Outdoor Beauty-Shooting – Ein guter und günstiger Start in die Beauty-Fotografie © Natascha Lindemann

Outdoor Beauty-Shooting – Ein guter und günstiger Start in die Beauty-Fotografie

Fotokampagnen für Beauty- und Make Up-Marken entstehen meist aufwändig und teuer in Fotostudios. Dafür gibt es viele Gründe, denn das Shooten in einem Fotostudio hat viele Vorteile. Ein wesentlicher, aber ganz banaler Vorteil ist, dass man unabhängig von der Wetterlage ist. Egal ob es draußen stürmt oder schneit, man kann auch im tiefsten Winter eine Bikini-Kollektion shooten und dabei mit Setbau sogar aufwändigste Foto-Hintergründe errichten. Mit Studio-Fotoequipment und –Blitzsystemen oder Dauerlichtanlagen lassen sich quasi alle möglichen Lichtstimmungen künstlich herstellen, die zudem reproduzierbar und auch über einen langen Zeitraum genutzt werden können – ganz anders als zum Beispiel bei einem Shooting an einem Strand, wo man diesen einen Shot mit Sonnenuntergang benötigt und die beschränkte Zeit dieser natürlichen Lichtstimmung nutzen muss, um das perfekte Foto hinzubekommen. Dies gibt Planungssicherheit, dass man an dem für das Shooting geplanten Tag und allen dafür koordinierten Personen auf jeden Fall innerhalb des Zeitplans die benötigten Fotos aufnehmen kann. Kurz um: Man reduziert die Anzahl der planungsunsicheren Faktoren erheblich. Zudem ist die Infrastruktur eines Fotostudios meist auf komplexe Produktionen ausgerichtet, sodass nicht nur der Fotograf seinen Arbeitsplatz hat, sondern auch die Maske einen mit Spiegeln, Steckdosen und Stühlen ausgestatteten Arbeitsplatz vorfindet. Neben Toiletten gibt es meist auch eine Küche zur Vorbereitung eines Caterings oder Pausenräume für Models und Begleiter.

Natürlich gibt es bei der Fotoproduktion in Fotostudios nicht nur Vorteile, aber die Liste der Nachteile ist nicht so lang: Auch wenn sich viele Sets in einem Fotostudio umsetzen lassen, gibt es doch manchmal sehr spezielle Fotos (wie das obige Beispiel mit dem Sonnenuntergang am Strand), die man einfach nicht in einem Fotostudio aufnehmen kann. Zudem benötigt man eine ganze Menge an teurem Foto- und Blitz-Equipment, das man kaufen oder zumindest mieten muss. Eine Grundausstattung an Studioequipment kann schon einen hohen fünfstelligen Betrag kosten und auch bei der Miete kommt man unter einem dreistelligen Betrag nicht weg. Gerade wenn man am Anfang seiner Fotolaufbahn steht oder sich noch nicht so sicher ist, ob die Fotografie im Studio wirklich zu einem passt, sind das doch erhebliche Ausgaben, die erstmal finanziert werden wollen.

Als kostengünstigen Einstieg in die Beauty-Fotografie möchte ich daher Outdoor Shootings nahelegen. Sie sind aufgrund der geringen Anforderungen an Equipment eine ideale Möglichkeit, sich ohne große Ausgaben in der Beautyfotografie auszuprobieren. Neben einem Model, einer Kamera und dem natürlichen Sonnenlicht benötigt man höchstens einen Reflektor, um mit dem natürlichen Sonnenlicht zu arbeiten. Im Gegensatz zu Shootings im Studio geht es raus ins Freie und zum Aufnehmen der Fotos macht man sich die natürlichen Begebenheiten von Umgebung wie Garten, Wald oder Wiese zunutze. Für das Licht, was bei der Fotografie immer eine gestalterisch wichtige Rolle spielt, wird das natürliche Sonnenlicht genutzt.

Da sich im Gegensatz zum Studio die Begebenheiten draußen nicht steuern lassen, gilt es verschiedene Faktoren zu bedenken:

Uhrzeit und Sonnenstand: Je nach Tageszeit steht die Sonne unterschiedlich hoch, was unterschiedliche Lichtrichtungen und damit Schattenrichtungen ergibt. Zu beachten gilt auch die Helligkeit, die sich im Laufe des Tages auch immer weiter verändern kann. Gerade bei Beauty-Aufnahmen benötige ich viel Licht, um die Stärke der SIGMA Art-Objektive, die besonders tolle Schärfe, gut ausspielen zu können.

