Portraits und Detailaufnahmen im Zusammenspiel von Model und Auto
Besonders während der Ausgangsbeschränkungen im Frühjahr ist mir eines bewusst geworden: Um als Fotograf seine Handschrift und seinen Stil immer weiter zu entwickeln, sollte man seine Arbeit nicht dauerhaft nur von Kunden und Agenturen beeinflussen lassen, sondern sich gerade jetzt auch Zeit für eigene Projekte nehmen, die keinen kommerziellen Hintergedanken verfolgen. Man könnte fast sagen: Um Spaß zu haben. Nachdem im Frühjahr ohnehin ein Großteil der Produktionen auf unbestimmte Zeit ausgesetzt wurden, habe ich einige Ideen gesammelt, die ich in Zukunft gern als „freies Projekt“ umsetzen würde. Der Begriff des freien Projekts ist recht breit gefächert, meint am Ende des Tages aber einfach nur die Umsetzung eines unbezahlten Projekts unter der eigenen kreativen (und oft auch organisatorischen) Leitung. In diesem Zusammenhang hört man ebenfalls oft den Begriff des „Testshootings“.
Das Ganze verfolgt mehrere Gründe: Zum einen das (Weiter)-Entwickeln der bereits angesprochenen eigenen Handschrift als Fotograf. Im Alltag sind sich im Idealfall Fotograf und Kunde über das Endprodukt und seine Umsetzung einig. Je mehr Personen allerdings an einem Projekt beteiligt sind, desto weniger lassen sich manche Entscheidungen als Fotograf selbst überhaupt noch beeinflussen. Umso schöner also in einem eigens geplanten Projekt endlich alles so umzusetzen, wie man es sich selbst auch wünscht.
Des Weiteren sind solche Projekte gut geeignet, um sein Portfolio für die Zukunft zu erweitern. Die Fallhöhe für das Ausprobieren neuer Ideen, Winkel, Perspektiven, Outfits, Farben oder auch Genres ist niedrig. Warum es nicht also einfach machen, sich anschließend durch seine eigene Arbeit und Eindrücke inspirieren lassen und die wichtigsten Erkenntnisse mit in den nächsten Paid-Job nehmen. Potenzielle Kunden können so auf einen aufmerksam werden, man selbst kann beweisen, dass man ein gutes Auge für bestimmte Situationen hat. Meiner Meinung nach jedoch noch viel wichtiger: Man stellt sich den Problemen, die während eines solchen Projekts auftreten, bevor es in einem bezahlten Shooting dazu kommt.
In meinem Alltag arbeite ich, wie viele andere Fotografen auch, viel mit dem SIGMA 35mm F1,4 DG HSM | Art. Das Objektiv vereint für mich die höchsten Ansprüche, die man an eine Optik stellen kann, ist außerdem auch durch die universelle Brennweite zwischen Weitwinkel und Tele mein „Alleskönner“ geworden. Getreu dem Satz „Es ist Wahnsinn, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten“, habe ich mir allerdings für das Projekt vorgenommen, auch mal wieder etwas Neues zu probieren. In diesem Fall fiel die Wahl auf das SIGMA 20mm F1,4 DG HSM | Art, weshalb erläutere ich umgehend.
Nachdem feststand, dass sich mein Projekt inhaltlich um ein Auto drehen soll, habe ich mich um die Rahmendaten wie Zeitraum, Locations, Models und Licht- Equipment gekümmert. Das Fahrzeug habe ich über die Agentur PIN1248, die für Mercedes-Benz die Social-Media Kampagne #MBSocialCar betreut, zur Verfügung gestellt bekommen. Stilistisch wollte ich mich vor Allem einfach mehr ausprobieren, als es in der Vergangenheit möglich war. Daher habe ich mich zusätzlich noch für das SIGMA 20mm 1,4 DG HSM | Art entschieden. Gerade für die Aufnahmen bei Nacht war die große Offenblende von F1,4 vorteilhaft, um Belichtungszeit und ISO im Rahmen zu halten. Für die Aufnahmen im Fahrzeug- Innenraum war das 20mm durch den weiteren Bildwinkel ebenfalls besser geeignet. Zwar hätte man hier sogar noch weitwinkliger fotografieren können, durch die verhältnismäßig sehr nahen Objekte zur Kamera, fällt die Verzerrung der Proportionen bei unter 20mm jedoch stärker auf, sodass ich mich dagegen entschieden habe.
Mein Konzept umfasste zwei Arten von Bildern: Urbane Portraits junger Menschen im Zusammenspiel mit dem Fahrzeug, ebenso aber auch klassische Detail- und Fahraufnahmen. Besonders die Portraits stellten mich dabei vor die Herausforderung stets den inhaltlichen aber auch technischen Aspekt miteinander zu kombinieren.
Auf der Suche nach schönen Licht-Kontrasten bin ich in München direkt in meiner Nachbarschaft auf einen großen Parkplatz unter einer Brücke gestoßen. Zum einen fiel hier am späten Nachmittag das Licht mit sehr langen Schatten unter die Brücke, zum anderen war die Überdachung ideal, da man so auch im Falle schlechten Wetters eine trockene Location hat. Das spielte später insofern eine Rolle, weil das Wetter über den Shooting-Zeitraum tatsächlich eher regnerisch als sonnig war und uns so weitere geplante Locations ins Wasser fielen. Im Kontakt mit dem Parkplatz- Betreiber konnten wir glücklicherweise noch länger als geplant shooten, sodass an den Tagen zumindest spontane Motive vor Ort möglich waren.
Gerade während der Auswahl der finalen Bilder habe ich am Ende des Projekts einen guten Überblick bekommen. Man sieht, was funktioniert hat und kann sich ebenso aber auch eingestehen und analysieren, was vielleicht nicht funktioniert hat und aus welchen Gründen. Je mehr Fehler man hier also macht, desto besser, schließlich macht man sie so später nicht mehr!
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Fabian Stoffers lebt und arbeitet als Fotograf in München. Seine Fotografie ist Ausdruck seiner Begeisterung für Sport und Musik. Sie steht für außergewöhnliche Perspektiven, kraftvolles Licht, modernes Design und grafische Kadrierungen. Er liebt kurze Augenblicke großer Emotionen und gewinnt Menschen schnell mit seiner lockeren Art.