Landschaftsfotografie mit dem 60-600mm von Robert Sommer
Hallo zusammen,
wie in meinem letzten Blog beschrieben, war ich letztes Jahr mit meiner kleinen Familie und dem Wohnwagen in Deutschland unterwegs. Wir hatten zwar ursprünglich andere Pläne, aber wir sind froh uns so viele wunderbare Ecken in unserer Heimat angesehen zu haben. Während ich in dem letzten Blog mehr über unseren Aufenthalt in Süddeutschland berichtete, möchte ich mich heute einem speziellerem Thema widmen. Mit dabei hatte ich zwar einige Objektive, doch gerade das SIGMA 60-600mm F4,5-6,3 DG OS HSM habe ich erstaunlich oft für die Landschaftsfotografie eingesetzt. Was dabei herausgekommen ist, möchte ich in diesem Blogbeitrag vorstellen.
Wenn ich normalerweise Landschaftsfotografie betreibe, dann sind meine gewählten Objektive eher weitwinklig bis sehr weitwinklig. Nur selten fotografiere ich dabei mit längeren Brennweiten, da eigentlich immer möglichst viel farbenfroher Himmel und die passende Spiegelung im Wasser mit drauf sein muss, falls ich an einem See fotografiere. Aufgrund der Gegebenheiten vor Ort und der Tatsache, einfach auch mal ein paar neue Sachen auszuprobieren, habe ich dieses Mal oft mit sehr langen Brennweiten fotografiert.
Unser erster Aufenthalt war im wunderbaren Elbsandsteingebirge, was für mich Flachlandtiroler schon ein halbes Gebirge ist. Es war einige Tage sehr heiß und hat dann zwei Tage fast durchgeregnet. In der darauffolgenden Nacht sollte es sternenklar und relativ kühl werden, was definitiv gute Voraussetzungen für Nebel sind. Ich hatte mich mit jemandem verabredet, der sich vor Ort ziemlich gut auskennt und zunächst war für den nächsten Morgen ein Klassiker geplant, die Bastei.
Was möchte man also haben, wenn man Nebel fotografieren möchte? Genau, Nebel. Und was möchte man nicht haben, wenn man Nebel fotografieren möchte? Richtig, viel zu viel Nebel.
Wir hatten uns über eine Stunde vor Sonnenaufgang an der Bastei getroffen und festgestellt, dass es leider viel zu neblig ist. Wäre ich alleine dort gewesen, hätte ich eventuell darauf gehofft, dass der Nebel sich irgendwann verzieht, aber dank meiner erfahrenen Begleitung haben wir uns kurzfristig für einen anderen Spot entschieden, der leider nicht gleich nebenan war. Nachdem wir ein gutes Stück gefahren sind, mussten wir auch noch im Eiltempo einen Berg erklimmen, da der Sonnenaufgang immer näher rückte. Aber es hat sich gelohnt…und wie es sich gelohnt hat. Es war absolut windstill und wir haben es rechtzeitig vor Sonnenaufgang geschafft. Wir waren weit genug über dem Nebel und hatten somit eine perfekte Sicht auf die umliegende Gegend.
In dem Moment war es für mich unglaublich entspannend mal nicht mit einem Ultraweitwinkel zu arbeiten. Ich musste mir nicht noch schnell einen passenden Vordergrund suchen, oder diverse Filter heraussuchen, um die Helligkeitsunterschiede auszugleichen.
Ich habe mein Stativ bodennah aufgebaut, mich hingesetzt und ausschließlich mit dem 60-600er gearbeitet. Der Nebel lag überall in den Tälern und ich habe durch den Sucher einfach die Gegend abgescannt, immer auf der Suche nach interessanten Bildausschnitten. Sei es eine kleine Baumgruppe, oder die Festung Königsstein, die wie im Märchen im Nebel zu schweben schien.
Bei den nächsten beiden Fotos sieht man wunderbar, welch unterschiedliche Aufnahmen man mit Blick in die gleiche Richtung machen kann, einmal mit 70mm und einmal mit vollen 600mm.
