König der Objektive @ Oliver Hilger

König der Objektive – das neue 70-200mm zwischen Influencern, Hunden und Rennwagen

Mit dem 70-200er Tele-Zoom mit Blende 2.8 ist es wie mit einem Paar Turnschuhe – man kommt einfach nicht ohne sie aus. Vor allem für Sport- , Porträt- oder Reportagefotografen ist das Siebzig-Zweihunderter ein unverzichtbares Arbeitsgerät. Um ein perfektes Werkzeug für den Profi zu sein, muss ein Objektiv unter allen Bedingungen funktionieren und auch mal heftige Stöße, Regenschauer und das Ablegen auf schmutzigem Untergrund abkönnen.

König der Objektive @ Oliver Hilger

Um es gleich vorwegzunehmen: ein stabileres, wertigeres und besser verarbeitetes Objektiv als das neue SIGMA-Profizoom habe ich noch nicht in den Händen gehalten. Nichts wackelt, Zoom- und Fokusring lassen sich satt drehen – nicht zu schwer und nicht zu leicht. Die programmierbaren Knöpfe, auf die man beispielsweise den Fokus-Stopp legen kann, haben einen guten, satten Druckpunkt. Schon nach wenigen Sekunden stellt sich ein Gefühl von Wertigkeit ein. Aufgrund des großen Durchmessers des Tubus, der aus einer Magnesiumlegierung gefertigt ist, durch die griffigen Oberflächen und nicht zuletzt durch das Gewicht von 1805 Gramm liegt das SIGMA 70-200mm F2,8 DG OS HSM | Sports super in der Hand. Und: es komplettiert die Big Three. Mit dem SIGMA 14-24mm F2,8 DG HSM | Art, dem SIGMA 24-70mm F2,8 DG OS HSM | Art und dem neuen SIGMA 70-200mm F2,8 DG OS HSM | Sports in der Tasche ist man für mindestens 90 Prozent aller Situationen bestens gerüstet.

In der Theorie ist 70-200er also schonmal ein großer Wurf. Doch wie sieht es in der Praxis aus? Um dem vermeintlichen Traumobjektiv in realen Einsatzszenarien auf den Zahn zu fühlen, habe ich es an meiner Canon 5D Mark IV bei drei unterschiedlichen Shootings getestet:

Einem Outdoor Porträtshooting mit den Influencer-Zwillingen Luka und Tarkan (Instagram: @twins.lifestyle_), einem Action-Shooting mit meinem Hund und bei einem Motorsportevent auf dem Daytona International Speedway in Florida.

König der Objektive @ Oliver Hilger

Das SIGMA Sports-Objektiv als Porträtobjektiv

Das 70-200er Zoom ist in der Peoplefotografie so beliebt, da es die komplette Range der klassischen Portraitbrennweiten abdeckt: 85, 105 und 135 Millimeter. Hinzu kommen 200 Millimeter, mit denen man die Perspektive noch weiter verdichten und auch größere Entfernungen überbrücken kann. Aufgrund von Dauerregen in Stuttgart wählte ich für das Shooting mit den Influencern Luka und Tarkan eine überdachte, aber dennoch lichtdurchflutete Location aus. Zwischen mehreren ehemaligen Industriegebäuden spannt sich ein Glasdach, die zwei Ebenen sind mit Brücken verbunden. Gerade um von der unteren zur oberen Ebene oder von einer Brücke zur nächsten zu fotografieren hätten 85 Millimeter nicht ausgereicht. So war ich froh, die vollen 200 Millimeter nutzen zu können. Bei Offenblende und bescheidenen Lichtverhältnissen saß der Fokus in Kombination mit der Canon 5D Mark 4 bei allen Fotos perfekt. Auch der Walk der Models auf die Kamera zu stellte für den Autofokus keine echte Herausforderung dar. Begeisterung dann beim Sichten der Fotos: Tolle Schärfe, ausgezeichnet auch der Kontrast und die Detailzeichnung. Hier macht sich der hohe Konstruktionsaufwand samt Verwendung von zehn dispersionsarmen Glaselementen bemerkbar. Genauso soll ein Profi-Telezoom abbilden.

Herausforderung Tier-Fotografie

Jeder, der schon einmal Tiere beim Spielen oder Laufen fotografiert hat, weiß: Je kleiner das Tier, desto schwieriger ist es, ein scharfes Foto zu schießen. Und da mein Hund Nino, ein Cavalier King Charles Spaniel mit gerade einmal rund acht Kilogramm, zu den Vertretern einer Art gehört, die man in einer passenden Tasche sogar mit in die Kabine eines Flugzeuges nehmen darf, muss der kontinuierliche Autofokus gute Arbeit leisten, um nicht den Anschluss zu verlieren. Doch selbst diese Herausforderung meistert das neue Sport-Objektiv mit Bravour.

