Im Gespräch mit Laura Kirst © Laura Kirst

Im Gespräch mit Laura Kirst

Laura Kirst ist freiberufliche Fotografin aus Köln. Portraitfotografie bedeutet für sie das Kreieren einer Atmosphäre und die Leidenschaft für echte Momente, echte Gefühle und die Geschichten dahinter merkt man ihrer Arbeit an. Wir haben uns mit ihr darüber unterhalten, dass ihr die Fotografie derzeit doch sehr fehlt, warum der Moment einfach passen muss und was sie mit dem VW-Bus vorhat, den sie sich vor Kurzem gekauft hat.

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Hallo Laura! Wie geht es dir derzeit? Auch, wenn sich die Lage in Deutschland ja nun etwas zu entspannen scheint, liegen vermutlich ein paar Wochen hinter dir, die so gar nicht deinem gewohnten Alltag entsprechen, oder?

Mir geht es okay bis gut, würde ich sagen. Danke, dass Ihr fragt! Es ist tatsächlich eine sehr eigenartige Zeit und ich kann nicht leugnen, dass mir das Ganze manchmal auch Angst macht. Wobei wir alle wissen, dass Angst kein guter Berater ist! Gleichzeit muss ich jedoch zugeben, genieße ich die Entschleunigung, die Befreiung von Fear of missing out und viel, viel Zeit zu haben, Liegengebliebenes zu erledigen oder einfach mal einen Disneyfilm zu schauen. Ich finde es schön zu sehen, wie kreativ die Menschen an vielen Ecken werden, wie die Natur aufatmet, die Politik beweist, dass schnelle Handlungen doch möglich sind und dass der Rat von Wissenschaftlern ziemlich wichtig ist. Ich hoffe, dass das Auswirkungen auf die Klimapolitik hat.

Naja und jobtechnisch – knapp 10 Hochzeits-Fotojobs wurden verschoben, weitere geplante Großprojekte ebenfalls, nur Babybauchshootings, die lassen sich nicht verschieben und finden auf eine ganz neue Art statt: Immer im Freien, ohne Festbrennweite, kürzer als sonst, aber nicht minder schön, zum Glück!

Ich versuche also das Beste aus der Situation zu machen – mal klappt das besser, mal schlechter.

Wie hast du die Zeit während der Krise für dich genutzt? Hast du dein Archiv sortiert, neue Shootingideen gesammelt, Reisen geplant oder etwas ganz anderes?

Ach, manchmal denke ich ehrlich gesagt, dass ich hoffe, mit allem, was ich nun angefangen hab, fertig zu werden, bevor das normale, schnelle Leben wieder beginnt. Ich arbeite gerade an einer neuen Homepage, meine Shooting-Ideenliste wird immer länger, ich überlege mir Konzepte und Strategien, wie ich auf Wunschkunden zugehen kann, höre ganz viele Podcasts zur Fotografie und manchmal durchstöbere ich einfach mal Instagram nach anderen Fotografen, Stilen und Ideen.

Ich habe mir außerdem vor wenigen Wochen einen VW-Bus gekauft und da habe ich eine extra Liste angelegt, mit welchem Model ich unbedingt mal ans Meer fahren werde und Shootings umsetze.

Aber klar – was mir trotz allem fehlt, ist die Fotografie an sich. Da kam mir letztens, als mein Nachbar winkte, den ich von der Küche aus sehe, eine Idee für ein Fotoprojekt. Da möchte ich aber noch nicht zu viel verraten, doch ich glaube, das wird eine spannende Sache!

Wie bist du eigentlich zur Fotografie gekommen? Hast du eine Ausbildung gemacht oder bist du Quereinsteigerin?

