© Hannah L.

Hochzeitsfotografin Hannah L. im Interview

Hallo Hannah, vielen Dank, dass du dir ein wenig Zeit für uns genommen hast. Du hast schon einmal für unseren SIGMA Blog einen Artikel über Inspiration und Emotionalität geschrieben, aber könntest du unseren Lesern vielleicht verraten, wie du eigentlich zur Fotografie gekommen bist?

Sehr gerne doch! Ich freue mich, dass ich euch ein paar Fragen beantworten darf. Zur Fotografie bin ich eigentlich erst einmal aus reinem Interesse gekommen. Ein Business daraus zu machen, war damals nicht meine Absicht. Ich studierte Fachjournalismus und mein Leben war 2009 voll auf Studium eingestellt. Ich habe schlichtweg gespürt, dass Fotografie mich interessiert und damit angefangen. Es hat mir Spaß gemacht meine Umwelt wahrzunehmen und auszudrücken, was ich sehe. Ich war schon immer ein sehr ehrgeiziger Mensch und ich mache Dinge entweder ganz oder gar nicht. Also war bei mir sehr schnell der Impuls da, besser zu werden – mich zu entwickeln. Meine Reaktionszeit habe ich damals trainiert, indem ich Sport fotografiert habe. Ich wollte lernen, meine Technik auf den Punkt zu beherrschen und Situationen zu antizipieren. Ich wollte schon damals nicht an Dingen üben, die mir viel Zeit gelassen haben. Das war mir sehr schnell zu einfach. Diese Herausforderung hat meinen Ehrgeiz gepackt und so zwang ich mich immer wieder in Situationen zu fotografieren, in denen ich ein wenig über mich hinauswachsen musste. Sei es das Ansprechen völlig fremder Menschen auf der Straße und sie binnen weniger Sekunden portraitieren zu dürfen oder das Begleiten eines Sportereignisses, bei dem ich wusste, dass ich abliefern muss. Das ist auch noch heute so. Ich sage immer: Ohne Wachstumsschmerz gibt es kein Wachstum. Immer dann, wenn es sich nicht leicht anfühlt, wenn wir etwas Neues lernen und uns pushen, entwickeln wir uns wirklich weiter. Fotografie war das Werkzeug, mit dem ich nicht nur meine technischen Fähigkeiten entwickeln konnte sondern sie hat mich auch immer wieder dazu gebracht, die Komfortzone zu verlassen und Dinge zu tun, die meinen Horizont erweitern und dabei konnte ich auf jedem Schritt des Weges etwas hinterlassen: Die Fotografien, die dabei entstanden sind.

Fotografie, besonders die Hochzeitsfotografie, ist für dich viel mehr als nur ein Job. Emotionalität ist dir besonders wichtig und das merkt man deinen Bildern auch an. Dabei kann man sicherlich keinen Schalter umlegen – wie sieht bei dir die Vorbereitung für ein Shooting aus?

Ich bin ein unheimlich reaktiver Mensch. Ich benötige Input, um inspiriert zu sein und um kreativ zu werden. Einen Schalter habe ich (leider) nicht aber das „Geheimnis“ ist eigentlich weniger spektakulär als es scheint: Verbinde dich mit den Menschen, die du begleitest. So zu fotografieren, dass Menschen mich nicht als Störfaktor wahrnehmen, auch wenn ich 30 cm von ihnen entfernt stehe und ihre Tränen oder ihr Lachen fotografiere, hat viel mit mir selbst zu tun. Empathie, Menschenliebe, aufrichtiges Interesse, liebevolle Kommunikation und die Fähigkeit, mich extrem schnell in andere hineinzuversetzen gibt mir bis heute den Freiraum, dass Menschen mich nah an sich heranlassen. Das ist der Grundstein meiner Arbeit. Dass Menschen bereit sind, wahrhaftig zu sein, wenn ich anwesend bin. Ich kommuniziere meinen Paaren, dass sie sich in allen Belangen zu hundert Prozent auf mich verlassen können.  Ich möchte, dass sie sich sicher und gut aufgehoben fühlen. Deswegen sprechen wir ausführlich mit unseren Paaren vor ihrer Hochzeit und fragen sie Vieles. Wir verbringen Zeit und lernen sie richtig kennen. Alles steht und fällt damit, dass wir uns alle wohlfühlen. Denn vor Freunden zeigen wir gerne, was uns bewegt. Wichtiger als die Informationen über diese Menschen ist aber immer die Frage, wie sie sich fühlen, wenn du da bist. Sie sollen sich gut fühlen, wertgeschätzt, respektiert und verstanden. Dann ist Emotionalität in meiner Gegenwart auch für sie kein Problem mehr.

Dieser Ansatz funktioniert bestimmt nicht bei allen Kunden gleich gut oder?

Ich glaube Empathie, Wertschätzung und Vertrauen funktionieren prinzipiell bei jedem Menschen gut, der dafür offen ist. Da ich sehr klar kommuniziere, wie ich bin und dass Emotionalität ein bedeutender Teil meines Lebens und meiner Arbeit ist, kontaktieren mich in der Regel auch nur Menschen, die das genauso empfinden. Das ist aber auch ein wichtiger Bestandteil meines Marketings. Ich möchte Menschen offenlegen, wer ich bin, damit sie prüfen können, ob wir zusammenpassen könnten. Dafür muss ich mich aber immer erst selbst öffnen und damit habe ich kein Problem. Von daher funktioniert dieser Ansatz eigentlich extrem gut. Ich glaube, dass die Menschen, bei denen er nicht funktioniert, mich gar nicht erst kontaktieren.

Wie würdest du deine eigene Bildsprache beschreiben? Hast du einen Stil oder geht alles über die Emotionen?

