Unterwegs im ursprünglichen Polen © Johannes Hulsch

Unterwegs im ursprünglichen Polen

Auf Spuren des Herbstes zwischen Bieszczady und der Hohen Tatra

Der Herbst stellt wohl für jeden Landschaftsfotografen die Hauptreisezeit des Jahres dar, so auch bei mir. Ich war schon länger auf der Suche nach einer Herausforderung der etwas anderen Art, statt jedes Jahr die gleichen Fotografen-Hotspots zu besuchen. So ließ ich meinen Blick mehr in Richtung Osten Europas schweifen. Da ich bereits letzten Winter die Berge der Hohen Tatra rund um Zakopane für mich entdeckt hatte und mir die freundliche Art der Polen, aber auch deren Affinität zur Natur und dem Wandern gefiel, wollte ich nun auch andere Winkel des Landes kennenlernen.

Ich erkundigte mich bei den ortskundigen Ansprechpartnern im Tourismus welche Gegend denn noch besonders ursprünglich und touristisch unerschlossen sei. Schnell fiel der Name Bieszczady National Park. Dieser Gebirgszug ist ein nördlicher Ausläufer der Karpaten und befindet sich im Südosten Polens, unmittelbar angrenzend an die Ukraine. Selbst in Polen gilt diese Gegend nicht wirklich als Urlaubsziel Nummer eins, da sie sehr dünn besiedelt und auch ohne Auto nicht besonders gut erreichbar ist. Umso besser für ein wirkliches fotografisches Abenteuer dachte ich mir und ich sollte nicht enttäuscht werden.

Gelandet am Flughafen Krakau schnappte ich mir meinen Mietwagen. Im Gepäck hatte ich nur 2 Objektive, das SIGMA 24-70mm F2,8 DG OS HSM | Art und das SIGMA 70-200mm F2,8 DG OS HSM | Sports, die alles vom Weitwinkel- bis Tele-Bereich komplett abgedeckt haben. An Überraschungen sollte es nicht mangeln. Ich hatte mir zwar vorher schon grob eine Route überlegt, welche sinnvoll wäre, um viele Attraktionen zu sehen, jedoch vollkommen die Fahrzeiten unterschätzt. Besonders groß kam mir Polen auf der Landkarte nicht vor. Schlussendlich erreichte ich nach 4 Stunden Fahrt durch die Nacht erst gegen Mitternacht die Unterkunft und musste erst einmal kurz die Batterien wieder aufladen.

Nichts desto trotz klingelte der Wecker am nächsten Morgen bereits um halb fünf und die Fahrt ins Ungewisse begann. Nach einer dreiviertelstündigen Fahrt kam ich dann endlich am Ziel an und wurde auch nicht enttäuscht. Von meinem Aussichtspunkt bot sich mir ein Blick über das in Nebel eingehüllte Tal. Inmitten davon lag ein kleines Dorf, dessen Kirche gerade hoch genug stand, um aus dem Nebelmeer herauszustehen. Da das Terrain relativ weitläufig war, musste eine lange Brennweite her. Mein absoluter Favorit im leichten Telebereich ist dabei das SIGMA 70-200mm F2,8 DG OS HSM | Sports, welches ich mit dem MC-11 Adapter an meine Sony A7RIII adaptiere. Für mich wird die Weite einer Landschaft – so komisch es klingen mag – erst sichtbar wenn man sie mit einem Teleobjektiv näher heranholt und nicht durch einen besonders weitwinkligen Bildausschnitt und eine niedrige Brennweite. Die längere Brennweite verleiht dem Bild eine gewisse Tiefe. So auch in diesem Fall, wo die Kirche im Nebel das perfekte Motiv ergab. Durch die gute Verarbeitungsqualität und hohe Abbildungsleistung können sich die Bilder trotz der adaptierten Optik durchaus mit den nativen Optiken von Sony vergleichen lassen.

