Im Gespräch mit Fabian Stransky © Fabian Stransky

Im Gespräch mit Fabian Stransky

Fabian Stransky setzt sich in seinen Bildern mit unterschiedlichen Themen auseinander. Er arbeitet in Serien und hält seine Beobachtungen auf streng formale Weise fest. Wir würden ihn eher als Künstler, denn als Fotografen beschreiben, denn hinter seinen Arbeiten steht immer ein Konzept und die Umsetzung ist wohl überlegt. Wir haben uns mit ihm darüber unterhalten, wie er zur Fotografie gekommen ist, wie er seinen Stil beschreiben würde und warum seine absolute Freiheit in der grösstmöglichen Einschränkung liegt.

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Hallo Fabian! Wie geht es dir? Das Jahr 2020 war bislang wohl für uns alle ganz anders als erwartet. Wie ist es dir ergangen und wie hat sich die Corona-Krise auf deine fotografische Arbeit ausgewirkt?

Mir geht es gut, ich bin gesund und zufrieden. Gewiss, es ist eine seltsame Zeit, die mich zum Nachdenken anregt und zuweilen skeptisch in meine und unsere Zukunft blicken lässt. Die Auswirkungen auf meine fotografische Arbeit kann ich noch nicht ganz absehen. Bislang hatte ich noch die Möglichkeit an meinen Projekten zu arbeiten, mit den allgemeinen Einschränkungen, aber ich konnte arbeiten.

Erzähl uns doch mal ein bisschen was über dich. Wie bist du eigentlich zur Fotografie gekommen?

Ich würde behaupten, dass es Zufall war. Meine fotografischen Anfänge begannen 2007 nach meinem Schulabschluss als Praktikant bei einem Fotografen. Aus dem Praktikum wurde eine Assistenz und aus der Assistenz eine Ausbildung. In der Zeit von 2007 bis 2011 entwickelte ich mein fotografisches Verständnis und lernte alles über die Werbefotografie. Mich interessierte nicht die klassische Auftragsarbeit, wie ich sie als Werbefotograf kennengelernt habe. Mein Interesse galt freien konzeptionellen Arbeiten. Nach meiner Ausbildung zum Fotografen, sehnte ich mich nach einer neuen Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie. Ich holte meine Fachhochschulreife nach und begann 2013 mein Studium an der Hochschule Darmstadt am Fachbereich Gestaltung. Unter der Leitung meiner Professorinnen  und Professoren widme ich mich seither intensiv der neuen Sachlichkeit und erarbeite mit dokumentarischem Blick fotografische Serien.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Und wie hat sich dieser Stil mit der Zeit entwickelt? Hast du Vorbilder, die dich inspirieren? Wenn ja, wen?

Meine Ausdrucksform folgt einer streng formalen Betrachtungsweise. Ich arbeite  häufig in Serien und fotografiere mit dokumentarischem Blick.

Die bildnerische Ausdrucksform ist meist sehr eng mit dem Fotografen verbunden. Ich denke, dass die eigenen fotografischen Tendenzen bereits früh in mir entstanden sind, es brauchte eben Zeit und Raum, um sie zum Ausdruck zu bringen. Es gibt Menschen, die mich faszinieren, inspirieren und herausfordern. Temporäre Wegbegleiter und zuweilen Wegbereiter. Meine ersten Vorbilder entdeckte ich als Praktikant. Durch Bildbände unterschiedlichster Künstlerinnen und Künstler entwickelte sich mein Interesse. Fasziniert von den Kompositionen der Stillleben von Irving Penn im Bildband „Passage: A Work Record“ oder die herausragende Porträt Arbeit von Richard Avedon „In the American West“, lernte ich die unterschiedlichsten fotografischen Positionen kennen. Heute sind es die Arbeiten von Alec Soth, Juliane Erich und vielen mehr, die mich begleiten.

Was zeichnet für dich ein wirklich herausragendes Foto aus?

Für ein herausragendes Bild gibt es in der Fotografie nicht „DIE FORMEL“. Ein Bild muss für mein Empfinden auf mehreren Ebenen funktionieren. Erscheinungsform, Inhalt, Umsetzung. Die technischen Faktoren sind für mich erst einmal irrelevant. Im Grunde verhält es sich dabei ähnlich wie beim Kochen, dem einen schmeckt es, dem anderen nicht.

Auf welche deiner Arbeiten bist du persönlich besonders stolz bzw. welches deiner Bilder schaust du dir selbst immer wieder gerne an?

Meine Arbeit „HINTERHOF“ ist für mich persönlich die bislang eindringlichste Serie. Von 2014 bis 2015 entstanden 13 Hinterhof Ansichten. Einige der Hinterhöfe gibt es heute in dieser Form nicht mehr. Das Verschwinden und Auflösen der Orte verleiht der Serie ihre dokumentarische Bedeutung. Die Fotografien überdauern den Wandel der Zeit und archivieren den Moment für die Ewigkeit

Das Bild „ANORDNUNG II“ ist eine kompositorische Versuchsreihe von einer bestimmten Anzahl an Objekten. Ich mag die Einfachheit und die Zeitlosigkeit des Bildes. Es ist was es ist – aufeinander gestapelte Holzkeile. Fotografie muss nicht kompliziert sein, kein aufgeladenes Thema verfolgen oder sich in Retuschen verlieren.

Lass uns mal träumen: Wenn Zeit, Geld und andere Faktoren keine Rolle spielen würden: Wie würde dein absolutes Traumprojekt aussehen?

Ehrlich gesagt glaube ich, dass meine absolute Freiheit in der grösstmöglichen Einschränkung liegt. Ohne die äusseren Faktoren, die mich beeinträchtigen, würde ich nicht zu den Ergebnissen kommen, wie ich sie mir sonst erarbeiten muss. Ein Traumprojekt gibt es in dieser Form für mich nicht. Ich versuche stetig meine Projekte umzusetzen, auch wenn sie mit Schwierigkeiten verbunden sind.

Mit welchen Objektiven fotografierst du derzeit am liebsten? Was darf für dich auf keinen Fall in der Fototasche fehlen?

Das Äquivalent zu meinem analogen Mittel– und Großformat Equipment besteht aus einer Nikon D800, dem SIGMA 35mm F1,4 DG HSM | Art und dem SIGMA 24mm F1,4 DG HSM | Art.

In meiner Kameratasche dürfen meine Aufsteckwasserwaage, der Belichtungsmesser und das Notizbuch nicht fehlen.

Wie wird es jetzt bei dir weitergehen? Was möchtest du als Fotograf in naher Zukunft erreichen?

Ich wäre sehr zufrieden, wenn ich als Fotograf weiterhin frei arbeiten kann, Serien entstehen und ich gesund bleibe. Die Möglichkeiten dieser aktuell schwierigen Zeit liegen nur bedingt in meinen Händen, deshalb versuche ich flexibel und spontan auf die Herausforderungen zu reagieren. Es bleibt spannend.

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Vielen Dank für das Interview, Fabian! Wer noch mehr über Fabian Stransky erfahren will, sollte sich auf jeden Fall seine Website fabianstransky.com oder seinen Instagram-Account @f_stransky ansehen!

Alle Bilder dieses Beitrags in der Übersicht

 
Fabian Stransky
Fotograf

Seine Ausschnitte der Wirklichkeit zeigen präzise eine Welt, die er von den Sehgewohnheiten löst. Auf streng formale Weise fotografiert er dokumentarisch seine Themen. Subtil lenkt er die Aufmerksamkeit auf das Nebensächliche und rückt sie unmittelbar in den Mittelpunkt seiner Bilder.

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