Ich würde sagen, dass die zwei Eckpfeiler meiner Arbeit Licht und Emotionen sind. Ich liebe echte, starke Emotionen an ihrem Höhepunkt und betone sie mit Licht. Ob das ein Stil ist, weiß ich nicht. Ist mir aber auch nicht wichtig, für mich und meine Kunden funktioniert dieses Konzept und das ist, was für mich zählt.

Wie hat sich deine Fotografie, z.B. die Bildsprache im Laufe der Jahre verändert?

Ich würde sagen, dass ich schon immer sehr zu starken Gefühlen hingezogen wurde. Als Mensch, wie auch als Fotografin. Als ich das Gefühl hatte, mein Timing sehr weit entwickelt zu haben und meine Kamera als verlängertes Auge beherrscht habe, arbeitete ich mehr mit Licht. Seit ungefähr 4 Jahren ist das Malen mit künstlichem Licht in meinen Bildern ein fester Bestandteil. Ohne Blitz würde ich keinen Job machen. Und dabei geht es mir absolut nicht darum, lediglich auf suboptimale Lichtsituationen vorbereitet zu sein, sondern jederzeit kreieren zu können. Was mein Kopf sich vorstellen kann, möchte ich auch umsetzen. So hat meine Bildsprache zwar schon immer von Emotionen gelebt, wurde aber durch den Einsatz von Licht verstärkt, würde ich sagen.

Wie wichtig ist bei deiner Arbeit das Equipment um deine Vision umzusetzen?

Sehr wichtig. Mein Equipment ist für mich dasselbe, wie die Pinsel für den Maler oder das Messer für den Koch. Was wir damit anstellen und wie wir es einsetzen, ist primär eine kreative, schöpferische Sache und wenn unser Werkzeug uns nicht beschränkt, kann daraus etwas Wunderbares entstehen. Ich bin kein Technik-Nerd aber ich beherrsche meine Technik extrem gut und ich liebe es, sie auszureizen. Auch hier habe ich viel Ehrgeiz. Wenn ich etwas nicht kann, wird es gelernt. Da bin ich recht streng mit mir. Ich lege Wert auf Equipment, dass nicht im entscheidenden Moment den Geist aufgibt. Daher habe ich auch immer in Qualität investiert. Ich habe dann lieber weniger besessen, dafür dann aber nur Hochwertiges. Schnelles, zuverlässiges Equipment ist für mich sehr wichtig, um meine Vision umzusetzen.

Woher nimmst du deine Inspiration? Hast du Künstler (auch außerhalb der Fotografie), zu denen du aufschaust und die dich mit ihrer Arbeit begeistern?

Mich inspirieren oft einfach Orte, Lichtstimmungen und auch die Mimik, die Gestik oder das Verhalten von Menschen. Wenn ich etwas sehe, kreiere ich im Kopf. Deswegen liebe ich es auch, mal unterwegs zu sein. Neues zu sehen und dadurch auf neue Gedanken zu kommen. Meine Ideen suche ich eigentlich nicht krampfhaft, dann werden sie eher so mittelmäßig – finde ich. Wenn ich an einem Ort stehe und eine Idee plötzlich in meinen Kopf kommt, dann versuche ich sie so schnell wie möglich umzusetzen und liebe das Ergebnis dann meistens viel mehr. Mich inspirieren viele Menschen im Bezug auf verschiedene Bereiche. Da wären alte Meister der Fotografie wie Henri Cartier-Bresson, dessen zeitlose Werke widerspiegeln, was ich an Fotografie liebe: den Moment, der eine Situation komprimiert und dadurch eine starke Geschichte erzählt.

Auch mein Mann, der mit seiner Weisheit und Menschenkenntnis Situationen unheimlich schnell lesen, analysieren und einschätzen kann. Das finde ich spannend und sehr inspirierend. Denn wir arbeiten mit Menschen und je besser wir die Psychologie des Menschen verstehen, desto stärker können wir die Verbindungen gestalten, die für unsere Arbeit so wichtig sind und Menschen wirklich begegnen. Meine Menschenkenntnis ist auch ziemlich gut, ich habe eine sehr verlässliche Intuition. Aber Johann liest Menschen binnen weniger Augenblicke und das finde ich unheimlich interessant und inspirierend.  Ich liebe die Texte von J.M. Storm oder Atticus und lese sehr gerne Bücher von Wayne Dyer. Generell inspirieren mich Menschen, die etwas zu sagen haben. Die tiefer schauen als der Rest und Einblicke in ihre Seele gewähren. Was mich weniger inspiriert sind materielle Dinge. Ich glaube wahre Erfüllung kommt nicht durch den monetären Erfolg, sondern primär daraus, dass wir uns authentisch verwirklichen können, und dadurch glücklich sind. Alles andere kommt dann von ganz alleine. Zumindest war das meine Erfahrung.

Auf welches Projekt in den nächsten Monaten freust du dich besonders?

Ich freue mich auf meine Brautpaare, auf die Photokina und darauf im Herbst noch einmal Workshops geben zu dürfen. Und auf das, was dazwischen kommt und womit ich jetzt nicht rechne aber was mich sicher auch sehr bereichern wird.

Vielen Dank für deine Zeit Hannah!

Ihr möchtet noch mehr über Hannah und ihre Fotografie erfahren? Sie wird auf der SIGMA-Bühne während der Photokina Vorträge halten. Die Zeiten sind: Mittwoch um 17:00h, Donnerstag um 14:00h und Freitag um 14:00h. Den SIGMA-Stand (B20/C29) findet ihr in Halle 4.2. Wir freuen uns auf euren Besuch!

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