Ein Tag beim traditionellen Kabeljaufischen © Lukas Schlösser

Das nasse Gold der Lofoten – Ein Tag beim traditionellen Kabeljaufischen

Auf meinen Reisen hat mich fast kein Land so sehr beeindruckt wie Norwegen. Im Februar ging es daher für mich zum ersten Mal im Winter auf die Lofoten. Nach zwei Aufenthalten im Sommer zog es mich in diesem zu einer kälteren Jahreszeit in den Norden Norwegens. Neben Schneeschuhwanderungen, zelten im Schnee, einer Rentierschlittentour und einigen weiteren Aktivitäten stand für mich dieses Mal ein besonderes Highlight auf dem Programm: Der Start der alljährlichen Kabeljausaison. Anfang Januar wandern die Fische von der eisigen Barentssee bis zu den Lofoten, ehe sie im April wieder zurückkehren und so über 1000 Kilometer zurücklegen – so viel wie kein anderer Fisch zu seinem Laichplatz.

Aufgrund dieser langen Wanderung hat dieser norwegische Kabeljau auch einen besonderen Namen: Skrei,  denn im norwegischen bedeutet „skrida“ übersetzt so viel wie wandern. Hier auf den Lofoten hat die Fischerei auch heute noch eine besondere Bedeutung und zählt zu dem größten Exportgut der Inselgruppe. Der offizielle Start der Fangsaison ist am 14. Februar und läutet somit die 5. Jahreszeit auf den Lofoten ein. Das Datum ist wohl kein Zufall und ist zeitgleich zum Valentinstag ebenfalls eine kleine Liebeserklärung an das nasse Gold der Lofoten. Bis in den Juni hinein prägt das Bild von großen Holzgestellen das Bild der Inselgruppe vor der Küste Norwegens auf denen der Fisch in der salzigen Luft getrocknet und anschließend nach Portugal, Italien und sogar Afrika exportiert wird. So hatte ich nun auf unserer Reise das große Glück einen Tag auf über 100 Jahre altem Fischkutter zu verbringen und ein Teil diese Jahrhunderte alten Tradition zu sein.
Nachdem ich mich noch vor Sonnenaufgang in unserer Unterkunft beim Frühstück gestärkt hatte, ging es von Kabelvag ins 15km entfernte Svolvaer. Am Hafen angekommen bot sich ein majestätischer Anblick: Das kleine Fischerboot lag auf der spiegelglatten Wasserfläche am Kai im Hafen, während sich die Sonne langsam über den Horizont bewegte und alles in ein goldenes Licht tauchte. Um möglichst viele Eindrücke von diesem tollen Erlebnis festzuhalten, durften zwei meiner Lieblingsobjektive auf diesem Trip nicht fehlen. Das SIGMA 14mm F1,8 DG HSM | Art Weitwinkelobjektiv – eigentlich für Bilder von den Nordlichtern gedacht – bot mir auf dem engen und kleinen Schiff einen hervorragend großen Blickwinkel um das ganzen Geschehen an Bord auf ein Foto zu fassen Außerdem musste noch meine Allzweckwaffe, das SIGMA 24-70mm F2,8 DG OS HSM | Art mit in meinen Fotorucksack um möglichst flexibel auf die verschiedenen Ereignisse an Bord reagieren zu können und Motive gezielt mit einer geringen Tiefenschärfe am besten herauszustellen. 

