Motorsportfotografie © Daniel Matschull

Ein Portrait-Objektiv mit Benzin im Blut? Das SIGMA 50-100mm F1,8 DC HSM | Art auf dem Nürburgring

Zum 24 h Rennen auf den Nürburgring konnte ich das Zoom-Objektiv SIGMA 50-100mm F1,8 DC HSM Art ausführlich testen. Die Eifel meinte es gut und bot – bis auf Schneefall – alles, was das Wetter hergeben konnte. Von Sonne satt (inkl. Sonnenbrand) bis hin zu Starkregen und Gewitter war alles dabei.

Motorsportfotografie © Daniel Matschull

Das Zoom-Objektiv montierte ich an eine meiner Canon 7dMK2. Zum Vergleich montierte ich auf meiner zweiten 7dMK2 mein Canon 24-105 F4 L. Vielleicht ein wenig weit hergeholt – aber es sollte sich zeigen, dass dies sehr gut passen würde.

Nach dem Akkreditierungsprozedere am Donnerstagvormittag stürzte ich mich mit meiner Ausrüstung das erste Mal in meine Tätigkeiten. Wer Motorsport fotografiert weiß, dass man als erstes ein paar Sicherheitsschüsse macht, da es sehr schnell gehen kann, dass das Fahrzeug des Auftraggebers in der Leitplanke landet und das Rennen bereits vorbei sein kann, bevor es überhaupt losgeht.

Das erste freie Training am Donnerstag sollte die erste Möglichkeit für die genannten Sicherheitsschüsse bieten. Die Strecke war noch leicht feucht und die Lichtverhältnisse alles andere als optimal. Hiermit kam aber das SIGMA 50-100mm F1,8 DC HSM | Art optimal klar und man konnte sehr gute Ergebnisse erzielen. Nach dem freien Training auf der Grand-Prix-Strecke begab ich mich dann an die Nordschleife. Hier fand die Qualifikation zum 24h-Classic Rennen statt. Ich war hier vom legendären Brünnchen bis zur, bei den Fahrern gefürchteten, Eiskurve unterwegs. Die Qualifikation der 24h-Classic nutzte ich, um meiner Vorliebe zu frönen. Wir von Swoosh Communications wollen gerne die etwas extremeren Bilder machen. Lange Belichtungszeiten, Mitzieher, wenige aber dafür knackig scharfe Details – Fotokunst eben. Ich erhöhte also die Belichtungszeit um mehr Dynamik in die Bilder zu bekommen. Da ich zu diesem Zeitpunkt keinen Auftrag zu erfüllen hatte, verlängerte ich die Belichtungszeit immer weiter. 1/40, 1/20, 1/10 – das SIGMA 50-100mm F1,8 DC HSM | Art funktionierte reibungslos.

Motorsportfotografie © Daniel Matschull

Am Donnerstagabend wurde es dann zum ersten Mal ernst, die Nachtqualifikation stand an. Genau dafür sollte durch die Lichtstärke das Objektiv optimal sein. Zuerst kümmerte ich mich um die Sicherheitsschüsse für meine Auftraggeber. Das 50-100mm funktionierte optimal und ließ keine Wünsche offen. Die Eifel zeigte sich hier von ihrer besten Seite – es war warm, die Streckenverhältnisse hervorragend. Die am späteren Abend gesichteten Ergebnisse konnten sich sehen lassen.

Am Freitag entschied ich mich, das 50-100mm nicht einzusetzen, da ich etwas weitwinkeligere Bilder machen wollte.

Am Samstag stand das Highlight der Saison an: Das ADAC-Zurich 24h-Rennen am Nürburgring. Nach den üblichen Startbildern ging es mit dem SIGMA 50-100mm F1,8 DC HSM | Art an die Nordschleife, genauer gesagt an den Streckenabschnitt Karussell. Hier konnte das SIGMA-Objektiv rund um überzeugen. Die Brennweite passte optimal, gerade am Ausgang des Abschnitts Karrusell – es ginge kaum besser. Mit 1/60 Sekunde Belichtungszeit, einer Blende von F4 und ISO 100 hat der BMW M6 GT3 ordentlich Dynamik und entspricht genau meinen Vorstellungen eines optimalen Motorsportfotos. In meiner Konzentration auf das perfekte Motorsportbild vergaß ich dann sogar die Zeit und bemerkte die einbrechende Dunkelheit sehr spät.

