© Kevin Winterhoff

Afrika anders – Mit dem SIGMA 500mm F4 DG OS HSM | Sports

„Was willst du in Afrika? Da ist doch alles totfotografiert. Es gibt dort nichts mehr zu entdecken, eine stumpfe Safaritourerei“. Ganz unrecht, hatte mein guter Fotokumpel nicht, als ich ihm von meinen Plänen erzählte. Unabhängig davon hatte mich Afrika dennoch immer begeistert.

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Ich glaube jeder hat so seine Vorstellung von Afrika und seiner Natur. Mancher stellt sich darunter die großen Ebenen der Serengeti vor oder die landschaftliche Schönheit des Okavango Deltas. Auch der Krüger Nationalpark in Südafrika ist einer der Hotspots für Naturfotografen. Eines verbindet diese ganzen Vorstellungen und Orte. Man kennt sie, egal ob man schon dort war oder nicht, recht gut von Fotos. Die Gnus wie sie durch den Mara-River ziehen oder die Geparde in der Steppe der Serengeti – man kennt diese Fotos.

Was also zieht einen wirklich nach Afrika als Naturfotograf? Erst einmal natürlich das persönliche Erlebnis. Auch wenn schon unheimlich viele Fotografen bestimmte Orte aufgesucht haben, muss das ja nicht bedeuten, dass dadurch dass Erlebnisgefühl für einen selber geringer wird.

Wie stark ein Naturerlebnis für einen selbst ist, sollte nicht davon abhängen, ob ein anderer Fotograf schon vor einem dort gewesen ist. Natürlich gibt es den Reiz des Unbekannten, die Gier etwas zu fotografieren was noch kein anderer fotografiert hat. Und klar kenn auch ich dieses abstoßende Gefühl an einem Ort in der Natur zu sein, wo neben mir zig andere Fotografen stehen, denn dadurch wird in dem Moment tatsächlich das Erlebnis weniger intensiv ausfallen für mich als Fotografen.

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Ob ich mir jedoch den Spaß verderben lasse, weil es von einer bereisten Gegend bereits Aufnahmen gibt, das entscheide ich allein. Für mich war es ein guter Anlass um meine Motivation beim Fotografieren zu hinterfragen. Tu ich das ganze nur der Fotos wegen? Die Naturfotografie beinhaltet da einen schmalen Grad, welcher schnell gefährlich werden kann. Denn, wenn der fotografische Erfolg das Naturerlebnis zu sehr überlagert, kommt es schnell zu Verhaltensmustern, welche die Natur hinter den fotografischen Output setzen. Was folgt sind dann Fotos von Tieren, welche in ihrer Freiheit eingeschränkt sind, Fotos von ausgestopften oder dressierten Tieren. All das haben die großen Naturfotowettbewerbe dieser Welt in den letzten Jahren gesehen und zum Teil sogar prämiert, um es später nach einer Prüfung disqualifizieren zu müssen.

Nichtsdestotrotz ist es natürlich eine Mischung aus beidem. Kein Naturfotograf schaut sich eine wunderschöne Landschaft an, ohne den Drang zu verspüren sie auch festzuhalten. Naturbegeisterung und die Begeisterung für die Fotografie gehen dabei Hand in Hand. Es gibt aber auch bei bekannten Plätzen, Motiven oder Zielen die Möglichkeit sie anders zu interpretieren. Das kann durch eine ungewöhnliche Fotografietechnik passieren oder durch eine ungewöhnliche Gestaltung oder Belichtung. Ob das Foto am Ende gewöhnlich wird, entscheidet der Fotograf und nicht die Szenerie.

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Für mich ging es dieses Jahr also wieder nach Afrika, genauer gesagt Südafrika. Wie bereits 2016 entschied ich mich für die Kalahari, ein sehr trockenes Halbwüsten-Gebiet im Norden des Landes. Landschaftlich ist es für jeden interessant, der die Einöde liebt. Das Gebiet ist sehr trocken und wenn es regnet dann auch nur bei hohen Temperaturen im dortigen Sommer. Wofür die Kalahari aber auch bekannt ist, ist ihr unvergleichbares Licht. Durch die niedrigen Horizonte hat man zu den Morgen- und Abendstunden sehr tief stehendes Licht und unglaubliche Möglichkeit damit auch fotografisch zu spielen.

