© Robert Sommer

Die große kleine Welt der Insekten

Die SIGMA Art-Serie gibt es nun schon seit einigen Jahren und sie hat seit jeher überzeugt und begeistert. Was bisher jedoch fehlte, war die Neuauflage eines Makros – bis jetzt. Denn seit ein paar Wochen gibt es nun das SIGMA 70mm F2,8 DG MACRO | Art, welches schon von Ines Mondon und Sylvia Gervais hier im SIGMA-Blog vorgestellt worden ist.

Ich durfte jetzt ebenfalls das Makro testen und habe damit die kleine große Welt der Insekten erkundet, wovon ich hier berichten möchte. Der Fokus des Objektivs soll ganz auf der Abbildungsqualität und der Schärfe liegen. Ich war gespannt.

Das kleine und leichte Objektiv liegt auf jeden Fall gut in der Hand und nimmt im Rucksack nicht sonderlich viel Platz weg. Aufgrund der Fluchtdistanz vieler Insekten, sind 70mm für die Insektenfotografie sicherlich nicht die idealste Brennweite für ein Makro, da man wesentlich näher heranmuss als z.B. bei 150mm, aber einen Versuch war es definitiv wert.

© Robert Sommer

Es bot sich also an mit Insekten zu starten, die eher kaum eine Fluchtdistanz haben und zu sehr mit Fressen beschäftigt sind. Ideal dafür sind z.B. Raupen, wie die des Jakobskrautbärs (auch Blutbär oder Kaminbär genannt) oder auch Käfer wie der Rothalsbock.

Aber auch wenn man nicht abschattet, können schöne Lichtstimmungen entstehen. Ganz nach Geschmack kann man also auch in der Mittagspause raus und einfach variieren. Die tagaktiven Käfer habe ich am helllichten Tage bei purem Sonnenschein fotografiert. Normalerweise bieten sich ja eher die frühen Morgen- oder späten Abendstunden an, doch gerade auch am Tage lassen sich schöne Ergebnisse erzielen. Denn wenn man das Motiv abschattet, bekommt man satte und weiche Farben und die Kontraste sind nicht mehr ganz so hart. Wenn das Motiv abgeschattet ist, ist es etwas dunkler als zuvor, wodurch man ein klein wenig überbelichten muss, damit das Motiv wieder korrekt belichtet ist. Als Nebeneffekt leuchtet der Hintergrund nun viel stärker als vorher.

© Robert Sommer

Spannender wird es, wenn man tagsüber ein paar Falter vor die Linse bekommen möchte. Die in der Sonne aufgewärmten Insekten sitzen eigentlich kaum still und fliegen von Blüte zu Blüte, egal wie dicht man mit dem Makro heranrückt. Dank des treffsicheren Autofokus und mit etwas Geduld, erwischt man jedoch früher oder später definitiv die kleinen Falter.

Man kann die kleinen Insekten super freistellen und der Hintergrund sieht aus wie gemalt. Bei den wechselnden Kontrasten am Tage konnte das SIGMA 70mm F2,8 DG MACRO | Art also schon mal überzeugen.

Interessant war es nun zu sehen, wie es sich wohl in Gegenlichtsituationen verhalten würde.

© Robert Sommer

Während man Falter verschiedenster Arten am Tage vielleicht noch erwischt, ist es bei Libellen so gut wie aussichtslos. Es macht also nicht nur wegen des schönen Lichts Sinn, die Libellen morgens oder abends zu fotografieren.

Die erste Schwierigkeit bestand darin, die kleinen Flugkünstler zu finden. Nach einiger Zeit wurde ich jedoch auf einer Wiese am Rande eines Getreidefeldes fündig und konnte so im letzten Abendlicht die Gunst der Stunde nutzen.

Um die nur ca. 3,5cm großen Azurjungfern nicht zu verschrecken, habe ich zunächst ein paar Fotos aus größerer Entfernung gemacht. Wenn man einen etwas kleineren Abbildungsmaßstab verwendet, kann man wunderbar mit den Gräsern und der tiefstehenden Sonne spielen und so ein wunderbares Bokeh erzeugen. Der Autofokus arbeitet in den meisten Situationen absolut zuverlässig, doch wenn man zwischen den Gräsern fotografiert, ist dem Autofokus natürlich nicht so genau klar, was er denn nun scharf stellen soll. Glücklicherweise kann man jederzeit manuell eingreifen. Der Fokusring ist dabei sehr gut und geschmeidig einzustellen, ohne dass es Ruckler gibt. Der Fokusring ist dabei so präzise, dass man teilweise relativ weit drehen muss, um die Schärfeebene um ein paar Zentimeter zu verschieben. So ist es möglich, die Schärfeebene wirklich ganz genau einzustellen.

Die Libellen ließen sich jedoch nicht stören und so konnte ich immer dichter heran. Die Abbildungsleistung war auch im direkten Gegenlicht beeindruckend. Ich konnte keine CA’s entdecken und auch Flares waren kein Thema. Selbst als ich direkt in die Sonne fotografierte, war die Schärfe einfach überzeugend.

Es machte definitiv Spaß, die Wiese und das angrenzende Getreidefeld nach deren kleinen Bewohnern zu durchsuchen und bei dem goldenen Licht war es egal, was man vor die Linse bekam. Selbst Spinnen und kleine Fliegen wurden im Gegenlicht zu etwas ganz besonderem und man hatte das Gefühl in eine andere Welt abzutauchen. Und sogar einfaches Getreide wurde plötzlich etwas ganz Abstraktes.

Es gibt ein einziges unscharfes Foto, welches ich behalten habe, da dies auch eher durch Zufall entstanden ist. Die Libelle ist gerade von ihrem Ansitz losgeflogen und ist dann genau auf mich zu. Sie befand sich dadurch nicht mehr in der Schärfeebene und einer der Flügel ist leider auch noch abgeschnitten, aber der ulkige Gesichtsausdruck der fliegenden Libelle erzeugt jedes Mal ein kleines Schmunzeln bei mir, wenn ich das Foto ansehe.

© Robert Sommer

Auch wenn das Objektiv nahezu perfekt ist, so ist es nicht jedes Foto. Muss es aber auch nicht. 🙂

Mein Fazit für das SIGMA 70mm F2,8 DG MACRO | Art fällt wenig überraschend absolut positiv aus. Die Schärfe ist wirklich beeindruckend und dank des Autofokusses hat man auch wenig Schwierigkeiten ein scharfes Foto zu machen und wenn doch, dann liegt es am Fotografen. 😉 Dazu ist das Bokeh schön weich und es macht riesigen Spaß mit dem Objektiv im Gras zu liegen und die große Welt der kleinen Dinge zu entdecken, eine klare Weiterempfehlung!

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