Im Gespräch mit Fabian Stoffers
Fabian Stoffers ist ein Fotograf und Filmemacher aus München, der sich auf Sport, Musik und Lifestyle-Themen spezialisiert hat. Eigentlich sollte Fabian Anfang April unseren Fotoworkshop zum Thema „Sport-Portraits“ in der OPEL ARENA in Mainz leiten. Aufgrund der aktuellen Situation mussten wir den Workshop aber leider auf den Sommer verschieben.
Daher wollen wir die Gelegenheit nutzen und euch Fabian nun schon einmal vorab vorstellen. Wir haben uns mit ihm darüber unterhalten, wie er seine aktuell reichlich vorhandene freie Zeit nutzt, wer ihn inspiriert und warum die Geschichte hinter einem Bild für ihn genauso wichtig ist, wie das Bild selbst.
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Hallo Fabian! Normalerweise bist du als Fotograf ganz schön beschäftigt. Doch nun hat sich alles verändert und aktuell ist die Lage für Fotografen nicht ganz so einfach. Wie gehst du mit der Situation um bzw. welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf dich?
Die unmittelbaren Auswirkungen spüren vermutlich viele Fotografen ähnlich wie ich. Der Großteil der Projekte und Veranstaltungen in nächster Zeit wurde abgesagt, einige glücklicherweise vorerst verschoben. Für mich ist bereits jetzt „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ der Satz des Jahres! Wie es in den kommenden Tagen und Wochen weitergeht, kann zu diesem Zeitpunkt sicher niemand absehen. Vor allem steht natürlich die Gesundheit an erster Stelle, daran sollten wir auch in Zukunft festhalten. Trotz alledem sehe ich auch mit einem weinenden Auge viele Musik-Festivals und Sportveranstaltungen in Gefahr. Mit Absage der Europameisterschaft fallen für mich bereits einige Projekte weg. Umso wichtiger ist es jetzt einfach möglichst zuhause zu bleiben und soziale Kontakte zu meiden. Wer weiß, vielleicht überrascht uns dann alle doch noch ein schöner Sommer mit Veranstaltungen. Jeder Fotograf hat jetzt die Gelegenheit einfach mal über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und sich in einem neuen Genre der Fotografie zu probieren. Sei es die Landschaft bei Spaziergängen, das eigene Essen auf dem Balkon oder geparkte Oldtimer in schönem Licht.
Kannst du unseren Lesern einen Tipp geben, wie sie de freigewordene Zeit momentan aus fotografischer Sicht sinnvoll nutzen können?
Auch wenn ich es mir oft anders wünsche, besteht der Großteil meines Berufes als Fotograf oft nicht zwingend nur aus Fotografieren. Es gibt viele Aspekte, die im normalen Alltag einfach auf der Strecke bleiben. Das fängt an bei Belegen, die für die Steuer sortiert werden müssen, geht weiter über Projekte, die dringend mal archiviert werden sollten und hört auf bei Kontakten, denen man seit Monaten sein Portfolio zuschicken wollte. Ich nutze die Zeit also viel, um all die Dinge zu erledigen, um die ich mich sonst immer drücke. Steuer, Datensicherung, Akquise, etc. Am Ende des Tages muss man akzeptieren, dass die aktuelle Lage es kaum bis wenig zulässt, außerhalb der Wohnung groß fotografisch aktiv zu werden. Zumindest wenn man kein Food- oder Produkt-Fotograf ist. Nutzt die Zeit also um zukünftige Projekte und Shootings zu planen, aktualisiert eure Website und lasst Euch von lokalen Kollegen inspirieren! Ebenso ist jetzt auch der perfekte Zeitpunkt, sich neue Fähigkeiten anzueignen, um sich zukünftig auch weiterhin von der Masse abzuheben. Sei es der Video-Modus Eurer Kamera, Photoshop-Tools oder neue Programme für Grafik und Design.
Wie bist du eigentlich zur Fotografie gekommen? Hast du eine klassische Ausbildung absolviert oder hast du deine Leidenschaft zum Beruf gemacht?
