Mit Hip Hop um die Welt – Interview mit Pascal Kerouche
Für unseren 2. SIGMA Foto-Experten-Tag in den Deichtorhallen Hamburg am 18. August konnten wir drei hochkarätige Fotografen gewinnen. Einer von Ihnen, Pascal Kerouche, ist hauptsächlich in der Hip Hop Szene unterwegs und hatte ein wenig Zeit für ein Interview.
Hallo Pascal, vielen Dank, dass du dir kurz Zeit genommen hast, uns einige Fragen für unseren SIGMA Blog zu beantworten. Wie bist du zur Fotografie gekommen?
Ich wollte eigentlich nie Fotograf werden, deshalb habe ich mir gar keine Gedanken darüber gemacht. Ich habe es zwar schon immer geliebt Momente zu dokumentieren und festzuhalten, aber eher für mich selber und nicht um es beruflich zu machen. Hauptsächlich war ich nach der Schule damit beschäftigt eine Doku über die Hip Hop Untergrund Szene in New York zu drehen und habe dabei aber auch immer alle Künstler fotografiert. Mit der Zeit ist das Gewicht von Film zu Foto einfach mehr auf die Fotoseite gerückt. Ich hing zu viel mit der Doku fest und mir gefiel das schnelllebige der Fotografie. Außerdem musste ich irgendwie in New York Geld verdienen, mit der Fotografie ging das ganz gut.
Du bist also tatsächlich nach dem Abi einfach so in die USA geflogen und hast deine Umgebung dokumentiert?
Genau so war es. Jugendlicher Leichtsinn, oder auch das ich mir allgemein über Dinge nicht soviel Gedanken mache und Fan bin einfach Dinge zu tun. Ich hatte nichts, nicht mal Geld, ich bin mit 70 Dollar rüber, das war alles. Nachdem ich monatelang auf dem Boden geschlafen habe und mich von Croissants ernährt habe ging es langsam aufwärts. Manchmal frag ich mich ob ich es heute nochmal genauso machen würde, aber wahrscheinlich schon. New York ist einfach die perfekte Stadt, wenn man jung ist und nicht genau weiß wohin mit sich. Man kann wirklich alles machen dort und mit etwas Fleiß kann man auch alles erreichen.
War dies, aus fotografischer Sicht, die prägendste Zeit für dich?
Nicht nur fotografisch. New York hat mich komplett als Mensch geprägt. Eine Erfahrung die ich auf keinen Fall vermissen möchte. Ich möchte behaupten, dass es eine der spannendsten und besten Zeiten meines Lebens war, die mich bis heute stark beeinflusst, sowohl menschlich als auch fotografisch. Ansonsten hat mich fotografisch auch sehr meine Anfangszeit in Deutschland geprägt, dort haben mich zwei Fotografen – Olaf Lumma und Christoph Köster, unter die Fittiche genommen und mir zumindest technisch alles zur Fotografie beigebracht. Ohne die beiden wäre ich heute nicht da wo ich bin.
Was ist dir bei deinen fotografischen Arbeiten besonders wichtig? Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Ganz oft höre ich das Wort „Authentisch“ im Zusammenhang zu meinen Arbeiten. Ich kann es schon fast nicht mehr hören aber wahrscheinlich ist es das was meinen Stil und meine Fotografie ausmacht. Dazu kann ich mich sehr gut in andere Menschen hineinversetzen und kann dadurch sehr schnell ein intimes Verhältnis mit vielen Leuten aufbauen. Menschen vertrauen mir dadurch und ich denke dadurch kommen meine Fotos so ehrlich rüber. Niemand soll sich verstellen vor meiner Kamera, ich versuche sie so einzufangen wie sie wirklich sind.
Wie entstehen bei dir Ideen für neue Projekte oder Serien?
Das ist ganz unterschiedlich alles. Mal durch Musik, die mich unglaublich beeinflusst, mal sind es Serien die eine gewisse Bildsprache transportieren, mal Gespräche mit anderen Leuten die mich beeinflussen. Wirklich komplett unterschiedlich. Das meiste entsteht glaube ich durch Reisen, darum reise ich so gerne. Es ist die beste Möglichkeit komplett den Kopf freizukriegen und alles hinter sich zu lassen.
Wenn du mit dem 15- oder 16-jährigen Pascal sprechen könntest, welchen Tipp (fotografisch) würdest du ihm mit auf den Weg geben?
Im Grunde genau, dass was ich auch gemacht habe – hör niemals auf zu fotografieren. Mach immer weiter und verstell dich nicht. Bleib dir selber treu. Und pass bisschen besser auf dein Equipment auf. Es ist nach kurzer Zeit immer so durchgerockt … unglaublich.
Auf welches deiner kommenden Projekte freust du dich besonders?
Tatsächlich ist es der August und die Erfahrung mit euch in den Deichtorhallen. Weil es mal was Neues für mich ist. Außerdem kam grade mein zweites Buch raus und ich wollte ein wenig mit dem Buch durch Deutschland touren und Lesungen halten. Da freue ich mich auch drauf, bzw. hoffe die Zeit zu finden. Ich liebe den Kontakt mit Menschen und da ist es perfekt.
Danke für deine Zeit!
Alle Informationen zu dem 2. SIGMA Foto-Experten-Tag gibt es hier.