfen: Das SIGMA 14-24mm F2,8 DG DN | Art Superweitwinkel, das SIGMA 24-70mm F2,8 DG OS HSM | Art Universal-Zoom und das SIGMA 70-200mm F2,8 DG OS HSM | Sports Tele-Zoom. Das 24-70mm, als auch das 70-200mm adaptiere ich mit dem SIGMA MC-11 Adapter von Canon- auf Sony-Bajonett. Da ich mir meistens genug Zeit für ein Foto nehme und auch zu 90% manuell fokussiere bin ich mit dieser Auswahl momentan sehr zufrieden. Trotz des leichten und kompakten Packmaßes muss ich kaum Kompromisse in Sachen Lichtstärke oder Abbildungsqualität machen und bin für alle Fälle ausgestattet.
Als ich wieder bei der „Kirche des heiligen Johannes von Kaneo“ angelangt war laufe ich diesmal weiter den Hügel hinauf Richtung Festung, da man von dort oben auch einen wunderschönen Ausblick über die Altstadt, das antike Theater und die alte Stadtmauer hat. Dabei kam ich noch an der Ausgrabungsstätte vor der neu gebauten Kirche des heiligen Kliment von Ohrid vorbei. Ohrid war im Mittelalter eines der wichtigsten geistigen Zentren des Christentums und ist seit der Bronzezeit durchgängig besiedelt. So lassen sich Überreste von vielen Epochen der Menschheitsgeschichte hier finden. Es soll hier beispielsweise der Ursprung der kyrillischen Schrift sein, vorangetrieben durch die Missionierung von Bischof Kliment von Ohrid.
Die Samuels Festung thront auf dem Gipfel eines Felssporn und ist ein Überbleibsel der byzantinischen Herrschaft auf dem Balkan. Umschlossen wird die Stadt neben dem See von, im Winter schneebedeckten Bergketten, die teilweise über 2000 Meter hoch sind.
Um unnötiges Offenlegen des Sensors beim Objektiv Wechsel zu meiden entschied ich mich bei meinem Rundgang fast ausschließlich das 24-70mm F2,8 drauf zu lassen, da es mir sowohl genügend Weitwinkel für die Aufnahmen in den Gassen bot als auch die umliegenden Berge ausreichend heranholte.
Nach diesem erfolgreichen Morgen setzte ich meine Reise fort Richtung Krusevo, wo ein besonderes Gebäude auf mich wartete.
Nach einer zweistündigen Fahrt über größtenteils leere, dafür aber auch schlecht geräumten Straßen erreichte ich endlich mein nächstes Ziel, Krusevo. Auch dieser Ort ist ein sehr wichtiger Schauplatz der jüngeren Geschichte Nordmazedoniens. Hier fand im Jahr 1903 der sogenannte Ilnden-Aufstand statt. Am 19. August brach hier eine Volksrevolte gegen das vorherrschende Osmanische Reich aus. Dabei starben neben vielen Aufständigen auch tausende Zivilisten. 1970 bis 1974 wurde das „Makedonium“ oder auch „Ilinden-Denkmal“ als Mahnmal des Aufstandes in Krusevo errichtet. Besonders faszinierend für mich war dabei die Form des Bauwerkes.
Doch nicht nur die Architektur in Nordmazedonien war für mich besonders, auch die weiten unberührten Landschaften ziehen einen in den Bann. Auf dem Weg zu meinem nächsten Ziel fuhr ich in Richtung Mavrovo Nationalpark, welcher mit einer Fläche von 731 Quadratmetern der Größte des Landes ist. Am Fuße des Bistra Gebirges befindet sich neben dem beliebten Ski Resort Zare Lazarevski auch der Mavrovo See. Besonders ins Auge sticht dort die alte Kirche von Mavrrovo, welche in den Sommermonaten komplett vom Wasser des Sees eingeschlossen wird. Im Winter konnte ich mir jedoch ohne die Gefahr nasse Füße zu bekommen das Gebäude näher anschauen.
Die Nacht verbrachte ich in einem kleinen Gasthaus in Janche, nachdem der Vermieter meines gebuchten AirBnB’s sich nicht mehr gemeldet hatte und mich die Dorfpolizei freundlicherweise zur nächstmöglichen Unterkunft eskortierte. Der Ort stellte sich auch als recht fotogen heraus und so konnte ich das Morgenlicht von meiner Dachterrasse aus gut nutzen. Das nächste geplante Fotoziel meiner Reise befand sich bereits in der Nähe.
