Antarktis – Eine Wüste aus Schnee und Eis
Antarktika. Ein Kontinent bedeckt und bestehend aus Eis, viel Eis – und sonst? Es scheint als gäbe es dort am anderen Ende der Welt quasi nichts außer weiße Einöde. Doch der antarktische Kontinent bietet abgesehen von Kälterekorden eine unglaubliche Vielfalt an Lebewesen, die sich hervorragend an die klimatischen Bedingungen angepasst haben und von den antarktischen Gegebenheiten existenziell abhängen.
Dass auch unsere Existenz auf manche Art und Weise von den Eismassen in der südlichen Hemisphäre abhängt, wird in der aktuellen Diskussion um die Erwärmung des Planeten deutlich. In den letzten Jahren häuften sich die Meldungen über gigantische Risse im Eisschild, der Rückgang des Packeises und besorgniserregende Schmelzprozesse.
Wie wenig wir eigentlich über diesen unwirklichen Kontinent wissen, wurde mir in der Vorbereitung auf meine Reise bewusst. Immer wieder wurde ich gefragt, ob es dort Eisbären gäbe, wie viele Leute dort wohnen und ob es dort eigentlich außer (schmelzendes) Eis auch noch etwas anderes zu sehen gäbe. Gleich vorweg: Eisbären und richtige Einwohner gibt es keine, ansonsten gibt es jedoch einiges zu entdecken.
Eine Reise ans andere Ende der Welt
Anfang des Jahres wurde ich von dem Expeditionsreiseanbieter Oceanwide Expeditions gefragt, ob ich eine Ihrer Antarktis Reisen fotografieren könnte. Eine Chance, die ich mir natürlich nicht entgehen lassen wollte und eine Vorstellung, die mich fast ein ganzes Jahr lang mit Vorfreude erfüllt hat. Ich mein: „Antarktis!!!!“
Erster Stopp auf meinem Weg in die Antarktis ist Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt. Mit 40 000 Einwohnern gar nicht mal so klein wie ich dachte. Der Hafen besteht im Wesentlichen trotzdem nur aus einem Pier und an dem liegt bereits die MV Ortelius, ein umfunktioniertes Forschungsschiff mit hoher Eisklasse, das unter niederländischer Flagge die Polarregionen für Gäste zugänglich macht.
An Board ist es gemütlich, das Essen eine Schau, die Atmosphäre ist gut und alles sehr bodenständig. Die Bodenhaftung verliert nur so mancher Gast als wir die geschützten Gewässer verlassen und die berühmt berüchtigte Drake Passage für zwei Tage durchqueren. Wellen mit rund sieben Metern Höhe und starker Wind schaukeln das Schiff ordentlich durch und auch wenn die Medikamente ganz gut gegen die Seekrankheit helfen, taucht so mancher erst nach der Überfahrt wieder aus seiner Kabine auf…
Willkommen in Anderswo
Es ist keine Übertreibung zu behaupten, dass bereits der erste Blick aus dem Bullauge für die Strapazen der Reise entschädigt. Am frühen Morgen fahren wir zwischen Eisbergen der Sonne entgegen und sind umgeben von einer atemberaubenden Landschaft aus Gletschern, Bergen und Fjorden. Wirklich traumhaft!
Jeden Tag gehen wir zweimal an Land, vor und nach dem Mittagessen. Mitnehmen dürfen wir außer unseren Klamotten und der Kameraausrüstung nichts. Insbesondere Nahrungsmittel sind strikt verboten, um keine Mikroorganismen einzuschleppen. Auch unsere Schuhe desinfizieren wir vor jedem Landgang um kein organisches Material von einer Insel auf die nächste zu transportieren. Diese Vorschriften und viele weitere sind von der IAATO, der „International Association of Antarctic Tour Operation“ festgelegt worden, um das sensible Ökosystem bei steigenden Besucherzahlen zu bewahren.
Pinguine und andere Bewohner
Der erste Landgang bringt uns natürlich gleich in Kontakt mit der vorherrschenden Spezies der Antarktis, dem Pinguin. Auf der Antarktischen Halbinsel gibt es im Wesentlichen zwei Arten, Adeliepinguine und Eselspinguine. Eines haben beide Arten auf jeden Fall gemeinsam: Sie wirken an Land absolut unbeholfen und tollpatschig, aber im Wasser sind sie elegante und flinke Schwimmer. Auch wenn wir von den Tieren Abstand halten um sie nicht zu belästigen, so treibt die Neugierde doch immer wieder einzelne Tiere ganz nah an uns heran. Sie legen den Kopf schief, begutachten uns skeptisch, machen ein paar unbeholfene Bewegungen mit ihren Flügeln um schließlich wieder in der kreischenden Menge zu verschwinden.