Motorsportfotografie © Daniel Matschull

Im Bereich „Hohe Acht“ machte ich noch ein paar Schüsse in totaler Dunkelheit. Die ISO-Werte lagen inzwischen im 1000er-Bereich, die Blende bei 1,8. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Auch am Brünnchen, das gleiche Spiel. Lichter, Farben, Bewegung, Dunkelheit – all das stellte für das 50-100mm keine Probleme dar.

Motorsportfotografie © Daniel Matschull

Mittlerweile war es ein Uhr in der Nacht und auf dem Regenradar waren die ersten Regenwolken und Gewitter zu sehen. So begab ich mich noch an den ersten Kurvenbereich des Grand-Prix-Kurses um ein paar Fahrzeuge mit dem neuen Riesenrad im Hintergrund abzulichten. Hier waren einige Scheinwerfer aufgestellt um die Strecke auszuleuchten. Dem 50-100mm liegen wechselnde Lichtverhältnisse mit Kunstlicht und Mitzieher leider nicht so, wie ich mir das vorstellte. Auch Anpassungen am Kamera-Setup und den Einstellungen brachten keine Besserung. Man muss aber auch ganz klar sagen, dass dies der einzige negative Kritikpunkt ist.

Ich versuchte mein Glück nun in der Boxengasse. Immerhin hatte ich ja ein Portrait-Objektiv dabei. Und wo sind viele Menschen? Richtig, in der Boxengasse. Es war abzusehen, dass es nass werden würde und alle Teams und Teilnehmer auf Regenreifen wechseln. Gegen 02:30 Uhr setzte der Regen ein. In der Hektik des Reifenwechsels musste sich das SIGMA 50-100mm F1,8 DC HSM | Art noch ein wenig gedulden. Der geringe Platz in der Box, wenn 140 Teilnehmer Reifen wechseln wollen, sorgte aber für etwas wenig Abstand zwischen mir und dem Objekt meiner Begierde.

Motorsportfotografie © Daniel Matschull

Nach ein paar Stunden Schlaf sollte das Eifelwetter am Sonntag dann umschlagen. Nach anfänglichen kleineren Nebelzellen zog im Laufe des Morgens Regen auf und der Himmel trübte immer mehr ein. Das wiederum sorgte dafür, dass der Veranstalter das Rennen um Punkt zwölf Uhr mit der roten Flagge unterbrach. Ich nutzte die Pause, um die „Makro“-Eigenschaften testen. Hier kann ich nur sagen: Perfekt! Es ist sicher kein reines Makro-Objektiv aber es kommt dem schon sehr nahe. Die Wassertropfen auf den Regenreifen sind knackig scharf.

Nachdem man das Rennen zwei Stunden später wieder fortsetzte, waren die Sichtverhältnisse zum Zieleinlauf um 15:30 Uhr mehr als schlecht als recht. Neben dem wabbligen Nebel regnete es auch noch ordentlich. Der Fokus des Objektives hatte ordentlich zu tun und rotierte hin und her. Insgesamt ist der Fokus dennoch sehr schnell, wenn auch gefühlt etwas langsamer als beim 24-105mm von Canon.

Motorsportfotografie © Daniel Matschull

Mein Fazit zum SIGMA 50-100mm F1,8 DC HSM | Art im Motorsport: Das Objektiv ist optimal bei sehr schlechten Lichtverhältnissen und bringt die wichtigsten Voraussetzungen für beste Bilder bei wenig Licht mit. Die Handhabung war erst mal – für einen Canonisten – etwas gewöhnungsbedürftig. Der Zoom funktioniert genau entgegensetzt einer Canon-Linse. Überzeugt hat mich auch das Gewicht des Objektives. Für eine 1.8er Linse sind knapp 1,5 kg sehr gut. An der Handlichkeit gibt es nichts auszusetzen Der Zoomring geht zwar im Vergleich etwas schwerer, als bei dem 24-105. Aber auch das ist eine Sache, woran man sich gewöhnen kann und sollte.

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