Im Gespräch mit Maike Descher © Maike Descher

Im Gespräch mit Maike Descher

Maike Deschers Leidenschaft für die Naturfotografie begann mit einer Reise nach Neuseeland. Seitdem packt sie immer wieder das Fernweh, denn für sie ist die Natur auch ein Zufluchtsort. Und diesen Zufluchtsort möchte sie durch ihre Fotografie mit anderen Menschen teilen und sie zum Träumen einladen. Ein paar ihrer Abenteuer hat sie mit uns schon auf dem Blog geteilt. Wir haben uns mit ihr darüber unterhalten, dass sie von jedem ihrer Bilder etwas gelernt hat und warum sie sich von ihren Bildern wünscht, dass sie sie zurück zu dem Gefühl transportieren, das sie während der Aufnahme hatte.

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Hallo Maike! Wie geht es dir? Die vergangenen Wochen waren vermutlich auch für dich alles andere als normal. Wie wirkt sich die aktuelle Situation auf deine fotografische Arbeit aus?

Ganz gut geht’s mir, danke! Mir fällt zwar so langsam aber sicher die Decke ein wenig auf den Kopf und dieses „nicht wissen was nächste Woche passiert“ kann einen schon etwas wahnsinnig machen, aber ich versuche optimistisch zu bleiben und trotzdem meine Vorfreude auf die Berge und das Wandern aufrecht zu erhalten. Ich darf weiterhin arbeiten, habe ein Dach über dem Kopf und bin gesund – deshalb darf ich mich wirklich nicht beschweren.

Wir hier in Deutschland haben ja auch das große Glück, dass wir trotzdem raus in die Natur dürfen und gleich bei mir um’s Eck erstreckt sich der Teutoburger Wald. Meine Kamera und ich sind also immer noch oft draußen, nur dass wir jetzt Wiesen und Wälder fotografieren statt hoher Gebirge oder rauer Küsten. Naturfotografie ist also immer noch möglich und man findet auch in seiner Heimat so viele tolle Flecken. Hier ist es so idyllisch – man muss einfach nur mit Neugierde die Straßen entlang schlendern und den Wald nebenan nicht mit den Gletschern der Alpen vergleichen.

Wie hast du die Zeit während der Krise für dich genutzt? Hast du dein Archiv sortiert, neue Shootingideen gesammelt, Reisen geplant oder etwas ganz anderes?

Zeit ist so eine Sache – die Fotografie ist nicht mein täglich Brot. Hauptberuflich arbeite ich in einer Digitalagentur, die viele Stunden meines Tages in Anspruch nimmt und wenn ich zum Feierabend meinen Bildschirm ausschalte, nutze ich meine Freizeit um zu lesen, Sport zu treiben oder einfach nur bei einer guten Serie auf dem Sofa zu fläzen. Jetzt wo ihr das allerdings in der Frage erwähnt, sollte ich mich vielleicht wirklich mal durch all’ meine Fotos forsten und aussortieren, was wahrscheinlich nie mehr benötigt wird…

Wie bist du eigentlich zur Fotografie gekommen?

Das wilde „herum fotografieren“ mit dem Fotoapparat meiner Eltern als ich noch kleiner war, lasse ich jetzt mal außen vor, obwohl das wahrscheinlich auch in gewissem Maße zu meiner Fotografie von heute beigetragen hat. Meine erste Digitalkamera habe ich mir durch einen Ferienjob erarbeitet – eine ganz simple Kompaktkamera, die mich allerdings ab dann überall hin begleitet hat. Irgendwann begann ich mir Arbeiten von anderen Fotografen anzuschauen und wollte dann auch unbedingt „die Sache mit dem verschwommenen Hintergrund“ aka Bokeh meistern. So kam ich dann zu meiner allerersten Spiegelreflexkamera und die Blumen im Garten meiner Eltern wussten bestimmt nicht wie ihnen geschah. Irgendwann kamen dann Selbstportraits dazu, Portraits von Freunden und als ich dann in Neuseeland war verliebte ich mich nicht nur ins Land, sondern auch in die Natur- und Landschaftsfotografie. Seitdem habe ich viele Berge, Seen und Bäume fotografiert und mit jedem Foto etwas dazu gelernt.

Hat sich dein Stil mit der Zeit entwickelt? Wie würdest du ihn heute beschreiben?

Definitiv. Auch wenn ich bis heute nicht genau weiß, ob ich meinen Stil gefunden habe oder ob ich ihn überhaupt finden werde. Denn jedes Objekt vor meiner Kamera ist anders und besonders, jede Stimmung so unterschiedlich wie Tag und Nacht – nicht nur die der Natur, sondern auch meine eigene. Und so entwickelt sich meine Art zu Fotografieren und Bilder zu bearbeiten immer weiter.

Wenn ich meinen Stil zum jetzigen Zeitpunkt beschreiben müsste, würde ich ihn als natürlich und schlicht bezeichnen. Ich versuche den Moment so darzustellen, wie ich ihn erlebt habe, damit ich immer wieder in das Gefühl dieses einen Sonnenaufgangs, dieser einen Gipfelbesteigung eintauchen kann – auch wenn 10 Jahre verstreichen. Manchmal klappt das, oft scheitere ich aber auch kläglich, denn viele Momente, die die Natur uns bietet sind live einfach doch tausendmal schöner anzusehen.

Gibt es Vorbilder, die dich beeinflussen? Wenn ja, wen?

