Weil's zu Hause am schönsten ist! © Maximilian Draeger

Weil’s zu Hause am schönsten ist!

Eine kleine Anmerkung zu Beginn.
Gerade in Zeiten wie diesen, wird einem vor Augen geführt, welche Vorzüge das eigene Wohnumfeld hat. Um die Pandemie, in der wir alle leben, nicht weiter zu verstärken und auszudehnen, ist es besonders wichtig die Richtlinien und Maßnahmen zu beachten. 
Uns ist bewusst, dass nicht jeder das Privileg hat, ein Ausflugsgebiet direkt vor der Haustür zu haben, dennoch sollte aktuell niemand größere Fahrten auf sich nehmen, um so sich selbst und andere zu schützen. 
Die nachfolgenden Bilder sind in Zeiten ohne Beschränkungen entstanden.

Für den perfekten Skitag, den besten Schnee und die besten Fotos reise ich viele, viele Stunden durch die Alpen und verbringe gefühlt viel zu viel Zeit am Steuer. Wenn der Plan aufgeht, die Bedingungen super sind und ich abends eine volle Speicherkarte mit tollen Bildern in den PC stecke, scheint in diesem Moment auch ganz und gar nichts dagegen zu sprechen. Wäre da nicht das schlechte Gewissen mit den vielen hundert Kilometern pro Woche auch fleißig am Klimawandel mitzuwirken…

Nun gut, ohne Reisen wird’s als Bergsportfotograf schwierig seine Jobs umzusetzen, die Berge in direkter Umgebung erstrahlen ja nicht immer in vollem Glanz, guten Bedingungen muss man da schon ein Stückchen entgegen kommen. Schneekarten, Wetterprognosen und Lawinenlageberichte vergleichen und stundenlang die Karte studieren, um sich neue Gebiete zu erschließen, hat also absolut seine Berechtigung und ist in meinen Augen auch einer der spannendsten Parts meiner alltäglichen Arbeit.

Und dennoch… wenn daheim, nur 20 Minuten von der Haustür entfernt, alles zusammen kommt mischt sich da ein ganz besonderes Gefühl von Zufriedenheit und Glück in den Adrenalin und Endorphin Cocktail.

Doch von vorne. Über Nacht sollen 30 Zentimeter im Wilden Kaiser fallen und da die Temperaturen niedrig sind, sollte der Schnee auch auf der Südseite bei strahlendem Sonnenschein noch eine Zeit lang pulvrig sein. Wir beschließen früh zu starten um im ersten Morgenlicht bereits über der Waldgrenze zu sein und das warme Licht für ein paar Aufnahmen zu nutzen.

Neben der Lawinen- und Skiausrüstung packe ich unter anderem eine Canon 5D und das SIGMA 70-200mm F2,8 DG OS HSM | Sports in meinen Rucksack ehe es im Schein der Stirnlampe und des untergehenden Mondes in Richtung Gruttenhütte geht. Die Luft ist kalt und klar, der versprochene Neuschnee umhüllt die Landschaft in einem weichen Kleid. Die Verhältnisse sind perfekt – zum Skifahren und zum Fotografieren!

Als die Sonne aufgeht erreichen wir mit unseren Steigfellen gerade eine kleine Erhebung im weiten Kar, die hohen Tauern in der Ferne leuchten im zarten Morgenlicht und so lassen sich mit dem Tele schöne „Portraits“ der eindrücklichen Pyramide des Großvenedigers und von meiner Freundin im Gegenlicht machen.

Schließlich steigen wir in dem uns wohlvertrauten Gelände in eine enge Scharte auf, die den Blick auf die düstere und wenig einladende Nordseite freigibt. Dort wollen wir heute nicht hinunter, uns lockt vielmehr der lange unverspurte Pulverhang, der dank seiner ostseitigen Ausrichtung in der Sonne liegt. Eine kleine Mulde bildet einen schönen Vordergrund für einen großen Powderturn vor dem Wolkenmeer, das das Tal im Hintergrund füllt. Über Funk besprechen wir wo Kathi fahren soll, ich lege meinen Bildausschnitt fest und stelle eine kurze Verschlusszeit ein um den aufgewirbelten Schnee einzufrieren. Es dauert nur ein paar Sekunden dann ist das Spektakel vorbei und schon beim Auslösen ist mir klar: Der Shot hat gepasst! Mit einem breiten Grinsen im Gesicht genießen wir die restliche Abfahrt zum Auto.

Als ich bereits mittags im Büro die Bilder durchgehe überkommt es mich dann nochmal: Dieses Gefühl aus Freude, Glück, Zufriedenheit und Dankbarkeit dass wir solche intensiven Tage direkt hinter der Haustür erleben dürfen. Es ist und bleibt einfach etwas Besonderes „dahoam“ Ski zu fahren.

 
Maximilian Draeger
Sportfotograf

Maximilian Draeger entdeckte mit 14 Jahren seine Leidenschaft für die Berge, als ihn sein Freund Jakov in die bayerischen Voralpen mitnahm. Egal ob Wandern, Mountainbiken, Trailrunning, Klettern, Bouldern, Hochtouren oder Skifahren - Die Leidenschaft für die Berge ist seitdem ungebrochen und bestimmt sein Leben seit Jahren maßgeblich. Sich im alpinen Terrain zu bewegen ist dabei für den jungen Münchner mehr als nur Sport: "In den Bergen lebt man im hier und jetzt. An keinem anderen Ort erlebe ich dieses Gefühl der Freiheit und Zufriedenheit."

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