Naturfotografie in den Niederlanden – spießiger Campingurlaub mal anders
Hallo zusammen,
wenn sich mir in den letzten Jahren die Frage stellte, wohin die Reise gehen soll, dann war die Antwort fast ausschließlich Schweden oder Norwegen. Nie käme es mir in den Sinn, den wohl spießigsten Urlaub zu machen, den ich mir früher so ausdenken konnte – Campen in den Niederlanden. Doch dieses Jahr sollte alles anders werden. Ich wollte dem Land mal eine Chance geben. Das es dort die eine oder andere Windmühle geben soll war mir wohl bekannt, aber ansonsten hatte ich nicht so wirklich eine Ahnung, was mich erwarten würde. Und so hatte ich eine ganze Reihe an Objektiven mit, um möglichst gut vorbereitet zu sein. Vom SIGMA 12-24mm F4 DG HSM | Art und dem SIGMA 24-105mm F4 DG OS HSM | Art, bis hin zum SIGMA 500mm F4 DG OS HSM | Sports mit Tele-Konverter TC-1401 war alles mit dabei.
Wenn man dann so durch die Niederlande fährt, wird schnell klar wie viele Windemühlen es dort wirklich gibt. Man kommt also gar nicht drum herum sie zu fotografieren.
Deutlich wird das vor allem in Kinderdijk, ein kleiner Ort der zum Weltkulturerbe gehört. Dort stehen ganze 19 Windmühlen auf engstem Raum und vor allem tagsüber sind dort Unmengen an Menschen unterwegs, um diese zu bewundern. Der Name Kinderdijk bedeutet übersetzt „Kinderdeich“ und ist angeblich auf eine Legende zurückzuführen. Im Jahre 1421 gab es die St.-Elisabeth-Flut, bei der eine Wiege mit einem weinenden Kind unversehrt an den Deich angespült worden ist. Wie das so mit Legenden ist, weiß man natürlich nicht, ob sie wahr sind. In dem Fall wäre es aber schön wenn es so war.
Nachdem ich mir tagsüber alles angesehen habe, bin ich pünktlich zum Sonnenaufgang wieder hingefahren. Von den Menschenmassen vom Vortag war nichts mehr zu sehen. Nur ein paar fotografierende Gleichgesinnte konnte ich entdecken, aber bei dem weitläufigen Gebiet kommt man sich nicht in die Quere. Noch vor Sonnenaufgang konnte ich eine Färbung in den Wolken erkennen, obwohl sich ein Wolkenband am östlichen Himmel befand. In dem Fall erleuchtete nicht die Sonne die Wolken, sondern vermutlich irgendwelche Lichter einer nahe gelegenen Stadt. Oftmals stört die Lichtverschmutzung, aber in dem Fall hatte ich wenigstens ein bisschen Farbe im Bild.
Als die Sonne dann aber höher kam, erzeugte sie einen wundervollen Farbverlauf am Himmel. Es wehte zwar ein bisschen Wind, aber an einigen Stellen war der Kanal so windgeschützt, dass man wunderbare Spiegelungen im Wasser hatte.
Nachdem die Sonne sich lange genug versteckt hatte, kam sie dann irgendwann kurz einmal hervor und erleuchtete alles in warmen Farben. Ich war erstaunt, wie viele verschiedene Lichtsituationen ich an diesem Morgen hatte. Motive gab es dafür jedenfalls zur Genüge.
Es gibt einen Ort in den Niederlanden der vielen Naturfotografen auf jeden Fall ein Begriff ist und den ich definitiv einmal besucht und gesehen haben wollte. Die Rede ist von der westlichsten und größten Insel der westfriesischen Inseln – Texel.
Auch wenn es viele verschiedene Tierarten auf der Insel gibt, so ist sie doch hauptsächlich für die Vögel bekannt. Da da ich aber Anfang September dort war, war es irgendwie schon zu spät für die brütenden Vögel und zu früh für den Vogelzug. Ich war quasi zwischen den Jahreszeiten dort und habe daher relativ wenig Vögel gesehen. Umso mehr habe ich mich jedoch darüber gefreut, dass noch nicht alle Löffler weg waren. So konnte ich nicht nur meinen ersten Löffler sehen, sondern dank dem 500er Sports mit TC1401 auch formatfüllend fotografieren.