Nach diesem so erfolgreichen ersten Morgen verließ mich leider das Wetter-Glück für die nächsten Tage. Es zog sich meistens den Tag über zu und ab und an kam noch Regen hinzu. Da das SIGMA 24-70mm F2,8 DG OS HSM | Art spritzwasser- und staubgeschützt ist stellte die Wettersituation zum Glück kein Problem dar. Nichts desto trotz verließ mich natürlich nicht der Entdeckergeist und ich war trotzdem schon jeden Tag ab fünf auf den Beinen und versuchte das Beste aus der Situation zu machen.

Besonders typisch für die Vorkarpaten-Region Bieszczady sind die mittelalterlichen Holzkirchen, welche man in fast jedem kleinen Dorf dort findet. Dies ist nicht verwunderlich, da Polen bis heute eine sehr katholisch-christlich geprägte Nation ist. Auch die Tierwelt war wirklich etwas Besonderes, wenn auch nicht besonders leicht fotografisch festzuhalten. Wie jeder weiß, sind wilde Tiere wie Bären, Wölfe oder Rotwild nicht sehr zutraulich und für ein gelungenes Wildlife-Foto muss man sich oft tagelang auf die Lauer legen. Deshalb hatte ich zwar das Glück, das erste Mal in meinem Leben einen wilden Wolf oder auch Bisons zu sehen, jedoch waren diese schon geflüchtet bevor ich die Kamera einstellen konnte. Ein unvergessliches Erlebnis blieb es trotzdem.

Nach den ersten vier Tagen in Ostpolen ging es weiter Richtung hohe Tatra, eine schon weitaus mehr touristische Gegend, aber dafür nicht weniger schön. Meine Unterkunft befand sich in Zakopane, einer idyllischen Kleinstadt direkt am Fuße der Berge, welche besonders im Winter die Skifahrer aus aller Welt anlockt. Hier hatte ich schon den letzten Jahreswechsel verbracht und kannte mich somit schon etwas besser aus. Der Wetterbericht verhieß nun auch endlich besseres Wetter und die Chancen auf Nebel am Morgen standen nicht schlecht.

Statt allerdings in der Hohen Tatra selbst, von hohen Bergen umschlossen, auf einen Sonnenaufgang zu warten, fuhr ich in der Früh lieber etwas weiter ins Gebirgsvorland, welches weitläufiger und flacher war, um dort schon eher die ersten Sonnenstrahlen zu erwischen. Diese Entscheidung sollte ich nicht bereuen. Es ergab sich fast jeden Morgen ein wunderschönes Naturschauspiel, mit dichtem Bodennebel zwischen den Bäumen und Flussausläufen im Vordergrund und den majestätischen Bergen im Hintergrund, welche von der Sonne als erstes erfasst wurden und die Spitzen zu Glühen begannen. Ein Traum für jeden Landschaftsfotografen, besonders im Herbst mit all den bunt gefärbten Bäumen.

Neben Motiven in der Ferne gab es am Fuß der Berge natürlich auch urige Hütten und Kirchen, die einheimische Bauern in ihren Trachten oder deren Tiere auf der Weide, die sich mit einem lichtstarken Objektiv und einer weit offenen Blende gut freistellen ließen. Für diesen Anwendungsfall hatte ich meinen Allrounder SIGMA 24-70mm F2,8 DG OS HSM | Art dabei, der besonders durch den schnellen Autofokus und die hohe Abbildungsleistung ein optimaler Alltagsbegleiter ist. Besonders gefreut hat mich die Nachricht, dass ich zukünftig auf einen Adapter für dieses Objektiv verzichten kann, da SIGMA nun auch eine native Linse für den Sony E-Mount anbietet, welche ich hoffentlich bald einmal auf meinen Reisen testen darf.

Die drei restlichen Tage vergingen wie im Fluge und mit einer vollen Speicherkarte ging es zurück nach Deutschland. Für mich war es mit einer der besten Foto-Trips im Jahr 2019, da ich nicht wirklich wusste, was auf mich zukam, und Polen mich aufs Neue überrascht hat. Trotz des leichten Gepäcks mit nur 2 Linsen fühlte ich mich nicht eingeschränkt und lernte die Flexibilität von lichtstarken Zoom-Linsen erneut zu schätzen. In Zukunft werde ich es mir zweimal überlegen, ob ich meine Festbrennweiten unbedingt auf jede Reise mitnehmen muss.

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