Die Magie von Sonnenaufgängen und Sonnenuntergängen © Maike Descher

Die Magie von Sonnenaufgängen und Sonnenuntergängen

Motivation in der Landschaftsfotografie

Es ist 4:00 Uhr morgens. Draußen ist es stockduster und die Welt schläft noch tief und fest. Noch nicht einmal die Vögel haben angefangen ihr morgendliches Konzert zum Besten zu geben. Doch dann ist da diese eine wahnsinnige Person, die sich gerade die Augen reibt, nachdem ihr Wecker sie aus tiefen Träumen gerissen hat. „Wahrscheinlich muss sie so früh zur Arbeit,“ könnte man meinen. Vielleicht ist sie aber auch einfach ein verrückter Frühaufsteher…

Diese Person wäre dann ich. Und auch wenn ich wirklich kein Langschläfer bin, ist 4:00 Uhr nicht meine übliche Zeit, um in den Tag zu starten. Hätte ich nie eine Kamera in die Hand genommen, wäre ich vermutlich nie auf den Trichter gekommen, mir Abends so früh den Wecker für den nächsten Tag zu stellen – erst Recht nicht am Wochenende. Aber die Landschaftsfotografie motiviert mich viele Dinge zu tun, die sehr viele Menschen womöglich für etwas verrückt halten. Aber ich bin unglaublich dankbar für diese Motivation, die meine Kamera in mir entfacht – ohne sie hätte ich ganz bestimmt schon das ein oder andere Naturschauspiel verpasst. Sonnenaufgänge wären mir vermutlich nur unter die Nase gekommen, nachdem man im Sommer um 5:00 Uhr morgens vom Dorffest nach Hause geht, um dann kaputt ins Bett zu fallen. Jetzt gehe ich manchmal extra früh ins Bett, damit ich den Tag mit der Sonne zusammen begrüßen kann.

Disziplin, Ehrgeiz und der Wecker

Die Zielstrebigkeit, jeden Sonnenauf- und -untergang zu erleben entsteht allerdings nicht, sobald man seine erste Kamera in den Händen hält. Während meiner ersten großen Reise habe ich zum Beispiel sehr viele Tagesanbrüche verpasst, einfach weil es mir gereicht hat, auch am helllichten Tage zu fotografieren. Die Ergebnisse sind einigermaßen passabel, bringen tolle Erinnerungen zurück (was letzten Endes ja auch am meisten zählt), aber ihnen fehlt es an der besonderen Stimmung und Tiefe.

Es hat ein Weilchen gedauert, bis ich verstanden habe, dass es nicht nur das beste Objektiv und eine gute Kamera braucht, um Bilder zu erstellen, die herausstechen. Dazu gehört nämlich auch eine große Menge Disziplin, Ehrgeiz und die Fähigkeit, seinen Wecker sehr ernst zu nehmen.

Aber kommen wir erst zu den Sonnenuntergängen, die ja meist einfacher zu bewältigen sind. Die einzigen Hindernisse, über die wir springen müssen sind a: ein knurrender Magen und b: die Bereitschaft im Dunkeln wieder zurück zu wandern, wenn man sich beispielsweise dazu entschlossen hat, der Sonne von einem höheren Standpunkt aus „Gute Nacht“ zu sagen. Das sind zum Glück kleine Steine, die uns in den Weg gelegt werden. Ich nehme einfach immer ein paar Snacks mit, um die Zeit bis zum richtigen Abendessen zu überbrücken und wenn ich dann wirklich im Dunkeln zurück laufen muss, dann setze ich immer eine Kopflampe auf. Die ist wirklich wichtig, besonders wenn ihr über Wurzeln und Fels wieder ins Tal zurück wandern müsst. Solange es noch hell ist, solltet ihr euch auch im Klaren darüber sein, welchen Weg ihr zurück geht, nicht dass ihr euch so spät Abends noch verlauft. Jetzt müsst ihr nur noch dem Hungergefühl standhalten, doch wenn der Sonnenuntergang bombastisch war, dann sollten die Endorphine dem Grummeln im Magen noch ein Weilchen entgegenwirken.

Weil solche Momente ja auch immer schöner sind, wenn man sie mit tollen Menschen teilt, schnappt euch einfach eure*n liebste*n Wanderfreund*in! So könnt ihr auch Jahre später noch über diesen einen, besonderen Sonnenuntergang reden und zusätzlich ist es immer besser zu Zweit durch die Dunkelheit zu tapsen – falls dann doch einmal was passiert.

Dasselbe gilt natürlich auch für Sonnenaufgänge, die aber noch einmal ganz neue Herausforderungen mit sich bringen.