Bei der ersten Aufnahme mit 70mm wurden die schroffen Sandsteine im Vordergrund langsam von der Sonne angestrahlt, während die Täler in der Ferne im Nebel lagen. Bei der zweiten Aufnahme mit 600mm Brennweite habe ich mich auf die Sandsteine am Horizont konzentriert. Nicht nur die Bildwirkung, auch der Gestaltungsspielraum ist bei dem Brennweitenbereich echt enorm.
An dem Morgen waren die Bedingungen für lange Brennweiten aber generell aus mehreren Gründen absolut ideal. Wie bereits erwähnt, war die Nacht sternenklar und es gab auch am Morgen keinerlei Wolken am Himmel, die irgendwie hätten bunt werden können. Es gab zwar ziemlich viel Nebel, aber ins Tal direkt vor uns hat er es dann doch nicht geschafft. Eine Ultraweitwinkelaufnahme hätte also einen kaum interessanten Vordergrund gehabt und dazu einen völlig langweiligen Himmel. Mit 600mm hat man dagegen immer wieder neue spannende Ausschnitte entdeckt.
Die Sonne kam langsam höher und immer wieder änderte sich durch den Nebel das Umland. In einem Stück Wald war gerade so viel Nebel vorhanden, dass man die Bäume noch gut erkennen konnte. Als dieses Stück dann von der Sonne angestrahlt wurde, ergab das eine unglaubliche Stimmung.
Hätte ich an dem Morgen nur mit einem Weitwinkel gearbeitet, hätte ich vielleicht ein oder zwei verschiedene Fotos machen können. Durch die lange Brennweite hatte ich allerdings unzählige schöne und vor allem sehr abwechslungsreiche Motive. Auch die Lichtstimmungen haben sich extrem unterschieden, je nachdem ob ich gegen das Licht fotografiert habe, oder ob das Licht von der Seite kam.
Nach einem kurzen Blick zur Bastei, die nach wie vor im Nebel lag, ging es dann wieder den Berg hinunter und zurück zum Campingplatz.
Ein paar Tage später bin ich wieder weit vor Sonnenaufgang aufgestanden und auf den Lilienstein geklettert, wo eine sehr markante und bekannte kleine Kiefer steht. Dieser kleine Baum wurde schon unzählige Male fotografiert und so erwartete ich auch an dem Morgen nicht wirklich alleine vor Ort zu sein. Das „Problem“ waren hingegen jedoch nicht die anderen Fotografen, sondern einige andere Frühaufsteher, die sich direkt vor den Baum und somit mitten ins Bild von ca. sechs Fotografen setzten. Nun ja, auch wenn Rücksicht schon irgendwie cool gewesen wäre, so gehört der Platz Allen, die die Natur genießen wollen. Ich habe mich wieder mit dem 60-600er auf die Suche nach interessanten Motiven gemacht und den Baum einfach mal links liegen lassen. Nach einiger Zeit stieg dann im ersten Sonnenlicht des Tages mitten über der Elbe ein Heißluftballon auf. Mit knapp 400mm hatte ich noch ein gutes Stück der Elbe mit im Bild, an dem sich der orangefarbene Himmel spiegelte und somit wunderbar den Blick zum Ballon leitet.
Rückblickend bin ich im Urlaub ziemlich oft vor Sonnenaufgang auf irgendwelche Berge gewandert, die zunehmend höher wurden. Der Lusen im Bayerischen Wald war als nächstes an der Reihe und auch wenn bei weitem nicht so viel Nebel wie im Elbsandsteingebirge vorhanden war, so war der Blick in die Ferne wieder wunderbar. In den Tälern lag ein wenig Dunst und der Himmel färbte sich kurz vor Sonnenaufgang in schönen Rot- und Orangetönen. Ich entschied mich für ein Hochkantpanorama mit sieben Aufnahmen und 200mm Brennweite. Die gleiche Bildwirkung hätte ich zwar auch mit einem Querformat und etwas mehr Weitwinkel gehabt, welches ich dann im Nachhinein beschnitten hätte. So aber habe ich eine sehr viel höhere Detailtiefe und wesentlich mehr Megapixel, falls ich das Foto mal etwas größer drucken möchte.