Ich habe vor gut 10 Jahren zum ersten Mal eine gute Kamera meines Onkels in der Hand gehabt. Davor immer nur kleine Digitalkameras, die, egal, was man einstellte, verwackelte Fotos mit schlechten Farben machten. Doch als ich die EOS meines Onkels einfach so für ein paar Tage über Weihnachten damals ausleihen durfte, fing ich an, zu fotografieren, was nicht bei drei auf dem Tannenbaum war. So entwickelte es sich, dass ich irgendwann Freunde fotografierte, dann Freunde von Freunden und nachdem dann ein Berliner Fotoblog über mich schrieb, begannen die Jobs.

Ich erklärte das immer mit dem Dominosystem, denn irgendwie entwickelte sich eins nach dem anderen und dafür bin ich sehr dankbar!

Ergo, ich habe keine Ausbildung gemacht, sondern immer mit Learning by doing, Austausch mit Fotografen, Internet & Co.

Hat sich dein Stil mit der Zeit entwickelt? Wie würdest du ihn heute beschreiben?

Das ist eine so einfache und doch echt schwierige Frage. „Stil“ ist so ein riesiger Begriff. Lieber lasse ich mein Gegenüber meinen „Stil“ beschreiben, denn ehrlich gesagt, weiß ich nicht mal, ob ich mich überhaupt einem zuordnen möchte oder gar kann. Lieber kann ich sagen, worum es mir bei meinen Fotos geht: um die klick-Momente! Um die Momente, in denen sich der Mensch vor der Kamera keine Gedanken darum macht, wie er/sie aussieht oder auf dem Bild wirken könnte, sondern da passiert was in ihm, in den Augen. Ich versuche Gefühle, Stimmungen, Atmosphären einzufangen und zu dokumentieren, dass auch ein Dritter, jemand, der nicht Teil der Situation war, sich hineinfühlen kann oder sich etwas in ihm bewegt.

Hast du Vorbilder, die dich inspirieren? Wenn ja, wen?

Vorbilder in dem Sinne nicht, aber ganz viele Fotografen und Models, Freunde und Bekannte sowie Online Magazine die mich inspirieren. Da reihen sich eine Luise Blumstengel neben Mara Lafontan, Linda Boese und und und…

Verrätst du uns deine 3 besten Tipps für ein wirklich gelungenes Foto?
  1. Das Auge für’s Bild.
  2. Nicht zu viel denken, sondern fühlen, abdrücken.
  3. Dem Mensch vor der Linse ein gutes Gefühl geben.
Und welches SIGMA Objektiv darf zur Umsetzung dieser Tipps auf keinen Fall in der Fototasche eines jeden Fotografen fehlen?

Mein geliebtes SIGMA 35mm F1,4 DG HSM | Art natürlich!

Wenn du dich entscheiden müsstest: welches ist dein selbstgeschossenes absolutes Lieblingsfoto und was ist die Geschichte dahinter?

Noch so eine schwierige Frage… Wahrscheinlich ist es das Foto von Julia, der Zigarette, der Abendsonne und dem Dachfenster.

Im Gespräch mit Laura Kirst © Laura Kirst

Mit Julia ist es immer ein Flow – sie mag sich selbst, fühlt sich wohl in ihrer Haut und dann ist da noch die wunderschöne Abendsonne gepaart mit der spontanen Idee, uns auf Tische und Stühle zu stellen, um uns aus dem Dachfenster rauszuhängen.

Auch hier sieht man – es muss manchmal nicht das riesen tamtam drumherum sein, sondern, wenn der Moment passt – macht es klick.

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Vielen Dank für das Interview, Laura! Wer noch mehr über Laura Kirst erfahren will, sollte sich auf jeden Fall ihre Website laurakirst.de oder ihren Instagram-Account @kilaurine ansehen!

Alle Bilder dieses Beitrags in der Übersicht

 
Laura Kirst
Peoplefotografin

Wenn sie nicht gerade mit ihrer Kamera um den Hals durch Köln und Berlin tobt, trinkt sie entweder einen Hafer-Cappuccino oder sitzt irgendwo am Wasser und überlegt sich neue Shooting-Ideen. Die freiberufliche Fotografin hat eine Leidenschaft für echte Momente, echte Gefühle und die Geschichten dahinter.

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