Jetzt musste ich erst einmal lang und breit überlegen. Es gibt so viele Fotografen, deren Arbeiten ich absolut fantastisch finde. Laura Zalenga war schon immer eine große Inspiration für mich, auch wenn Portraits bei mir etwas in den Hintergrund gerückt sind. Ich mag wie unkompliziert Ben Leo Davis’ Landschaftsaufnahmen sind und Marina Weishaupt ist mein Vorbild in allen Belangen, die unseren Planeten betreffen. Mein größtes Vorbild ist allerdings die Natur selbst, denn durch sie, ihre Landschaften und ihre Launen entwickle ich mich weiter.

Wenn Zeit, Geld und andere Faktoren keine Rolle spielen würden: Wie würde dein absolutes Traumprojekt aussehen?

Nennt mich langweilig, aber ich würde in der Tat zurück nach Neuseeland gehen und zu allen Backcountry Huts wandern, die dort in den Bergen und Hügel versteckt sind. Und wenn ich dann immer noch nicht genug habe, würde ich noch den Te Araroa Trail hinterher schieben, der sich vom nördlichsten bis zum südlichsten Punkt des Landes über beide Inseln erstreckt. 3.000 Kilometer – klingt machbar.

Was zeichnet für dich ein wirklich herausragendes Foto aus?

Das muss noch nicht einmal das perfekt ausgeleuchtete Foto sein, das nach allen fotografischen Regeln tanzt. Manchmal kann es sogar unscharf und an manchen Stellen zu dunkel oder zu grell sein. Die Geschichte dahinter ist für mich meist das, was ein Foto herausragend macht. Nehmen wir ein Foto vom Sonnenaufgang über den Wolken in den Bergen, bei dem alles passt. Wurde der Fotograf mit einem Helikopter dorthin geflogen? Dann hat das Bild für mich gleich viel weniger Reiz, als wenn jemand mit seiner ganzen Muskelkraft 2.000 Höhenmeter erzwungen hat, schweißgebadet dort oben steht und ein Foto schießt, das am Ende leicht verschwommen ist. Die Gefühle, die so ein Foto hervorruft, sind so viel besonderer und am Ende ist es das, was ich mir von meinen Bildern wünsche: dass sie mich zurück zu diesem Gefühl transportieren.

Auf welche deiner Arbeiten bist du persönlich besonders stolz bzw. welches deiner Bilder schaust du dir selbst immer wieder gerne an?

Im Spätsommer 2017 haben mein Freund und ich zu Fuß die Alpen überquert. In sechs Tagen sind wir von Oberstdorf nach Meran gewandert, was mit viel Willenskraft, der ein oder anderen Träne, aber auch mit vielen Glücksmomenten verbunden war. Das Foto ist an der Memminger Hütte in Tirol, Österreich entstanden (und war gleichzeitig auch der einzige Moment, an dem mein Stativ zum Einsatz kam). Wir hatten gerade unseren dritten Wandertag begonnen, als wir an einem glasklaren Bergsee vorbei kamen, in dem sich die umliegenden Berge spiegelten. Dieses Foto zeigt mir immer wieder, was wir alles schaffen können, wenn wir ein Ziel vor Augen haben und unser ganzes Herzblut in etwas stecken.

Mit welchem Objektiv fotografierst du derzeit am liebsten? Was darf für dich auf keinen Fall in der Fototasche fehlen?

Zurzeit fotografiere ich am häufigsten mit meinem SIGMA 24mm F1,4 DG HSM | Art, was aber auch an einer kleinen Herausforderung liegt, die ich mir selbst gestellt habe. Dazu gibt’s aber bald mehr… Mein liebstes Objektiv ist schwer zu wählen, ich mag sie alle. Aber da ich im Moment sogar mehr Portraits kreiere als Landschaftsaufnahmen, wähle ich mein treues, zuverlässiges SIGMA 50mm F1,4 DG HSM | Art.

In meiner Fototasche sind grundsätzlich extra Akkus und Speicherkarten – die haben mir schon das ein oder andere Mal aus der Patsche geholfen. Außerdem hab ich immer etwas zum Reinigen der Linsen dabei.

Wie wird es jetzt bei dir weitergehen? Was möchtest du als Fotografin in naher Zukunft erreichen?

Meine Ambitionen sind eng mit der derzeitigen Situation verknüpft. Ich hoffe, dass ich sehr bald wieder Berge sehen, in Hütten übernachten und unsere Wanderabenteuer dokumentieren kann. Wenn alles glatt läuft, sollte dem schon bald nichts mehr im Wege stehen. Wenn „nahe Zukunft“ etwas strapaziert werden darf, dann möchte ich unbedingt in die Welt der Unterwasserfotografie eintauchen und Wale sehen. Außerdem stehen die Polarlichter schon seit Ewigkeiten ganz oben auf meiner Fotografie-Liste. Sobald diese beiden Punkte erreicht sind, werdet ihr die Ersten sein, die davon erfahren!

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Vielen Dank für das Interview, Maike! Wer noch mehr über Maike Descher erfahren will, sollte sich auf jeden Fall ihre Website maikedescher.com oder ihren Instagram-Account @maike_descher ansehen!

Alle Bilder dieses Beitrags in der Übersicht

 
Maike Wittreck
Landschaftsfotografin

Maike Wittreck packt seit ihrer ersten großen Reise ans andere Ende der Welt immer wieder das Fernweh. Neuseeland war mit seinen schneebedeckten Bergen und blauen Gletscherseen der reinste Spielplatz für Landschaftsfotografie und somit war eine Leidenschaft geboren. Auch die Liebe zum Wandern wurde dort entfacht. Seitdem hält sie nichts allzu lang im Haus. Die rohe, ungezähmte Natur ist ihr Zufluchtsort, wenn das Leben verrückt spielt. Diesen Zufluchtsort möchte sie durch ihre Fotografie mit anderen  Menschen teilen und sie zum träumen einladen.

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