Einmal quer durch Skandinavien – Teil 2
Hallo zusammen,
heute möchte ich in diesem Blogbeitrag über die zweite Hälfte meines großen Abenteuers berichten, in 8 Wochen quer durch Skandinavien mit Kind, Kegel und Kamera. Was ich bisher erlebt habe, könnt ihr hier im 1. Teil nachlesen.
Die Lofoten hinter sich zu lassen fällt einem eher nicht so leicht, aber für die nächsten Tage war starker Sturm angesagt und das ist mit dem Wohnwangen eher unangenhem, daher ging es dann ab nach Süden. Die nächsten Tage war das Wetter mehr als mies und es regnete fast durchgehend, so dass wir uns gar nicht lange irgendwo aufgehalten haben, sondern unser nächstes Ziel direkt angesteuert haben, das Dovrefjell und den Rondane Nationalpark.
Das Dovrefjell ist neben der beeindruckenden Landschaft vor allem für seine tierischen Bewohner bekannt, den Moschusochsen. Geplant war es eigentlich eine der geführten Touren mit einem Guide zu machen, damit man die zotteligen Tiere finden und fotografieren kann, aber wir haben auf dem Weg zum Campingplatz direkt von der E6 aus eine kleine Herde entdecken können, da man dort in jede Richtung kilometerweit schauen kann.
Nach einer kleinen Wanderung war ich dicht genug dran, um ein paar Fotos machen zu können.
Näher ran ging es dann aber nicht, da die Tiere mit bis zu 60km/h rennen können und ich bei einem Frontalzusammenstoß wohl eher nicht so die besten Chancen hätte. Aber auch aus der Entfernung war es schön anzusehen, wie diese behäbig wirkenden Tiere langsam durch die bunt gefärbte Herbstlandschaft spazierten. Den Guide konnte ich mir dann jedenfalls sparen.Der nächste Tag sollte einer der besten der ganzen Reise werden, denn manchmal passt dann einfach alles. Früh morgens ging es in den 60km entfernten Rondane Nationalpark nach Dørålseter. Dort gibt es einen kleinen See, den ich unbedingt zum Sonnenaufgang fotografieren wollte.
Auf dem Weg dorthin konnte ich in der Finsternis am Straßenrand 3 Elche entdecken, aber alle sind sofort verschwunden und das Scheinwerferlicht wäre auch nicht gerade das Beste gewesen.
Über Nacht hat es das erste Mal während der Reise gefroren und bei -3 Grad stand ich dann an dem See und wartete darauf, dass die Sonne endlich über die Berge kam. Wolken gab es zwar keine, aber dafür war es absolut windstill und eine schöne Nebelschicht lag über dem See. Das sind dann die Bedingungen, die man sich an einem solchen Morgen wünscht. Man weiß gar nicht so genau, was man zu erst fotografieren soll, da es in jede Richtung einfach nur wunderschön aussieht.Aber nicht nur der Blick in die Ferne fasziniert, sondern auch der Blick nach unten auf den Boden. Überall wachsen kleine Farne, Moose und Flechten und man findet ständig spannende Formen. Manche Flechten sehen aus wie kleine Bäume.
Am Abend bin ich dann entlang der Haupstraße E6 gefahren, als plötzlich neben der Straße ein Elch stand. Dieses Mal war das Licht um einiges besser als am Morgen und so parkte ich fix das Auto und schlich mich an den Elch heran. Die Sonne begann gerade hinter einer Wolkenwand zu verschwinden, als ich einige Fotos machen konnte. Die Elchkuh ließ sich nicht beirren und fraß gemütlich weiter.Der Tag hatte mich schon mit einigen schönen Motiven belohnt, aber noch war er nicht zu Ende. Der Himmel sah zunächst zwar nicht so aus, als wenn noch groß etwas passieren würde, aber ich bin dennoch zu einem Bootsschuppen gefahren, den ich mir vorher schon ausgeguckt hatte. Man weiß ja nie, wie sich der Abend noch so entwickeln kann. Und dann explodierten die Farben am Himmel förmlich. Der Tag bot mir einen Abschluss mit Paukenknall.
Das Dovrefjell hat uns nicht enttäuscht und sowohl das Wetter, als auch die Tiere spielten mit und bescherten uns viele tolle Erlebnisse.
