Spanische Nordküste © Fabio Antenore

Scouting Trip an die Spanische Nordküste mit dem SIGMA 14-24mm F2.8 DG HSM | Art

Der Hintergrund

Als Landschaftsfotograf der auch Kurse und Fotoreisen leitet gehören auch sogenannte Scouting Trips dazu. Das bedeutet ich bereise eine Region mit dem Ziel, da in Zukunft einen Workshop oder eine Fotoreise durchzuführen. In diesem Fall war das die Spanische Nordküste von Bilbao bis La Coruna, an der ich im Jahr 2019 eine Fotoreise/Workshop durchführen werde.

Gerade beim Planen von Trips an der Küste kommt ein wichtiges Element nebst Sonne, Mond und Sterne der Planung dazu, nämlich die Gezeiten. Ich war zwar nicht das erste Mal vor Ort, habe mir aber bis anhin noch keine genauen Notizen zu dem Stand der Gezeiten an den verschiedenen Spots gemacht.
Wenn ich alleine unterwegs bin ist das auch nicht so wichtig, da plane ich meistens sehr kurzfristig und wenn es sein muss, lauf ich auch mal durch brusthohes Wasser zurück.
Mit einer Gruppe von zahlenden Gästen ist sowas natürlich nicht möglich.
Um den genauen Stand der optimalen Gezeiten an den verschiedenen Spots zu eruieren, wusste ich, dass ich einige Orte sicherlich mehrmals zu unterschiedlichen Gezeitenständen besuchen werde. Dies wiederum bedeutete, dass ich das Gewicht meines Equipments so leicht wie möglich halten wollte.
Im Normalfall arbeite ich mit dem SIGMA 14mm F1,8 DG HSM | Art als Hauptlinse. Zusätzlich habe ich noch ein SIGMA 20mm F1,4 DG HSM | Art dabei plus ein SIGMA 24-70mm F2,8 DG OS HSM | Art.
Als ich die Möglichkeit hatte, das SIGMA 14-24mm F2.8 DG HSM | Art  zu testen, war ich erst etwas skeptisch. Bringt das denn dieselbe Schärfe wie mein heiß geliebtes 14mm 1.8? Und vor allem, was mache ich in der Nacht? Da wird mir doch die 1.8 Blende mit Sicherheit fehlen?

Da ich aber wie gesagt unbedingt weniger Gewicht wollte entschied ich mich dafür, dass 14mm wie auch das 20mm wirklich Zuhause zu lassen, und nur mit dem 14-24mm und dem 24-70mm los zu ziehen.

Spanische Nordküste © Fabio Antenore

Die erste Nacht

In der ersten Nacht besuchten wir einen der Spots den ich für das Schießen der Milchstraße auserkoren habe. Einen sehr speziellen Leuchtturm ganz am Ende unserer Route. Da wir ziemlich knapp zum Sonnenuntergang da waren, hatte ich nicht viel Zeit um die Umgebung lange zu studieren. Glücklicherweise war dies ein Spot der unabhängig von Gezeitenstand fotografiert werden konnte. Bereits bei den ersten Kompositionen und noch während des Sonnenuntergangs merkte ich, dass ich mich mit dieser Linse ziemlich schnell anfreunden werde. Der gewohnte fein justierbare Fokusring den ich schon von allen anderen Linsen der Art Serie kannte, fühlte sich gleich an, als hätte ich die Linse schon immer im Einsatz. Da ich ausschließlich manuell fokussiere ist dies für mich einer der wichtigsten Punkte beim Handling einer Linse. 

Ein absolutes Plus ist natürlich auch, dass ich plötzlich zoomen konnte. Das können jetzt wahrscheinlich nur Fotografen welche mit Festbrennweiten arbeiten nachvollziehen. Aber es ist schon einfacher eine Komposition zu machen, wenn du dich einfach hinstellen kannst und mal kurz an der Linse drehst, sollte der Ausschnitt noch nicht ganz passen.