Nachdem wir uns unsere warmen und wasserdichten Anzüge angezogen, den noch vereisten Holzboden der MS Symra betreten und unser Equipment sicher verstaut hatten, machten wir uns gegen 8.30 Uhr und kalten -5°C – pünktlich zum Sonnenaufgang – hinaus aufs Meer. Zusammen mit 20 weiteren Personen und den drei Crewmitgliedern gingen wir nach einer rund 30-minütigen Fahrt gleich an die einzelnen Stationen, um unseren ersten Winterdorsch in diesem Jahr zu fangen. Mit Hilfe eines Echolots in der Kapitänskabine konnten wir gut beobachten, wenn sich ein großer Schwarm direkt unter dem Boot befand. Nun begann die eigentliche Arbeit: Nach dem Ablassen des Köders bis zum 60m Tiefe, musste der rund 20 cm lange Pilker – ein silberer Kunstköder – mit Muskelkraft immer wieder auf und ab bewegt werden um unter Wasser Druckwellen zu erzeugen und so den Fisch zum Anbiss zu reizen.
Bereits nach wenigen Minuten gab es den ersten Biss und ein knapp 8kg schwerer und 90cm großer Dorsch wurde über das Reling an Bord gehoben, was bei maximalen Ausmaßen von bis zu 200cm und 60kg ein noch verhältnismäßig kleiner Fang war. Doch nun gab es keine ruhige Sekunde mehr. Im Minutentakt wurde nach dem Gaff verlangt – ein großer Haken an einem langen Stiel – um die Fische unter dem Kiemendeckel besser aus dem Wasser und auf das Boot zu befördern. In kurzer Zeit füllten sich die Kisten auf dem Schiff. Plötzlich wurde es hektisch an Bord. Sogar der Kapitän verließ seine Kabine und machte sich auf zum Bug des Schiffes denn eine Angel bog sich verdächtig stark unter der Last eines gefangenen Fisches. Rund zehn Minuten dauerte es bis der glänzend weiße Bauch des Skreis an der Oberfläche erschien. Nach einem Kraftakt wurde der Fisch auf die nassen Holzplanken an Deck gehievt und sofort gewogen. Mit über 14kg und knapp 130cm war dieser Fang sogleich der neue Rekordfisch der noch jungen Kabeljausaison und die Freude an Bord entsprechend groß. Handys und Kamera wurden gezückt um dieses besondere Ereignis auch entsprechend zu dokumentieren.
Anschließend machten wir uns auf zur nächsten Stelle und die Prozedur begann von vorne. Nachdem der Kapitän mit einer kleinen Glocke erneut den Start frei gab, machten sich unsere Leinen wieder den Weg in die Tiefe. In der Zwischenzeit hatten sich auch ein paar neue Weggefährten den Weg zu unserem Boot gefunden und so waren wir in kurzer Zeit umzingelt von zahllosen Möwen, die sich immer wieder in die Tiefe auf ihre Beute stürzten. Um das ganze Treiben auf dem Wasser in einem Bild einzufangen zeigte das SIGMA 14mm F1,8 DG HSM | Art seine ganze Stärke und ich konnte somit außerdem noch Teile des Fischerbootes mit einbeziehen.  Doch auch mein zweites Objektiv, das SIGMA 24-70mm F2,8 DG OS HSM | Art zeigte warum es in kurzer Zeit zu meinem Lieblingsobjektiv geworden ist und nicht umsonst ein Teil der „Big Three“ ist. Durch die große Abdeckung des Brennweitenbereichs hat mir dieses Allzweckobjektiv ermöglicht auf eine Vielzahl von verschiedenen Aufnahmesituationen zu reagieren. Zudem hat mich neben dem schnellen Autofokus vor allem die Bildqualität überzeugt, wodurch ich von diesem Erlebnis wirklich schöne Fotos mit nach Hause nehmen konnte. Nachdem wir nun über vier Stunden auf dem Wasser verbracht hatten, machten wir uns nun zurück auf dem Heimweg in Richtung Hafen.

Auf unserem Rückweg beginnen die Crewmitglieder nun bereits den Fisch für den Verzehr vorzubereiten. Gekonnt wird der Fisch filetiert und in verschiedene Kisten mit Eiswasser befördert. Nun können sich auch die Möwen über ihren Anteil freuen, nachdem sie über mehrere Stunden unserem Boot gefolgt und die Hoffnung über eine leichte Beute nie aufgebeben hatten. Plötzlich erschien wie aus dem Nichts ein weiterer neugieriger Beobachter kurz über dem Boot: Ein Seeadler zog seine Kreise in kurzer Entfernung und sah sich alles aus sicherer Entfernung an. Zum Glück gelang mir es ein paar schnelle Fotos von dem König der Lüfte zu schießen ehe er sich wieder in Richtung Festland aufmachte und den Möwen ihr Revier wieder überließ.
Auf der rund 45 Minütigen Rückfahrt lernten wir noch einiges über den traditionellen Fischfang. So ist es heutzutage vor allem bei Schülern ein Möglichkeit sich ein kleines Taschengeld dazuzuverdienen, in dem sie in dickem Ölzeug und mit einem scharfen Messer aus den Fischköpfen die Zungen herausschneiden. Eine uralte Tradition, die zudem dazu dient schon früh eine Zugang zur Fischerei zu finden.  Rund 30 Kronen bekommen sie für ein Kilo Zungen, der Rekord soll bei 300kg am Tag liegen, was sich für uns aber schlichtweg unmöglich anhört. Bei unserer Rückkehr in den Hafen von Svolvaer wurden wir dann von der Frau des Fischers empfangen, einer Statur die am Eingang des Hafens steht. Bei guten Wetter sieht es so aus als ob die Frau ihre Hand gegen die tiefstehende Sonne hält um so ihren Mann am Horizont zu erkennen, bei schlechtem Wetter stemmt sie sich gegen den starken Wind und blickt sorgenvoll auf das Meer hinaus. Denn als es gegen Ende des 19. Jhd noch in der Hauptsaison rund 30.000 Fischer auf den Lofoten gab, ließen nicht wenige ihr Leben auf dem Meer. Bei besonders schlechtem Wetter kam es sogar vor, dass mehrere hundert Männer an einem den Tod fanden. Nach diesen ereignisreichen Tag sichern wir uns am Hafen noch unseren Anteil am heutigen Fang, um ihn dann anschließend abends stilecht und nach altem Rezept auf dem Lagerfeuer zu garen.

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