König der Objektive @ Oliver Hilger

Beinahe bis zur Naheinstellgrenze bleibt Nino (Instagram: @cavalier_nino) beim Sprint auf die Kamera durchgehend scharf. Und 200 Millimeter Brennweite und Blende 2,8 reichen, um den Hintergrund in Unschärfe zerfließen zu lassen. Besonders gut gefällt mir dabei die Qualität des Bokehs, die Art und Weise wie die Unschärfe dargestellt wird. 11 Blendenlamellen, die auch beim leichten Abblenden für eine sehr gefällige Darstellung von Unschärfekreisen sorgen, sind ein Wort. Auch die Auflösung selbst feinster Details des Fells im Gegenlicht ist eine Klasse für sich. Unsaubere Kanten, Farbsäume – Fehlanzeige. Mit dem bloßen Auge betrachtet ist das SIGMA Tele-Zoom frei von optischen Fehlern. Keine Frage: Das 70-200mm F2,8 DG OS HSM | Sports wird unser regelmäßiger Begleiter auf Spaziergängen werden.

Der Alleskönner für die Rennstrecke

Da es sich beim 70-200mm um ein Objektiv aus der Sports-Serie handelt, darf natürlich ein Test bei einer Sportveranstaltung nicht fehlen. Mit dem SIGMA im Handgepäck fliege ich zu den offiziellen Testfahrten des berühmten 24-Stunden-Rennens von Daytona nach Florida. Hier feiert der neue Porsche 718 Cayman GT4 Clubsport seine Weltpremiere. Deshalb sind auch die Entwicklungsingenieure mit vor Ort, die gespannt die ersten ungetarnten Rennstreckenkilometer ihres jüngsten Boliden verfolgen.

König der Objektive @ Oliver Hilger

Dank des rasant ansprechenden Autofokusmotors sind schnelle Porträts der Motorsporttechniker kein Problem. Das was mich noch mehr interessiert: Wie schlagen sich Bildstabilisator und Autofokus bei Mitziehen auf der Rennstrecke mit langer Verschlusszeit. Um den Stabilisator auf der „Mitziehachse“ zu deaktivieren stellt man den Modus-Schalter auf Position 2. Nun werden nur noch Verwacklungen in den übrigen Achsen ausgeglichen. Da ich ohne ND-Filter arbeite, resultieren aus der Helligkeit der Sonne Floridas und Verschlusszeiten zwischen 1/80 und 1/50 Sekunde eine nahezu vollständig geschlossene Blende. Auch unter diesen Bedingungen ist die Abbildungsleistung uneingeschränkt verwendbar. Der kontinuierliche Autofokus hat mit fahrenden Autos nicht das geringste Problem – egal ob sie auf die Kamera zu fahren, man seitlich mitzieht, oder die Wagen von einem weg fahren. Auch für Motorsportfotografen ist das neue, extrem robuste und dank zahlreicher Abdichtungen besonders wetterfeste 70-200mm F2,8 DG OS HSM | Sports eine absolute Kaufempfehlung.

Fazit

Die meisten Profifotografen kommen um den Kauf eines 70-200er Zooms mit Lichtstärke 2,8 nicht herum. Denn der König der Objektive ist vielseitigst einsetzbar und brilliert dabei mit hervorragender Abbildungsleistung und dank kräftige AF-Motoren mit aktiv-tauglicher Schärfenachführung. Wer neben diesen Eigenschaften obendrein auch noch ein Gehäuse benötigt, das robust wie ein Panzer ist und dem selbst Starkregen nichts anhaben kann, der war bisher auf die sündhaft teuren Originalobjektive der Kamerahersteller wie Nikon, Canon und Sony angewiesen. Doch diese Zeiten gehören nun offensichtlich der Vergangenheit an. Das SIGMA 70-200mm F2,8 DG OS HSM | Sports ist ein Alleskönner, der selbst im harten Profieinsatz keine Schwächen offenbart, wenn man vom leichten Übergewicht einmal absieht. Dafür ist es mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 1.399 Euro ein echtes Leichtgewicht.

Der Autor

 
Oliver Hilger
Oliver Hilger fotografiert seit Anfang der 90er Jahre mit SIGMA Objektiven. Sein erstes Objektiv, damals noch aus der analogen Zeit, war ein SIGMA 28-70mm F3,5-4,5 UC Zoom Objektiv. Es kam an einer Nikon F-801 zum Einsatz, später auch an einer Nikon F5. Seitdem ist er treuer Kunde und besitzt mittlerweile über 30 SIGMA Objektive. Er selbst sagt allerdings, dass er sich dennoch oft auf seinen Fotostreifzügen auf ein einziges Objektiv beschränkt. In der Street-Fotografie ist dies oft das 35mm F1,4 DG HSM | Art, bei Portraitshootings kommt häufig das 85mm F1,4 DG HSM | Art zum Einsatz.

 

"Durch die bewusste Beschränkung auf eine Brennweite gestaltet man seine Aufnahme kreativer und hat im Endeffekt mehr Spaß und mehr Ideen."
 
Instagram: sigma_art_photos / Homepage: www.oliversfotos.de

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