Eine weitere Besonderheit der Kalahari ist die landschaftliche Prägung durch zwei Flussbette. Die sogenannten Riviere (Flüsse, welche nur zeitweise Wasser führen) Nossob und Auob müssen früher einmal beeindruckende Flüsse gewesen sein. Bis zu 30 Meter hoch sind die Uferbereiche am Rand der Flüsse. Dies führt noch heute dazu, dass man aus den Flussbetten in welchen man fährt einen starken Blick auf den Grad des Uferbereichs hat, welcher von den Tieren gerne genutzt wird um auf ihm zu laufen. Da diese Grade sich Hunderte Meter entfernt von einem befinden, gibt das einem auch unbewusst die Möglichkeit einmal vom offensichtlichem Motiv abzurücken und der Szenerie oder Leere bewusst Platz zu schaffen. Oft wirken die Fotos mit kleinem Abbildungsmaßstab am Ende viel harmonischer und sinnlicher als ein vollformatiges Bild des gleichen Tieres.

Um einige Anhaltspunkte zu haben welche Dinge man tun kann um „andere Fotos“ von einem Reiseziel mitzunehmen, welches gut bekannt ist, möchte ich gern 3 Tipps weitergeben.

1. Nutze das Licht!

Das klingt erst einmal sehr trivial und einfach. Bei der Umsetzung ist es aber meist komplexer als man denkt. Eine Szenerie nach Licht zu analysieren bedeutet zu erkennen, ob man vom Offensichtlichen, vom Vordergründigen abrücken kann. Lohnt sich ein Scherenschnitt? Sollte ich stark unter- oder überbelichten? Das sind Überlegungen die helfen, besonders Licht auch dementsprechend umzusetzen.

2. Spiele mit der Technik!

Ich bin ein absoluter Sicherheitsmensch. Meist fang ich erst an verrückte Dinge zu tun, wenn ich fotografisch aus meiner Sicht bereits die Standardshots im Kasten habe. Oft ist das aber der falsche Weg. Am Ende sind die Fotos die besonderen, wo man besonderes gewagt hat. Blende bewusst stark ab um eine langsame Verschlusszeit zu erhalten, nutze Filter um dasselbe zu erreichen oder spiel mit Mehrfachbelichtungen. All das hilft um zu sehr ausgetretene Pfade zu verlassen.

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3. Vergiss die altbekannten Regeln!

Wenn die Sonne lacht, Blende Acht! Sonne im Rücken, Auslöser drücken! Für Mensch und Tier nimm Blende vier! Wenn du denkst, du bist nah dran, geh noch n’ Schritt näher ran!

Es gibt zig Merksätze der Fotografie und Einer ist alberner als der Andere. Lustig ja, hilfreich nein! Das Brechen der Regeln ist allerdings auch kein Selbstzweck. Es muss seine Legitimation im Bild wiederfinden. Das Fotografieren ins Licht kann weitaus reizvoller sein als „richtig herum“. Auch kann Abstand zum Motiv für das Bild absolut gesund sein. Genauso können mutige Anschnitte und verrückte Ideen bei der Bildgestaltung einem Bild einen extra Wert verleihen, welchen es ohne diesen Mut nicht hätte. Vieles geht dabei absolut in die Hose, andere Bilder gewinnen aber eine gewisse Komik oder zeigen sogar ein Detail, was sonst verborgen geblieben wäre.

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Um möglichst flexibel in der Auswahl deiner Motive oder Gestaltungen zu sein, habe ich es als hilfreich empfunden bei der Tierfotografie zwischen einer Festbrennweite und einem Zoom wechseln zu können. So griff ich bei der Reise zurück auf zwei Vollformatkameras mit unterschiedlichen Objektiven. Das SIGMA 500mm F4 DG OS HSM | Sports und ein SIGMA 120-300mm F2,8 DG OS HSM | Sports mit zumeist adaptiertem SIGMA TC-1401. So konnte ich aus einer Situation ganz unterschiedliche Fotos herausziehen.

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