Das Wetter auf Texel war ziemlich abwechslungsreich und so lösten sich sonnige Phasen und durchziehende Schauer ab.
Eines Abends zog ein Gewitter auf und da der Campingplatz mitten in den Dünen liegt, musste ich nicht lange laufen, um zum Strand zu kommen. Der kurze Weg zurück war auch hilfreich, als dann der Starkregen einsetzte. Aber gerade diese Wetterstimmungen sind es, die das gewisse Etwas ausmachen. Dass es auch auf Texel Windmühlen gibt, muss ich wohl nicht erwähnen, oder? 😉
Am letzten Abend auf Texel war ich noch mal am Strand unterwegs und wollte den Sonnenuntergang fotografieren. Das einzige was bisher noch fehlte, war ein passendes Motiv. Mir fiel dann plötzlich eine Ansammlung Menschen auf, die alle ins Wasser blickten. Kurz darauf wurde mir dann auch klar warum. Sie beobachten einen Seehund, der sprichwörtlich ein Sonnenbad nahm. Ich positionierte mich dann auch in der Nähe und machte bodennahe Aufnahmen, um ein schönes Bokeh zu bekommen.
Ich hatte zwar mein Stativ nicht dabei, aber ich konnte etwas improvisieren. Das SIGMA 500mm F4 DG OS HSM | Sports hat einen Stativfuß, allerdings ist dieser relativ klein. Man kann diesen jedoch gegen die Stativschelle TS-81 tauschen, die es als Zubehör zu kaufen gibt. Diese hat zum einen ein Arca-Swiss Profil und somit kann man auf eine Stativplatte verzichten und zum Anderen ist dieser Fuß wesentlich größer. Es ist somit viel einfacher aus der Hand zu fotografieren, da man den Fuß besser greifen und abstützen kann, oder man kann auch, wie ich hier am Strand, den Fuß einfach auf den Boden legen. So konnte ich verwacklungsfreie und bodennahe Fotos machen.
Ich glaube wenn man zur richtigen Zeit auf Texel ist, kann man noch wesentlich mehr erleben, als ich es konnte. Aber schon so hat mich die Insel beeindruckt.
Zu guter letzt war ich noch an der Küste nördlich von Groningen unterwegs. Dort gibt es viele alte Stege und Holzwände am Wasser zu entdecken und wenn Ebbe ist, bleiben überall kleine Pfützen zurück, die man wunderbar für Spiegelungen einsetzen kann.
Dem letzten Morgen in den Niederlanden habe ich mich natürlich noch mal einer Windmühle ganz in der Nähe des Campingplatzes gewidmet. Dabei habe ich zwei Fotos von ihr gemacht, die unterschiedlicher wohl nicht sein könnten. Der Sonnenaufgang war an diesem Morgen ganz besonders intensiv. Dank des SIGMA 12-24mm F4 DG HSM | Art kam ich dicht genug an die Mühle heran, so dass ich nicht die Uferböschung mit auf dem Bild hatte, aber dennoch die komplette Spiegelung der Mühle. Das Schilf auf der rechten Seite diente mir dabei als leitende Linie, die den Blick zum Hauptmotiv führt.
Als die Farbe am Himmel langsam verschwand, packte ich meine Kamera wieder ein. Mir fiel dann ein Vogelgezwitscher auf, welches nach und nach immer mehr und lauter wurde. Auf dem obersten Mühlenflügel hatten sich nun eine ganze Schar Stare versammelt und machten auf sich aufmerksam. Ich hatte schon eine Idee im Kopf, wie ich die Vögel am besten fotografieren könnte und eilte schnell zum Auto zurück, um das 500er Sports zu holen. Ich machte dann einen Scherenschnitt von den Vögeln und im Anschluss eine schwarz-weiß-Umsetzung. Es sieht so ein bisschen aus wie ein Hotel, in dem fast alle Zimmer belegt sind. Nur ein Einzelzimmer ist noch frei.
Tja, ein Urlaub in den Niederlanden ist längst nicht so spießig, wie ich mir das früher immer vorgestellt habe, sondern bietet viele wunderbare Naturerlebnisse und ist im Prinzip ideal für die Kombination aus Familienurlaub und Fotourlaub.