Wir setzten die Reise fort, um einen kurzen Abstecher nach Stryn zu machen. Hier kann man unter anderem den größten Festlandgletscher Europas bestaunen – den Jostedalsbreen – und zu einigen der Auslassgletscher wandern, wie zum Briksdalsbreen oder nach Kjenndal. Man kann aber auch einfach die Zeit an einem der azurblauen Seen genießen und einfach mal abschalten.
Mittlerweile war es schon Anfang September, doch in den Tälern war vom Herbst noch nichts zu erkennen. Ganz anders war es auf der Landschaftsroute Gamle Strynefjellsvegen, die zwischen Grotli und Videsaeter verläuft. Hier zeigte der Herbst bereits seine volle Pracht und man konnte sich kaum satt sehen an den bunten Farben der Farne und Flechten. Das vereinzelt wachsende Wollgras rundete die Landschaft ab. Fjordnorwegen hat noch viele viele schöne Ecken zu bieten, die wir uns für das nächste Mal aufheben werden. Unser Weg führt kontinuierlich nach Süden und zu einer der schönsten Gegenden in ganz Südschweden, dem Glaskogen Naturreservat.
Es ist die erste Station auf dieser Reise, die wir schon von früheren Reisen kennen und lieben gelernt haben.Nachdem wir unser Camp aufgeschlagen haben, sind wir fix in den nächsten Ort gefahren, um die Vorräte wieder aufzufüllen. Auf dem Weg dorthin stand plötzlich genau neben der Straße ein Elch!
Ich habe direkt etwas weiter in einer Haltebucht angehalten und mich dann an die Elchkuh angeschlichen. Sie stand mittlerweile direkt auf der Straße und hat mich schon gewittert, konnte damit aber nicht so recht etwas anfangen. Um nicht entdeckt zu werden, habe ich mich hinter einem Busch versteckt und durch das dicke Blätterdickicht fotografiert.
Kurze Zeit später kam dann leider ein Auto und der Elch verschwand im Wald. Ich wartete noch kurz, als es hinter mir knackte. Ich drehte mich vorsichtig um und dann stand in unmittelbarer Nähe ein Elchkalb und blickte mir genau in die Augen. Ich machte ein paar Fotos, bevor der Kleine sich dazu entschied wieder zu verschwinden. Er drehte sich langsam um und stakste fast geräuschlos in den Wald. Ich war erstaunt, das man ihn so gut wie nicht hören konnte.Von den insgesamt 21 Elchen, die ich während der gesamten Reise gesehen habe, war dies das definitiv beste Erlebnis, da es nicht wirklich einfach ist, diese scheuen Gesellen auf den Sensor zu bannen.
Den Abend verbrachte ich an einem meiner Lieblingsorte, einer kleinen Insel mit einem Baum. Während ich vor vielen Jahren noch von Millionen Mücken beim Fotografieren geplagt wurde, konnte ich dieses Mal ganz in Ruhe den Sonnenuntergang fotografieren. Es zog zunächst eine Wolkenwand am Horizont auf, aber dann wurde es doch noch bunt am Himmel. Um die ganze Szenerie aufs Foto zu bekommen, habe ich mich für ein Panorama aus 7 Hochkantaufnahmen mit je 12mm entschieden.Die ganzen Tage, die wir hier verbrachten war es absolut windstill, so dass sich alles wunderbar spiegelte. Und wenn morgens die Sonne aufging, lag überall ein Nebelschleier über dem See.Dieser Ort war ein perfekter Abschluss für eine grandiose Reise, die wir nie vergessen werden.
Robert Sommer ist geboren und aufgewachsen in Röbel / Müritz, ist ein Softwareentwickler aus Hamburg und ein international ausgezeichneter Naturfotograf. Fotografiert hat er schon immer gerne, doch erst mit dem Kauf der ersten Spiegelreflexkamera ging die Leidenschaft so richtig los. Während die ersten Jahre alles geknipst wurde, was vor die Linse kam, konzentriert sich Robert Sommer mittlerweile ausschließlich die Naturfotografie. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich um Landschaften, Pflanzen oder Tiere handelt. Doch es gibt ganz klar einen Favoriten – die Vogelfotografie.
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