Während meiner Jugend habe ich angefangen mich für das Fotografieren und Filmen zu interessieren, sodass die naheliegende Entscheidung nach dem Abitur war, „etwas mit Medien zu machen“. 2014 habe ich mich daher dazu entschieden, nach München zu ziehen um dort beim Bayerischen Rundfunk eine Ausbildung zum „Mediengestalter Bild und Ton“ zu absolvieren. In den drei Jahren habe ich enorm viele Erfahrungen und Kontakte sammeln können. Der Weg zum Kameramann wandelte sich innerhalb der drei Jahre immer weiter zum Fotografen, sodass ich auch neben meiner Ausbildung anfing für Kunden aus München zu fotografieren. Nach meinem Ausbildungs-Abschluss bot sich mir die Gelegenheit, zwei Jahre als Fotograf beim BR zu arbeiten. Dies hat mir nicht nur eine Menge Türen geöffnet, sondern auch die Gelegenheit gegeben, mich in vielen Genres auszuprobieren. Dafür bin ich inzwischen sehr dankbar! Am Ende war es meine Leidenschaft für besagte Themen, die mich zur Sport- und Musikfotografie brachten. Seitdem arbeite ich freiberuflich als Fotograf und Filmemacher für Kunden und Agenturen, außerdem noch teilweise für den Bayerischen Rundfunk.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Und wie hat sich dieser Stil mit der Zeit entwickelt? Hast du Vorbilder, die dich inspirieren? Wenn ja, wen?
Mir persönlich fällt es immer schwer, die Essenz aus der eigenen Arbeit zu ziehen. Für meine Fotografen-Beschreibung habe ich einige Freunde gefragt, mit welchen Adjektiven sie mein Portfolio beschreiben würden. Im Kern fielen dort die Worte „kraftvoll, grafisch und modern“. Meine Eltern sind Architekten, sicherlich ist da im Rahmen meiner Erziehung einiges hängen geblieben, was Symmetrien und Linien angeht. Ich liebe es Kontraste und Schatten einzufangen, mit dem Licht zu spielen, das Gegenlicht zu suchen und neue Perspektiven zu entdecken. Eine Inspiration was den Sport angeht, ist der Fotograf Lukas Schulze aus Düsseldorf. Sein Gespür für Momente, Emotionen und Blickwinkel ist außergewöhnlich. Also schaut auf jeden Fall auf seiner Website vorbei!
Welches SIGMA Objektiv darf deiner Meinung nach in keiner Fototasche fehlen und warum?
Wenn ich meine Lightroom-Galerie nach Objektiven sortiere, dann ist das SIGMA 35mm 1.4 DG HSM Art mit großer Wahrscheinlichkeit auf Platz 1. Ich habe mich in den letzten Jahren sehr in die Brennweite verliebt. Sie gibt mir oft den nötigen Kompromiss aus Weitwinkel, um eine Situation gesamt zu erfassen, ebenso lässt sich mit ihr aber auch wunderbar eine persönliche Nähe zu den Menschen herstellen. Am Ende des Tages muss jeder für sich wissen, welches Objektiv am besten zum eigenen Stil passt – außerdem muss es Spaß machen. In der Hinsicht macht man mit dem 35er selten etwas falsch!
Gibt es ein Bild, von dem du schon ewig träumst, aber noch nie in den Kasten bekommen hast? Oder eine bestimmte Shootingidee, die du auf jeden Fall umsetzen möchtest, sobald das wieder möglich ist?
Die Liste ist lang. Es gibt eine Menge spannender Persönlichkeiten, deren Alltag ich gern mal in Form einer Reportage-Serie festhalten würde. Nur eines von vielen Beispielen ist Zeina Nassar, sie ist deutsche Boxerin und die erste Muslimin, die die Deutsche Meisterschaft in ihrer Gewichtsklasse gewinnen konnte. Erst durch sie wurden 2019 die weltweiten Wettkampfbestimmungen geändert, sodass nun endlich auch Frauen mit Kopftuch bei Olympia antreten dürfen. Meine Bilder sollen nicht nur auf den ersten Blick eine tolle Komposition zeigen, mir geht es auch um die Geschichte dahinter. Wer weiß, vielleicht ergibt sich dieses Jahr noch die Umsetzung der Idee.
Welchen Rat möchtest du unseren Lesern hier noch mit auf den Weg geben?
Bleibt zuhause … und optimistisch! Denn dann vergeht auch diese Zeit wieder schnell und wir sehen uns schon im Sommer bei unserem Workshop in Mainz.
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Vielen Dank für das Interview, Fabian! Wer noch mehr über Fabian erfahren will, sollte sich auf jeden Fall seine Website fabianstoffers.de oder seinen Instagram-Account @fabian_stoffers ansehen!
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Fabian Stoffers lebt und arbeitet als Fotograf in München. Seine Fotografie ist Ausdruck seiner Begeisterung für Sport und Musik. Sie steht für außergewöhnliche Perspektiven, kraftvolles Licht, modernes Design und grafische Kadrierungen. Er liebt kurze Augenblicke großer Emotionen und gewinnt Menschen schnell mit seiner lockeren Art.