Das 85mm F1,4 DG HSM | Art am Strand von Usedom
Anfang 2018 haben wir uns für die 2te Ausgabe des „AJ Meetups“ (von Andreas Jorns) auf Usedom angemeldet. Als eingefleischter Canon Bokehmonster 85mm 1.2L-Liebhaber ist mir nichts lieber auf der Kamera als diese Linse, mit der ich schon so großartige Fotos aufzeichnen durfte. Aber der Termin war erst im Dezember… und was macht der Technikbegeisterte Mann und Fotograf? Er kauft sich, dem Trend entsprechend, eine Sony Alpha 7III. Schande über mein (Canon) Haupt. Also habe ich schnell den Anschluss-Konverter SIGMA MC-11 gekauft (da ich bereits SIGMA 35mm F1,4 DG HSM | Art und das SIGMA 50mm F1,4 DG HSM | Art in Gebrauch habe) und das Canon 85er angebracht. Doch wo war nun der hochgepriesene Augenautofokus? Ich bin Portraitfotograf und das war DAS Kaufargument für diese Kamera. Ich wollte noch unabhängiger von der Technik sein, mich noch mehr auf die Person fokussieren können. Nicht Gefahr laufen den entscheidenden Moment zu verpassen, sondern sofort einfangen zu können. Meine Euphorie wandelte sich rasch in Ernüchterung. Doch was hatte ich erwartet?
Es ist eine fremde Linse. Das kann nicht so einfach 100%ig funktionieren, wie ich es mir gewünscht habe. Ihr könnt euch meine anfängliche Frustration vorstellen. Dann jedoch sah ich, dass SIGMA das 85mm F1,4 DG HSM | Art mit einem E-Mount Anschluss entwickelt hat.
Freunde der Nacht, ich wusste sofort: DAS IST MEIN BABY! Augenblicklich hatte SIGMA eine Nachricht von mir, ob ich mir das Objektiv mal ausleihen dürfte. (Und die, die mich kennen, wissen wieviel Überwindung es mich gekostet hat) Kurzum, Anfang Dezember kam ein Paket mit einer wundervollen Überraschung. Das SIGMA 85mm F1,4 DG HSM | Art trudelte bei mir ein, pünktlich vor dem Usedom Trip. Es hätte keinen besseren Test geben können als dort sehr intensiv zu prüfen, wie sich das Baby im Portraitbereich aber auch im Outdoorbereich schlägt. (Canon User unter euch wissen um die Probleme des 85er 1.2 L bei weiteren Entfernungen)
Ich hatte nur zwei Shootings auf Usedom geplant und für eines dieser Shootings wusste ich, dass das der ultimative Test für das SIGMA 85mm F1,4 DG HSM | Art sein wird. Der „Wikinger“ Timo und die zierliche Widget wollten am Strand ein Paarshooting umsetzen und haben mich als Fotografen ausgewählt. Widget kenne ich bereits durch viele gemeinsame Shootings sehr gut und mit Timo war ich schon sehr oft im Kontakt, sodass die Bedingungen optimal waren. Geplant waren Fotos in der Bewegung und das Festhalten von Emotionen. Eine Herausforderung für die Technik.
Wir trafen uns, bei sehr diesigem Wetter, am Strand, in der unmittelbaren Nähe der Seebrücke. Ursprünglich war der Plan direkt am Strand zu shooten, doch hielt ich es für besser auf einer der Sandbänke zu fotografieren, die dem Strand vorgelagert waren, um noch mehr Freiraum zu haben. Sowohl für die Bewegungen als auch für die Fotos.
Wir haben grob durchgesprochen, wie die beiden agieren und was für Szenen wir festhalten wollen. Aufgrund der vorherrschenden Temperaturen von gefühlten -10° (es waren echte 3°) hatten wir auch nicht so viel Zeit. Die Lichtbedingungen waren entsprechend schwer. Keine Sonne, nur sehr wenig Licht, viel Wind und ich wusste: “Noch mehr Druck für mich und die Technik.“ Bewusst verzichtete ich auf den Augenautofokus, da ich wusste, dass ich die beiden in der Bewegung fotografiere und sie auch größtenteils die Augen geschlossen haben werden.
Dann ging es los. Timo, der Wikinger schnappte sich Widget und wirbelte sie in stetiger Bewegung um sich, sodass ich (und die Technik) mit dem Fokussieren zu kämpfen hatten…doch hier kommt das SIGMA ins Spiel: ich hatte das Gefühl, dass die Linse mir sagte „gebt mir Herausforderungen und nicht so ein leichtes Spiel“. Denn genau so verhielt sich das 85mm im Gebrauch. Nicht den Bruchteil einer Sekunde in der ich Probleme mit dem Fokussieren hatte. Fokussiert wurde immer auf die Augen von Widget oder Timo und jeder Schuss war ein Treffer. Ich musste sogar besonders tricksen, um ein unscharfes Bild von den Beiden zu bekommen, um Dynamik und Bewegung einzufrieren. Egal wie ich mich bewegte oder wie sich die beiden bewegt haben, stetig saß der Fokus und ich merkte, ich konnte mich immer mehr auf die Beiden konzentrieren, da die Technik funktionierte. Für mich hebt es den Spaßfaktor, wenn dein Werkzeug zuverlässig arbeitet.
Und nicht nur das der Fokus sitzt, das Bokeh steht dem des Canon 85mm 1.2 in nichts nach. Ich mag die Freistellung der Personen, damit das Auge entsprechend durch die Szenerie gelenkt wird. Freunde: So macht Fotografie Spaß!
So hat letztlich nicht nur der Wikinger seine kleine Beute am Strand gefunden, sondern auch ich habe meinen kleinen Schatz entdeckt. Ich kann nur sagen, danke SIGMA, dass ihr mir das Baby zur Verfügung gestellt habt. Eine zuverlässigere Linse hätte ich mir nicht wünschen können.