Farbtemperatur: Zudem sollte man die Farbtemperatur des natürlichen Lichts beachten, denn im Gegensatz zur landläufigen Meinung gibt es nicht „die“ Farbtemperatur von Tageslicht, sondern die Farbtemperatur des Tageslichts verändert sich vom Sonnenaufgang über den Mittag bis hin zum Sonnenuntergang immer während. So sind auch bei Shootings, die gerade einmal eine oder zwei Stunden dauern, mitunter Änderungen an den Farbtemperatur Einstellungen nötig. Auch zwischen wolkenlosem und bewölktem Himmel gibt es Unterschiede in der Farbtemperatur, die sich auf das Ergebnis auswirken.

Bewölkung: Ein strahlend wolkenfreier Himmel ist toll, jedoch von vielen Fotografen verhasst. Je nach Fotomotiv kann ein strahlender Sonnenschein aber sehr interessant sein, besonders wenn man hartes und gerichtetes Licht und damit klare Schattenkanten mag. Ich mag dieses harte Sonnenlicht auch gern für meine Beautyaufnahmen im Freien. Ein bewölkter Himmel wirkt hingegen wie eine riesige Softbox, die die eigentliche Punktlichtquelle der Sonne in eine riesige planare Lichtquelle transformiert. Im Ergebnis ist das Licht auf dem Gesicht beinahe schattenfrei und verzeiht auch den einen oder anderen Makel.

Wetter: Regen kann für Bilder mit einer „moody“ Stimmung richtig toll sein. Für meinen Stil von Fotografie mag ich Regenwetter jedoch nicht so gern und fotografiere lieber bei Sonnenschein oder leichter Bewölkung.

Arbeit mit dem Model: Im Gegensatz zum Studio kann man die Sonne nicht einfach anders hinstellen, damit die Lichtrichtung passt. Stattdessen muss man das Model sehr genau und verständlich anleiten und zum Licht ausrichten, damit die Lichtstimmung für und nicht gegen das Bild arbeitet. Wenn das Model es versteht, durch verschiedene Posen mit der Lichtrichtung zu spielen, können sich sehr schöne Fotomotive ergeben.

Planbarkeit: Ein straffer Zeitplan, welche Motive in welcher Zeit „geschafft“ werden müssen, ist bei Outdoor-Beautyshootings nur sehr schwer einhaltbar. Viele der obigen Faktoren ändern sich immer während und erfordern, wenn auch minimale, Nacharbeit. Dazu kommen die üblichen Kleinigkeiten wie leere Akkus, volle Speicherkarten und andere, die bei Off-Location-Shootings immer wieder anfallen. Sollte für eine Kampagnenproduktion ein Outdoor Beauty-Shooting geplant werden müssen, würde ich daher dazu raten, eine sehr großzügige Zeitplanung aufzustellen. Nur so kann man sicherstellen, dass man den Anforderungen des Kunden gerecht wird und die benötigten Fotos abliefern kann.

Als Beispiel für ein sehr kleines Outdoor Beauty-Shooting möchte ich an dieser Stelle eine kleine Serie aus Amsterdam zeigen, die auf einem kleinen Balkon im Innenhof entstanden ist. Durch den beschränkten Platz auf dem Balkon wählte ich eins meiner Lieblingsobjektive, das SIGMA 70mm F2,8 DG MACRO | Art, auf meiner Hauptkamera Canon EOS 5D Mark IV. Es war ein sonniger und sehr warmer Tag und die Lichtstimmung daher sehr hell, die Schatten recht hart und kontrastreich.

Das Model positionierte ich nach meinen Vorstellungen und in Abhängigkeit zur Lichtrichtung, sodass sich ein spannendes Zusammenspiel aus Licht und Schatten sowie der Pose und Ausdruck des Models ergab. Durch die Helligkeit konnte ich mit recht hoher Blende fotografieren, was ein schönes scharfes Bild mit toller Hautstruktur ergab und trotz des Outdoor Beauty-Shootings den typisch scharfen Studio-Look ermöglichte.

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Natascha Lindemann
Beauty- & Werbefotografin

Die Berliner Fotografin Natascha Lindemann hat sich auf Beauty-Fotografie spezialisiert. Sie ist weltweit für Make-Up und Beauty-Brands tätig.

„Ich liebe es, kreative und aufwendige Foto-Shootings zu konzeptionieren, planen und durchzuführen. In der Beauty-Fotografie lebe ich meine Kreativität aus und trage mit meinen Bildern zum erfolgreichen Außenauftritt von Beauty-Brands bei.“

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