Die Entwicklung des SIGMA 24-70mm F2,8 DG DN | Art
Im Dezember 2019 hat SIGMA das lichtstarke Standard-Zoom-Objektiv SIGMA 24-70mm F2,8 DG DN | Art für spiegellose Kameras auf den Markt gebracht. 24-70mm F2,8 Standard-Zoom-Objektive mit einem Höchstmaß an optischer Leistung in punkto Helligkeit und Bildwinkel gehören bereits zur Grundausstattung vieler Fotografen. Objektive mit diesen Eigenschaften gehören allerdings auch zu den Objektiven für Spiegelreflexkameras, die am schwierigsten herzustellen sind.
In diesem Blogbeitrag möchte ich Ihnen ein wenig über die speziellen Eigenschaften des SIGMA 24-70mm F2,8 DG DN | Art erzählen und den Unterschied zwischen der Herstellung von Objektiven für Spiegelreflexkameras und spiegellose Kameras erklären.
„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.” – ein Fluch und ein Segen
Zuerst möchte ich Ihnen den Entwicklungshintergrund des SIGMA 24-70mm F2,8 DG OS HSM | Art erläutern. Mit dem Start der SIGMA GLOBAL VISION im Jahr 2012 wurde der Objektiv-Katalog von SIGMA in drei Kategorien unterteilt: Art, Sports und Contemporary. Seitdem sind viele neue Objektive auf den Markt gekommen. Besonders die lichtstarken Festbrennweiten-Objektive der Art-Serie sind dank der ausgezeichneten optischen Qualität sehr beliebt.
Jedoch erschwerte der Erfolg der Art-Objektive die Entwicklung von lichtstarken Standard-Zoom-Objektiven noch weiter. SIGMA kategorisierte die Zoom-Objektive mit diesen Eigenschaften in die Art-Produktlinie. Jedoch erwies sich die Herstellung eines Zoom-Objektivs mit der überragenden optischen Leistung, die Kunden von den Art-Objektiven erwarteten, als große Herausforderung. Standard-Zoom-Objektive von diesem Kaliber werden unter Einsatz der allerneusten Produktionstechnologien, die jeder Objektivhersteller in seinem Repertoire hat, hergestellt – ein wahrer „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“-Ansatz. Besser als die Mitbewerber zu sein, war keine einfache Aufgabe.
Im Februar 2017 hat SIGMA dann schließlich das SIGMA 24-70mm F2,8 DG OS HSM | Art auf den Markt gebracht. Das Objektiv überzeugte im Bereich Leistung, Qualität und Größe, diese hervorragenden Eigenschaften gingen jedoch zu Lasten eines Gewichts von mehr als 1 kg. Das Innenleben des Objektivs war vollgepackt mit dem HSM (Hyper-Sonic-Motor), Auto-Fokus und Full-Time Manual-Override, Linsenführungs-Mechanismus der Innenfokussierung, OS-Mechanismen usw., die den ganzen verfügbaren Platz einnahmen.
Der Ansatz „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ würde zwangsläufig zu einem eng zusammengepackten Objektiv führen und dieses Konzept wurde weitgehend von allen Objektivherstellern so hingenommen. Das 24-70mm F2,8 DG OS HSM | Art von SIGMA war in dieser Hinsicht keine Ausnahme, denn auch wir strebten nach der bestmöglichen optischen Leistung und Qualität bei der Konstruktion. Ein lichtstarkes Standard-Zoom-Objektiv für Spiegelreflexkameras ist schließlich kein gewöhnliches Objektiv, das man einfach so zum Spazierengehen mitnimmt.
Die spiegellose Revolution
Während die lichtstarken Standard-Zoom-Objektive für Spiegelreflexkameras in dem Bestreben nach immer besserer Leistung immer größer wurden, kam es zu einer Revolution auf dem Markt: das Aufkommen der spiegellosen Kameras.
Im Jahr 2008 brachte Panasonic die LUMIX DMC-G1 (oder „G1”) als die weltweite erste spiegellose Kamera auf den Markt. Die G1 hatte ein kurzes Auflagemaß, da der Rückschwingspiegel von (D)SLR-Kameras weggelassen wurde, wodurch die Objektivhersteller noch mehr Freiheit bei ihren optischen Designs hatten, besonders im Weitwinkel- und Standard-Bereich.
Das war jedoch nicht der einzige positive Faktor beim Objektivdesign, den die spiegellose Revolution mit sich brachte. Das Design der LUMIX G VARIO 14-45mm/F3.5-5.6 ASPH./MEGA O.I.S., die zur selben Zeit in den Verkauf kam wie die G1, baute nicht einfach nur auf dem kurzen Auflagemaß auf. Der Fokus-Antrieb wurde durch einen Schrittmotor realisiert und die Fokus-Skala durch einen elektrischen manuellen Focus-by-Wire-Fokusring ersetzt. Anstatt sich auf den Linsenführungs-Mechanismus zum Ausgleich der veränderten Position der Fokuslinse beim Zoomen zu verlassen, hat man sich beim Design für ein software-gesteuertes Motor-System entschieden. Dadurch wurden die manuellen Full-Time-Mechanismen und der Linsenführungs-Mechanismus der Innenfokussierung nun überflüssig und die innere Struktur von Objektiven wurde viel einfacher.