Als es dann langsam dunkler wurde, bemerkte ich den einzigen kleinen Wermutstropfen gegenüber des 14mm 1,8 Objektivs. Und das ist die Lichtstärke. Beim Fokussieren im Zwielicht ist eine etwas größere Maximalblende natürlich ziemlich von Vorteil. Was bedeutet, dass ich schon viel früher meine Taschenlampe verwenden musste um den Fokus noch sauber zu setzen.

Als dann die Milchstraße sichtbar wurde und ich meine ersten Shots machen konnte, war ich aber wieder richtig glücklich. Klar… F/1.8 ist schon was anderes, und vor allem mit nicht so ISO starken Kameras ein wichtiger Punkt. Mit der Nikon d850 konnte ich aber ohne Probleme einfach die ISO etwas höher stellen und die Bilder sahen genauso stark aus wie beim SIGMA 14mm F1,8 DG HSM | Art.
Also habe ich kurz noch ein Fokus gestacktes Pano mit insgesamt 4 Linien aus knapp 45 Bildern geschossen. Dann bin etwas rum geklettert um noch eine gute Komposition als Singleshot zu finden und habe meine erste Nacht mit dem 14-24mm erfolgreich abgeschlossen.

An der Küste

Die nächsten Tage verbrachte ich dann damit, verschiedene Spots auf ihre genauen Gezeitenstände zu prüfen. Leider merkte ich schnell, dass Sonnenauf- und Sonnenuntergang in dieser Woche nicht immer mit den optimalen Gezeitenständen passten. Da die Reise jedoch sehr kurzfristig durchgeführt wurde, konnte ich diese natürlich nicht optimal timen. 
Einer der Vorteile wenn nicht alles nach Plan läuft ist, dass man als Fotograf um planen muss, beziehungsweise halt einfach aus dem was machen muss was gerade möglich ist.
Dabei entstehen oft Bilder die mich verblüffen. Zu meinen Favoriten auf diesem Trip zählt in diesem Sinne der Spot “Playa de La Gueirua”.
Als wir ihn besuchten war gerade Ebbe. Und eine sehr tiefe noch dazu. Ich merkte schnell, dass mein eigentliches Vorhaben etwas mehr Wasser brauchen würde, dafür war es aber möglich bis raus auf die spitzen Felsen im Wasser zu klettern. Nach anfänglichem Missmut über die Situation, fand ich von diesem Ort eine Komposition die ich bis anhin noch nie gesehen hatte und war somit wieder hellauf begeistert. Auch das 14-24mm anstelle des 14mm dabei zu haben erwies sich als äußerst nützlich, denn ich konnte nicht viel weiter nach vorne weil da dann doch das Wasser hin reichte. Also zoomte ich kurzerhand etwas rein und schon war alles so wie es sein sollte.

Der Morgen

Einer der nächsten Spots der für Sunrise geplant war, war etwas weiter von unserem Hotel entfernt. Also standen wir etwa 2.5 h vor Sonnenaufgang auf und machten uns auf den Weg. Als ich das letzte Mal da war, waren etwa 5 bis 10 weitere Fotografen vor Ort. Deshalb war es mir wichtig so früh wie möglich dort zu sein. Lustigerweise war dieses Mal kein einziger Anderer vor Ort und wir konnten uns in aller Ruhe die beste Komposition in Richtung des Sonnenaufgangs suchen. Der Gezeitenstand passte und Wolken waren auch genügend am Himmel. Frei nach dem Motto “Vordergrund macht Bild gesund” fanden wir einen wunderschönen Busch mit lila Blumen als Vordergrund. Kurz etwas reingezoomt, ausgerichtet und alles passte. Dann heißt es nur noch warten auf das richtige Licht. 