Wir Menschen sind ja keine Eulen oder Fledermäuse. Wenn es dunkel wird, kuscheln wir uns in unsere Betten und warten darauf, dass uns das Tageslicht wieder weckt. Deshalb besteht die größte Schwierigkeit bei Sonnenaufgängen darin, seinen inneren Schweinehund zu überwinden und sich nicht von der Bettdecke verführen zu lassen. Wenn der Wecker klingelt, ignoriert ihn nicht. Denkt sofort an eure kleine Mission und lasst euch von der Vorfreude anstecken. Ja ich weiß, außerhalb des Bettes ist es kalt und Hunger habt ihr wahrscheinlich auch und ihr werdet euch ein Dutzend mal fragen, warum ihr euch das eigentlich antut. 4:00 Uhr – das ist keine Zeit um putzmunter durch die Gegend zu hüpfen. Aber es lohnt sich jedes Mal! Und pssst – im Herbst und Winter habt ihr ja das Glück, dass die Sonne sich morgens ein klein wenig Zeit lässt und ihr ein bisschen länger schlafen könnt.

Die Vorbereitung

Natürlich solltet ihr schon am Vorabend eine Idee ausgearbeitet haben, wo die Reise hingehen soll. Müsst ihr noch ein Weilchen fahren? Wandert ihr vielleicht sogar noch auf einen Gipfel? Jahreszeit, Wettervorhersagen und Entfernung spielen ganz klar eine Rolle für euer Sonnenaufgangs-Abenteuer, denn danach stellt ihr euren Wecker und eine halbe Stunde früher oder später, kann da schon einen Riesenunterschied machen. Am besten rechnet ihr immer einen großzügigen Puffer mit ein und solltet ihr dann viel zu früh am Ziel sein – die blaue Stunde ist mindestens genauso atemberaubend.

Wenn ihr mit eurer Fotoausrüstung los düsen solltet, dann packt eure Sachen ebenfalls am Abend vorher zusammen. Sind die Akkus geladen? Braucht ihr ein Stativ? Sind eure Speicherkarten bereit für den Einsatz? Welche Objektive möchtet ihr mitnehmen? Die zwei die für solche Touren in meinem Rucksack immer griffbereit sind, sind das SIGMA 24-70mm F2,8 DG OS HSM | Art und das SIGMA 70-200mm F2,8 DG OS HSM | Sports. Mit den beiden habe ich einfach den größten Spielraum und kann von Weitwinkel bis zur minimalistischen Detailaufnahme alles abbilden. Außerdem gibt mir die durchgehende Blende von F2,8 die Möglichkeit den Fokus ganz besonders auf bestimmte Punkte zu legen. Und die Qualität ist einfach bombenscharf, selbst beim direkten Sonneneinfall auf die Linse.

Bereitet auf jeden Fall auch euer Frühstück vor. Morgens ist es eh schon frischer draußen und wenn dann auch noch der Magen anfängt zu knurren… Also schmiert euch eine Schnitte, packt euch warm ein, vergesst eure Kamera nicht und dann kann’s losgehen! Solltet ihr übrigens viel zu müde sein, dann lasst Vernunft walten und bleibt lieber liegen, auch wenn die Konditionen einen astreinen Sonnenaufgang versprechen. Müde Autofahren oder Wandern gehört nicht zu den schlauesten Ideen!

Auch wenn die Wanderung in der kühlen Dämmerung unendlich zu sein scheint, die Autofahrt im Dunkeln sich hinzieht wie Kaugummi und ihr sehnsüchtig an euer warmes Bett denkt: sobald die Sonne ihre ersten Strahlen auf euer Gesicht wirft und die Landschaft in ein goldenes Licht taucht, wisst ihr, dass es sich gelohnt hat.

Selbst wenn ihr den Moment nicht fotografisch festhaltet, sondern einfach nur mit euren eigenen zwei Augen aufsaugt, wird er für immer in euren Köpfen bleiben. Das haben Sonnenaufgänge und -untergänge so an sich. Die Magie, die mit der Ruhe des ersten und letzten Lichts einhergeht, verankert sich einfach fest in den Erinnerungen.

Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, passieren sie jeden Tag! Und sind völlig umsonst! Falls ihr euch also schon länger nicht mehr im Dunkeln aus dem Bett gerollt oder das Abendessen nach hinten verschoben habt, dann wird es mal wieder Zeit! Solche Momente sind viel zu kostbar, um sie oft zu verpassen! Dabei ist es egal, wo ihr euch das Schauspiel anseht – am Meer, im Wald, in den Bergen. Die Wärme der Sonne und ihr goldenes Licht sind überall gleich schön!

Die Autorin

 
Maike Wittreck
Landschaftsfotografin

Maike Wittreck packt seit ihrer ersten großen Reise ans andere Ende der Welt immer wieder das Fernweh. Neuseeland war mit seinen schneebedeckten Bergen und blauen Gletscherseen der reinste Spielplatz für Landschaftsfotografie und somit war eine Leidenschaft geboren. Auch die Liebe zum Wandern wurde dort entfacht. Seitdem hält sie nichts allzu lang im Haus. Die rohe, ungezähmte Natur ist ihr Zufluchtsort, wenn das Leben verrückt spielt. Diesen Zufluchtsort möchte sie durch ihre Fotografie mit anderen  Menschen teilen und sie zum träumen einladen.

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