Das orthodoxe Kloster Sveti Jovan Bigorski ist eine der wichtigsten kulturellen Sehenswürdigkeiten des Landes. Es wurde an einen steilen Berghang, in dem durch den Fluss Radika gebildeten Tal im Nationalpark errichtet. 2020 wurde die Gründung des Klosters vor genau 1000 Jahren gefeiert. Da ich möglichst unauffällig im Kirchhof ein paar Bilder machen wollte entschied ich mich meinen Fotorucksack im Auto zu lassen und nur die Kamera und den Allrounder SIGMA 24-70mm F2,8 DG OS HSM | Art mitzunehmen. Als ich mir im Innenhof die beeindruckenden Außenmaße des Klosters anschaute kam plötzlich ein junger Mönch auf mich zu und begrüßte mich mit Vornamen. Es stellte sich heraus, dass er den Social-Media-Kanal des Klosters betreute und da ich mich vorher auf dem Profil des Kosters schon einmal umgeschaut hatte erkannte er mich anhand des Profilbilds. Er erzählte mir, dass generell die Mönche hier alle noch jünger seien und besonders durch die Sozialen Medien immer mehr junge Menschen sich für das Kloster interessierten. So hatte ich genug Brennweite für eine Aufnahme der Totale des Klosters, als auch für potentielle Portraits der Mönche.
Nach einem informativen Gespräch brach ich auf zur letzten Etappe meiner Reise Richtung Bitola, der drittgrößten Stadt Nordmazedoniens. Früh morgens ging es für mich los ins fünfzig Kilometer entfernte Dorf Zovich, dort sollte es eine schöne Steinbrücke mit Mühle an einem Bachlauf geben.
Was in meinen Reiseführern jedoch nicht erwähnt wurde, war dass die Straße dorthin im Winter nicht geräumt wurde. Zwar war die Strecke asphaltiert, jedoch dank der andauernden Kälte total vereist und mit Schneewehen eingeschneit. So brauchte ich für die Strecke fast zwei Stunden statt der geplanten 50 Minuten. Weswegen ich auch erst nach dem Sonnenaufgang das Dorf erreichte. Das Licht war zum Glück noch angenehm soft und ich konnte die Kulisse auf mich wirken lassen. Um die isolierte Lage des Dorfes in der felsig verschneiten Umgebung zu verdeutlichen beschloss ich mich auf längere Telebrennweiten zu beschränken. Hierbei bietet das 70-200 F2,8 DG OS HSM | Sports von SIGMA für mich den besten Kompromiss aus Abbildungsqualität, Zoomstufen und Portabilität. Die Berge in der Ferne konnte ich so in die Bildkomposition integrieren, dass der Betrachter Dimensionen derer auch erkennt. Falls die 200mm nicht ausreichen kann ich dank der 42 Megapixel und der sehr guten Abbildungsleistung das Bild auch noch individuell zuschneiden.
Dank der erschwerten Witterungsbedingungen war ich an diesem Tag wohl der einzige Tourist in dem 15 Seelen Dorf. Wer also auf der Suche nach einem Abenteuer abseits der Touristenströme sucht sollte sich Nordmazedonienen auf jeden Fall genauer anschauen. Auch ohne Touristenführer und mit einer Offenheit der einheimischen Kultur gegenüber kann man sich dort sicher auf Erkundungstour begeben. Ich werde sicher im Sommer oder Herbst noch einmal wiederkommen und ein paar mehr Wanderungen in den Bergen dort unternehmen, denn ich habe in der kurzen Zeit leider nur ein Bruchteil des Landes erkunden können. Im Abschluss meiner Balkanreise nehme ich euch wieder mit in den Südlichen Teil Albanien, wo mich auch endlich ein bisschen angenehmere Temperaturen erwarteten.
Aufgewachsen in einer ländlichen Gegend entdeckte Johannes Hulsch bereits früh die Schönheit der Natur für sich. Mit der alten Kamera seines Vaters begann er seine ersten Schritte im Bereich der Landschaftsfotografie. Dabei beschränkte er sicher vorerst auf das Gebiet des Erzgebirges. Mit zunehmendem Erfolg seiner Bildern in den sozialen Medien begannen sich auch die Reisen auf Deutschland und Europa auszuweiten. Mittlerweile ist er selbständig als Landschaft- und Reisefotograf in Leipzig ansässig und nimmt seine Follower mit auf seine Abenteuer rund um den Globus. Jedoch gilt für ihn nach wie vor das Motto: „Für ein gutes Foto muss man seinen Blick nicht in die Ferne schweifen lassen, die schönsten Dinge findet man meistens direkt vor der Haustür, da man sich dort auskennt wie kein zweiter.“