Gar nicht so leicht, die flinken Wesen in der Nähe zu fotografieren ohne sie zu erschrecken. Das SIGMA 70-200mm F2,8 DG OS HSM | Sports ist dann nämlich selbst am kurzen Ende gerne mal „zu lang“ und ehe man die andere Kamera aus dem Rucksack geholt oder das Objektiv gewechselt hat, ist das Motiv schon wieder verschwunden. Ein Quäntchen Glück braucht es da schon. Generell sind die Tiere jedoch wenig scheu, sie kennen uns Menschen nicht als Bedrohung und posieren gerne vor der Kamera.
Da im November der Sommer auf der Südhalbkugel gerade erst beginnt und die großen Mengen an Krill (Krebse) noch nicht in den Gewässern der Antarktis zu finden sind, haben wir leider nicht das Glück Wale zu beobachten und zu fotografieren. Diese werden erst Wochen später ankommen. Wer sich der Tierfotografie verschrieben hat, der sollte seine Reise lieber in den Februar oder März legen, dann sind die Chancen ambgrößten auch zahlreiche Robbenarten und die größten Meeressäuger der Welt zu bestaunen.
Schnee und Eis soweit das Auge reicht
Der Saisonbeginn bringt jedoch auch seine Vorteile mit sich: Es liegt noch viel Schnee und die Fjorde sind voll mit Eisbergen und selbst etwas Fast Ice ist in einer gefrorenen Bucht zu finden. Wo wir noch zu Fuß gehen können, wird wahrscheinlich wenige Tage später nur noch Wasser sein.
Landschaftlich sind die Monate November und Dezember also mit Sicherheit die schönsten und die atemberaubende Fjordlandschaft bietet unendlich viele Motive. Gletscher mit riesigen Serac-Abbrüchen wirken wie Holzspielklötze eines Riesen und lassen sich oftmals mit dem Teleobjektiv wie etwa dem SIGMA 70-200mm F2,8 DG OS HSM | Sports gut isolieren. Auch der Kontrast zwischen dem tiefblauen Ozean und dem Eis und Schnee bietet viele spannende Motive und da es praktisch keine störenden Elemente gibt, bieten sich reichlich Gelegenheiten mit dem Ultraweitwinkel wie dem 14-24mm F2,8 DG DN | Art Totalen einzufangen.
Mit Strommasten, Gondeln oder Gebäuden braucht sich am Ende der Welt niemand herumschlagen. Und auch Lichtverschmutzung oder Smog spielt absolut keine Rolle, die Luft ist klar und trocken.
Meine Tage in der Antarktis vergehen wie im Flug und sind gefüllt mit Eindrücken und Erlebnissen. Nachdem auch kaum eine Verbindung zur Außenwelt besteht, ist der Alltag wirklich schnell vergessen und ich kann mich voll und ganz auf meine Arbeit und die Impressionen konzentrieren. Da kommt die Abreise dann doch fast etwas überraschend. Bleiben ja noch ein paar Tage auf dem Schiff um das Erlebte zu verarbeiten und auf sich wirken zu lassen. Der Wetterbericht mit schwerem Sturm für die Überfahrt lässt die Vorfreude auf die Heimkehr und festen Boden unter den Füßen auch wieder steigen.
Wo Licht ist, ist auch Schatten
Keine Frage, eine Reise in die Antarktis ist nicht nur ein wahnsinniges Privileg, für das ich auch äußerst dankbar bin, sondern auch eine enorme Belastung für unseren Planeten. Immerhin bin ich one way rund 3 Tage unterwegs nach Ushuaia, fliege über 20 Stunden mit dem Flugzeug und dann kommen da auch noch 1637,5 Seemeilen auf dem Schiff dazu. Ein Verbrauch an Ressourcen der nur schwer zu rechtfertigen ist und mich nachdenklich stimmt. Hat das einen Sinn? Ich meine ja und nein. Nicht auszumalen, was es bedeuten würde, wenn das jeder macht…. Andererseits: Wir können nur schützen und bewahren, was uns am Herzen liegt. Ich hoffe mit den Bildern meine Erlebnisse teilen zu können und die Kostbarkeit und Schönheit dieses ganz speziellen Ökosystems auch für andere zugänglich zu machen.
Im Jahr 2041 läuft das Antarktische Umweltschutzprotokoll aus und wird neu verhandelt. Mit einer Dreiviertelmehrheit der unterzeichnenden Staaten bestünde dann die Möglichkeit den eisigen Kontinent für die Suche nach Rohstoffen freizugeben. Die Konsequenzen wären dramatisch… Es würde nicht lange dauern bis dieses nahezu unberührte Stück Natur dem Schicksaal diverser anderen Abbaugebieten folgen würde und wir eine der letzten echten Wildnisse verlieren.