© Kevin Winterhoff

Das SIGMA 24-70mm F2,8 DG OS HSM | Art im Reportageeinsatz

Still, ganz heimlich liegt es da. Gelernt hat es das von seiner Mutter. „Nicht bewegen“ war vermutlich der Rat, den die Ricke dem Kitz mit auf dem Weg gab, denn das ist ihr größter Schutz.

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Das Kitz hat Glück, dass es von uns gefunden wurde. Es ist noch recht früh am Tag. Ein Hinweis des örtlichen Bauerns, dass er seine Wiesen mähen wolle, hat verschiedene Helfer zusammenkommen lassen. Denn ein solcher Anruf ist Grund genug für die versammelten Jäger, Landwirte und Naturfreunde die Wiesen vorher zu durchsuchen. „Nicht bewegen“ ist bei einem Mähwerk nämlich die denkbar schlechteste Variante.

Seit vielen Jahren gehöre ich zu dieser Gruppe. Als Naturfotograf und -freund liegt mir natürlich einiges an der Natur und den Wildtieren. Und auch wenn es mich jedes Mal schwerste Heuschnupfenattacken beschert – richtig bereut dabei gewesen zu sein, habe ich es noch nie. Auch dieses Jahr im Mai habe ich die Wiesen mit abgesucht. Natürlich hatte ich, wie in den vergangenen Jahren meine Kamera dabei. Das Thema eignet sich hervorragend für Naturreportagen und wurde auch schon des öfteren veröffentlicht und dieses Jahr sogar von einem Fernsehteam begleitet. Meist gibt es dabei keine Möglichkeit viel Material mitzunehmen, geschweige denn einen Rucksack. Ich brauche dabei eine Kombination, die es mir ermöglicht möglichst viele Momente einzufangen.

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Momente die anderen zeigen, dass das öffentliche Bild von Landwirten und Jägern oft sehr einseitig ist. Denn die ehrenamtlicher Arbeit der Rehkitzsuche dauert einen ganzen Tag. Dabei ist die Arbeit denkbar einfach: Man geht in engen Reihen mit den anderen Helfern durch das Feld auf der Suche nach den Rehkitzen. Bahn für Bahn wird es durchsucht, verbunden mit der Hoffnung dass man keines übersieht…

Rehkitze werden zwischen Mai und Juni geboren. Die Ricke „setzt“ es in einer Wiese und lässt es dort allein. Aus gutem Grund, denn das Rehkitz hat keinen Eigengeruch. Findet man ein Rehkitz, so ist es weder verlassen, noch braucht es Hilfe. Es braucht Ruhe! Denn die Mutter des Kitzes kann jeden Moment nach dem Rechten sehen und es säugen.

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Ricken lassen ihre Kitze allein, da die Jungtiere keinen Eigengeruch aufweisen, der sie verraten könnte. Gepaart mit dem hohen Gras der Frühlingswiesen bildet das einen perfekten Schutz für die ersten Lebenswochen. Jedoch nur solang wie das Gras steht…

Es ist ein ehrenvoller Einsatz den ich nun schon zum wiederholten Mal auch fotografisch begleiten darf. In den letzten Jahren hatte ich dabei immer meine Sigma Objektive im Einsatz. So eignet sich das SIGMA 24mm F1,4 DG OS HSM | Art super für den Reportagezweck, da es durch die geringe Brennweite sowohl Kontextualisierung, als auch Freistellung durch die große Lichtstärke erlaubt. Dieses Jahr erlaubte mir eine neue Objektivkombi eine größere Bandbreite. Zum ersten Mal hatte ich das SIGMA 14-24mm F2,8 DG HSM | Art, sowie das 24-70 im Einsatz, was für mich eine ideale Kombination für die Reportagefotografie bietet.

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Die hohe Lichtstärke von F2,8, verbunden mit dem Brennweitenbereich lässt mich alles einfangen was ich möchte. Egal ob gemeinsam mit dem Bauern im engen Trecker oder draußen im Feld beim Portrait des einzelnen Helfers, alles spielt sich im klassischen Brennweitenbereich von 14-70mm ab. Besonders das 24-70mm ist dabei Gold wert gewesen. Mit einem Filterdurchmesser von 82mm konnte ich mittels eines Polfilters störende Reflexionen verhindern und den Kontrast im Himmel erhöhen was dann für dramatischere Bilder sorgte…

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Meist dauert es nicht lang bis zum ersten Mal ein „Ich hab eins“ durch die Wiese schallt. Mit „Ich hab eins“ ist natürlich ein Rehkitz gemeint. Und tatsächlich, eng in sich verschlungen liegt ein gerade 2 Wochen altes Kitz im tiefen Gras. Extrem gut versteckt und glücklicherweise dennoch gefunden. Ganz aufgeregt pumpt das Herz. Nur kurz werfen die beteiligten Helfer einen Blick auf das Kitz um es danach wieder in Ruhe zu lassen. Auch ich als Fotograf zücke nur kurz meine Kamera, zoome mit dem 24-70mm kurz ein und drücke ab, einmal nah, einmal im Lebensraum (hatte ich schon erwähnt das ich den Brennweitenbereich liebe?). In diesen Momenten bin ich auch über den OS froh, der mir Vertrauen schenkt, dass die kurzen Momente die ich für die Fotos habe, lang genug waren um scharfe Fotos zu produzieren.

Die Fundstelle des Kitzes wird mit einem Stab markiert, die Suche jedoch geht unvermindert weiter. Es sind noch zahlreiche Kilometer die abgelaufen werden müssen. Am Ende sind es 11km, 8 Stunden hat es gedauert. Die Kitze werden am Ende der Suche gemeinsam herausgetragen. Das geschieht natürlich mit Handschuhen und dicken Grasbüscheln. Denn das Kitz darf auf keinen Fall den Geruch eines Menschen annehmen, denn dann würde die Ricke (Rehmutter) das eigene Kitz nicht mehr aufnehmen. Die Kitze finden später über Kontaktrufe ihre Mutter wieder, das Heraustragen bedeutet nur einen kurzen Stressmoment für sie.

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Die Anstrengungen sind jedes Jahr wieder groß aber das Ergebnis hilft über diese Mühen hinweg. Neun junge Leben konnten gerettet werden und wie der Bauer nach der Mahd meinte, ist auch keines übersehen worden. Ein gutes Gefühl macht sich breit.

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