Wenn man die Berge nicht gewöhnt ist, dann wird man immer wieder ins Staunen versetzt, wenn man von oben in die Ferne blicken kann. Es ist jedes Mal so faszinierend, wie sich der Nebel durch die Täler zieht oder die Wolken sich über einen Berg schieben.
Die Bergsteigerei gipfelte sprichwörtlich dann mit der Zugspitze, für die ich dann aber doch lieber die Seilbahn genommen habe. Es war ein strahlend blauer Himmel und die Sonne gab alles.
Vor mir lagen die Alpen und eine Gebirgskette zeichnete sich hinter der nächsten ab, wodurch eine beeindruckende Kulisse aus Licht und Schatten entstand.
Neben den ganzen Bergen, faszinieren mich auch Bäume bei der Landschaftsfotografie immer wieder. Und ich bin in Bayern auf ein bekanntes Problem gestoßen. Mir ist eine Pflanze aufgefallen, die es bei uns in Norddeutschland nicht gibt, das drüsige Springkraut. Dabei handelt es sich um einen invasiven Neophyt, der sich offenbar recht stark ausbreitet. In der Nähe unseres Campingplatzes habe ich eine Stelle gefunden, an der das Springkraut sich förmlich einen zick-zack-Weg in einen Nadelwald bahnt. Ich habe bis zum Abend gewartet, so dass alles von der Abendsonne erstrahlt wird. Dieses Bild weckt bei mir irgendwie gemischte Gefühle, da es mir von den Farben und vom Bildaufbau her sehr gefällt. Gleichzeitig zeigt es aber eines von vielen akuten Problemen, mit denen unsere heimische Natur zu kämpfen hat.
Immer wenn wir in den Bergen unterwegs waren, richtete sich mein Blick nach oben. Ich habe versucht spannende Details zu finden und meistens halfen mir die Wolken oder der Nebel dabei. Oftmals ergaben sich so dramatische Lichtstimmungen am Hang, wenn zum Beispiel eine Baumgruppe durch die Wolken trat.
Ich fotografiere auch gerne einzeln stehende Bäume, was bei uns im Norden relativ einfach ist. Auf den vielen Feldern stehen immer wieder sogenannte Solitärbäume, die sich ziemlich gut als Motiv eignen. Wenn man in den Bergen jedoch einen ganzen Hang voller Bäume hat, wird es recht schwer sich auf einzelne Exemplare zu konzentrieren.
Bei einem unserer Campingplätze hatte ich jedoch Glück. Jeden Morgen zur Frühstückszeit kämpfte sich die Sonne gerade so über einen Berg und erstrahlte dabei die Spitze einer einzelnen Birke, während alle Bäume drumherum noch im Schatten lagen. Ich konnte also ganz gemütlich meinen Kaffee trinken, warten bis die Sonne endlich hoch genug stand und dann fix meine Kamera schnappen. Und somit hatte ich meinen einzelnen Baum im Kasten.
Es war für mich eine spannende Erfahrung mit der langen Brennweite auf Motivjagd zu gehen. Man muss seinen Blick für das Motiv komplett umstellen, als wenn man alles mit einem Weitwinkel betrachtet. Es gibt viel mehr zu entdecken und der Gestaltungsspielraum ist um einiges größer. Im Prinzip ist es wie ein Makro für die Ferne und ich werde in Zukunft wesentlich öfter mit 600mm die Landschaft erkunden.
Robert Sommer ist geboren und aufgewachsen in Röbel / Müritz, ist ein Softwareentwickler aus Hamburg und ein international ausgezeichneter Naturfotograf. Fotografiert hat er schon immer gerne, doch erst mit dem Kauf der ersten Spiegelreflexkamera ging die Leidenschaft so richtig los. Während die ersten Jahre alles geknipst wurde, was vor die Linse kam, konzentriert sich Robert Sommer mittlerweile ausschließlich die Naturfotografie. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich um Landschaften, Pflanzen oder Tiere handelt. Doch es gibt ganz klar einen Favoriten – die Vogelfotografie.
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