Nachdem alles im Kasten war und ich schon ans Zusammenpacken dachte, drehte ich mich um und merkte, dass da alles leuchtete. Die gerade aufgegangene Sonne erhellte die ganzen Felsen im Wasser und durch den leuchtenden Dunst in der Luft schien alles zu glänzen.
Also nichts wie los, Stativ unter den Arm und im “Galopp” weiter nach hinten gerannt.
Ich bin eigentlich nicht wirklich ein Fan von “mit der Sonne” zu fotografieren, ich mag lieber das Gegenlicht. Aber an diesem Morgen passte einfach alles und es entstanden nochmals sehr schöne Bilder.

Spanische Nordküste © Fabio Antenore

Der Ort mit dem unaussprechbaren Namen

Ein Ort darf natürlich nicht fehlen auf dem Programm, wenn man an der Spanischen Nordküste, beziehungsweise im Baskenland ist. Viele kennen ihn mittlerweile aus dem Film “Game of Thrones”. Einige Teile davon wurden da als “Burg Drachenstein” verwendet. Wenn auch in Kombination mit Spots aus Island.
Als ich “San Juan de Gaztelugatxe” – Wie der Ort richtig heißt- vor einigen Jahren zum letzten Mal besuchte, waren da weitaus weniger Besucher. Nun ist er “leider” ziemlich berühmt geworden.
Naja, was macht man am besten wenn man einen Ort mit sehr vielen Besuchern fotografieren will ohne Menschen auf dem Bild zu haben? Man verwendet sehr starke ND Filter. Ich habe dazu einen ND 4.5 der Haida 150mm nanoprom Serie am 14-24mm verwendet und bin damit auf 15 min (!) Belichtungszeit gekommen. 
Oft verwende ich in solchen Fällen Mehrfachbelichtungen um verschiedene Elemente im Bild unterschiedlich darzustellen. Also etwa Wolken in einer anderen Geschwindigkeit als Bäume oder Wasser. Auch die Zeit Blende ich gerne in sogenannten Timeblendings. Das bedeutet ich nehme oft verschiedene Belichtungen mit leichtem zeitlichen Versatz auf und füge diese dann in Photoshop zusammen. In diesem Falle, war jedoch aus meiner Sicht alles in einem einzigen Bild perfekt und ich brauchte nichts weiteres.

Fazit

Ich denke es war absolut die richtige Wahl das 14-24mm mit zu nehmen. Auch als ich Zuhause die Bilder in Lightroom importiert habe, war ich nicht enttäuscht. Ich hätte wirklich erwartet, dass ich in Punkto Schärfe merkliche Unterschiede zum 14mm 1.8 sehe. Natürlich sind diese leicht vorhanden, was ja klar ist beim Vergleich mit der (in meinen Augen) momentan stärksten Festbrennweite im UWW-Bereich. Aber die Unterschiede sind so minimal, dass ich wohl künftig mein 14mm Art nur noch in der Nacht verwenden werde. Was ja leider genau das Gegenteil ist von dem was ich wollte. Ich hab nun noch mehr Gewicht dabei. Aber was soll ich machen wenn es plötzlich ein so unglaubliches SIGMA 14-24mm F2.8 DG HSM | Art gibt.
Natürlich könnte man mit dem 14-24mm durch den Tag als auch nachts gute Bilder machen. Aber in der Nacht kommt es oft auf das letzte bisschen Licht an. Und da ich immer bestrebt bin alles an Qualität aus den Bildern herauszukitzeln, werde ich wohl nicht so schnell auf die F/1.8 Blende des 14mm Art verzichten wollen.
Gerade im Norden wenn es darum geht Nordlichter aufzunehmen ist das unumgänglich.

Weiteres zu diesem Thema und auch zum Thema Nachtfotografie im allgemeinen könnt ihr an meinen Vorträgen am SIGMA Stand während der Photokina erfahren. Die Zeiten sind: Mittwoch um 15:30h, Donnerstag um 12:30h, Freitag um 17:00h und Samstag um 12:30h. Den SIGMA-Stand (B20/C29) findet ihr in Halle 4.2. Ich freue mich auf Euren Besuch!

Spanische Nordküste © Fabio Antenore

Alle Bilder dieses Beitrags in der Übersicht