Dieses Objektiv hat in gewisser Hinsicht die Geschichte der Wechselobjektive verändert. Ich erinnere mich noch daran, wie ich freudig überrascht war, als ich dieses Objektiv das erste Mal auseinandernahm.
Kompakt und leistungsstark: das SIGMA 24-70mm F2,8 DG DN | Art
Hier kommen wir wieder zum Thema dieses Blogbeitrags zurück. Als modernes lichtstarkes Standard-Zoom-Objektiv verdankt das SIGMA 24-70mm F2,8 DG DN | Art seine Existenz der spiegellosen Revolution. Genau wie das SIGMA 14-24mm F2,8 DG DN | Art, das im September 2019 auf den Markt kam, war dieses Objektiv so konzipiert, dass es die technologischen Errungenschaften beim spiegellosen Design voll auszunutzen kann:
- Eine viel größere Freiheit beim optischen Design dank des kurzen Auflagemaßes.
- Fokus-by-Wire-System anstelle des manuellen Full-Time-Mechanismus.
- Erhebliche Reduzierung der internen Linsenführungsbauteile dank des software-gesteuerten AF-Motor-Systems.
- Der Einsatz eines Schrittmotors für den AF-Antrieb ermöglicht einen sanften AF-C und AF für Video-Aufnahmen. Dadurch wird auch die Freiheit beim Design der mechanischen Struktur erhöht.
- Da die Verzeichnungskorrektur und Vignettierungskorrektur der Bildverarbeitung der Kamera überlassen wurde, konnten wir uns darauf konzentrieren, die anderen optischen Korrekturen effektiver zu machen und hatten mehr Freiheit bei unserem optischen Design.
Dank dieser fünf Innovationen konnten wir die optische Leistung des SIGMA 24-70mm F2,8 DG DN | Art im Vergleich zu älteren Spiegelreflexkamera-Modellen erheblich verbessern und gleichzeitig eine kompakte Größe bei einem lichtstarken Standard-Zoom-Objektiv erreichen.
Bitte sehen Sie sich die nachfolgende MTF-Grafik an.
Die optische Leistung des SIGMA 24-70mm F2,8 DG OS HSM | Art für den Einsatz mit Spiegelreflexkameras war schon sehr hoch. Aber das neuere 24-70mm F2,8 DG DN | Art für spiegellose Kameras übertrifft seine optischen Qualitäten um Längen. Die Verbesserungen bei der chromatische Aberration in Randbereichen und beim Astigmatismus sind besonders bemerkenswert.
Dank dem einfacheren Objektiv-Design konnten wir auch das Gewicht des Objektivs von 1.020 g für das (SIGMA-Mount) Spiegelreflexmodell auf bloße 835 g für das 24-70mm F2,8 DG DN | Art (L-Mount-Version) reduzieren. Das 24-70mm F2.8 DG DN | Art glänzt nicht nur bei der optischen Leistung, es wurde auch ein viel leichteres Objektiv.
Ein Objektiv-Flaggschiff für die spiegellose Ära
Mit den vielen Errungenschaften, die dem exklusiven Design für spiegellose Kameras zu verdanken sind, kann das SIGMA 24-70mm F2,8 DG DN | Art als perfektes Produkt für die spiegellose Ära angesehen werden. Es wäre jedoch ein Irrtum anzunehmen, dass alle Errungenschaften nur durch die Übernahme des spiegellosen Kamera-Systems erzielt wurden. Denn schon kurz nach dem Aufkommen der spiegellosen Kameras auf den Markt im Jahr 2008 begannen wir mit der Erforschung von Objektiven für spiegellose Kameras und das gesammelte Fachwissen aus kontinuierlicher Forschung ermöglichte uns die Entwicklung eines Objektivs, das hohe optische Leistung mit einer kompakten Größe und einem geringem Gewicht kombiniert.
Während wir daran gearbeitet haben das Objektivdesign zu vereinfachen, hat sich die Qualität des Objektivtubus – besonders der sanfte Zoom und die manuellen Fokusringe sowie das robuste Material – stetig verbessert. Ich würde mich freuen, wenn Sie sich von der Haptik des Objektivs und seines Zooms und der Fokusringe in einem Kamera-Fachgeschäft einmal selbst überzeugen würden.
Mit seiner extrem hohen optischen Leistung und seiner außergewöhnlich hohen Qualität bei der Konstruktion ist das SIGMA 24-70mm F2,8 DG DN | Art bereit, eines der Objektiv-Flaggschiffe von SIGMA für die spiegellose Ära zu werden.
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