Am 14. Oktober veranstaltet SIGMA einen Foto-Experten-Tag im Auditorium des Hauses der Photographie der Deichtorhallen Hamburg. Dort werden die Fotografen Hans-Jürgen-Oertelt, Felix Rachor und Jean Noir Vorträge über ihre Arbeit als Portraitfotografen halten. Die drei Referenten möchten wir euch gern genauer vorstellen. Mit Hans-Jürgen Oertelt und Felix Rachor haben wir bereits ein Interview hier auf dem Blog geführt. Heute folgt Jean Noir, People und Editorial Fotograf aus der Nähe von Frankfurt. Fotograf Kai Hofer hat sich mit Jean darüber unterhalten, was Fotografie für ihn bedeutet, wer ihn inspiriert und warum Social Media seiner Meinung nach in der heutigen Zeit Fluch und Segen gleichermaßen ist. Dieses Interview wurde im Rahmen des bald erscheinenden „Elster Magazine“ geführt und wir bedanken uns beim Herausgeber dafür, dass wir es hier veröffentlichen dürfen. ______________________________ Hallo Jean! Erzähl uns doch kurz ein paar Worte über dich. Ich bin zarte 36 Jahre alt und komme aus dem schönen Rheingau, war lange und viel beruflich in der Welt unterwegs und habe mich dann tatsächlich jetzt zwischen Darmstadt und Frankfurt, bei Urberach, im NOIRstudio niedergelassen. Ja, das ist mein Lebensmittelpunkt. Wie lange fotografierst du schon? Wie bist du zur Fotografie gekommen? Ich habe erst im Juli 2012 angefangen, also vor 5 Jahren und bin über eine gute Freundin zur Fotografie gekommen. Wie es im Leben so ist, ein paar schlechte Zeiten gehabt, ziemlich down gewesen und da hat die Fotografie doch dazu beigetragen…. ja…. sich ein bisschen aus diesem Loch herauszuarbeiten und hat mir viel gegeben. Da ich mich früher schon viel mit Malen beschäftigt habe und mich generell sehr für den künstlerischen Bereich interessiere, war das für mich ein Anfang, wo ich gesagt habe, Mensch, das macht mir echt Spaß, das gibt mir was. Aus dem altgriechischen übersetzt bedeutet Fotografie „malen mit Licht“. Was bedeutet es für dich? Das trifft es ganz klar für mich, malen mit Licht. Oft wird dies nur darauf reduziert mit “Available Light” oder Blitzlicht bzw. irgendeiner anderen Lichtquelle zu arbeiten. Da legen die Leute sooo viel Fokus drauf. Dabei ist es Licht lesen, ein Gefühl für Licht zu haben, wie setzt man es ein, wie kombiniert man es mit Schatten, wie arbeitet man gezielt mit Kontrasten, wie nutzt man Licht als mystisches Element oder eben all diese Dinge in Kombination. Dass man mit den Menschen vor der Kamera auch arbeitet und für sich selbst überlegt: Wie kombiniere ich das alles? Das Gefühl, Ausdruck, Message, Licht,- Malen mit Licht ist eine Kunst für sich. Entsprechend bekommt man so auch einzigartige Bilder. Es ist für mich sehr wichtig, meine Bilder so umzusetzen, einfach meine eigene Bildsprache einfließen zu lassen. Dadurch wird es zum Malen mit Licht. Wenn du deiner Fotografie, deinem Stil einen Slogan geben müsstest, welcher wäre das? Wie würdest du deine Fotografie beschreiben? “Don´t capture moments, create them.” Fotografie ist viel mehr als mit einer Kamera zu arbeiten. Am Ende lebst du das. Du arbeitest nicht mit Models, sondern mit Menschen, mit Charakteren und Persönlichkeiten mit allem drum und dran. Du packst alles zusammen und hältst es für die Ewigkeit fest. Du gehörst zu den besten und bekanntesten Fotografen in Deutschland. Gibt es trotzdem noch ein Vorbild, welchem du nacheiferst, welches dich beeinflusst? Mich inspiriert jeder Tag, jeder Workshopteilnehmer. Jeder Mensch, mit dem ich arbeite, inspiriert mich. Der eine mehr, der andere weniger, aber es gibt jeden Tag immer etwas zu lernen, man lernt nie aus und egal von wem, du kannst dir immer irgendein Detail mit rausnehmen und sagen, es ist ein kontinuierlicher Prozess, den du durchläufst und am Ende…. und das ist auch wirklich wahr… Wer aufhört zu lernen, oder nicht die Bereitschaft dazu hat, der hat eigentlich schon verloren. Das ist nicht nur in der Fotografie so, das ist auch aufs ganze Leben bezogen, wenn man das kombiniert, dann ist die Fotografie auch für mich mein Leben. Auf Grund dessen gibt es für mich das eine große Vorbild, Peter Lindbergh. Ich war vor kurzem in seiner Ausstellung in München. Diese hat mich extrem inspiriert. Peter Lindbergh zeigt, dass die Fotografie an sich kein technisches Ding ist, sondern das ganze drum herum. Auch ein Peter Lindbergh lebt das und verkörpert diese Nahbarkeit. Man spürt es einfach, was er zeigen will, was er durch seine Arbeit ausdrücken will, welche Message er rüberbringen will. Das ist, glaube ich heutzutage etwas verloren gegangen, dass die Leute dies verstehen. Jeder, der sich technisch etwas auskennt, kann ein Bild von Peter Lindbergh ähnlich erstellen, aber er hat es einfach über Jahrzehnte geschafft, etwas zu kreieren, was einfach ein Lindbergh ist und eben nicht nur ein Bild von Peter Lindbergh und das ist die Aura, die er hat, und deswegen ist er für mich auch definitiv eines der größten Vorbilder. Nicht, um ihm nachzueifern, aber definitiv um mich zu inspirieren. Du hast im letzten Jahr zusammen mit Peter Müller das NOIRstudio eröffnet und wohnst sogar in diesem. Gleichzeitig fotografierst du überall auf der Welt. Geht es für dich überhaupt ohne Fotografie? Legst du deine Kamera auch mal weg? Ja, das haben wir zusammen aufgebaut, innerhalb des NOIRteams. Es ist mittlerweile nicht nur mein Zuhause, sondern… ja man findet kein richtiges Wort, aber es ist eigentlich viel mehr als das, es ist Lebensmittelpunkt, es ist Zuhause, es ist Treffpunkt für Leute, die sich inspirieren lassen wollen, es ist Treffpunkt für nettes Zusammensein. Es ist einfach viel mehr, als das man es nur ein Studio oder ein Zuhause nennen könnte. Ich bin viel in der Welt unterwegs. 2018 wird auch wieder eine große Tour kommen. Das darf man nicht unterschätzen und der nächste Punkt trifft es da genau. Ich lege die Kamera tatsächlich auch mal an die Seite. Im Gegenteil, es ist sogar recht extrem geworden, dass ich die Kamera an die Seite lege, weil ich mittlerweile einfach an dem Punkt bin, dass ich auch übersättigt bin durch Social Media und alles drum und dran und mich auch da weit zurückgezogen habe. Die Kamera soll für mich dazu dienen, das festzuhalten, was ich auch wirklich fühle und echt finde, was für mich authentisch ist und nicht … Im Gespräch mit Jean Noir weiterlesen
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