Von der Festbrennweite zum Zoom-Objektiv
Endlich ist es da – viele haben drauf gewartet: Das 24-70mm F2,8 DG OS HSM | Art aus der SIGMA Art-Serie. Hättet ihr mich vor einem Jahr dazu gefragt, wäre meine Antwort wahrscheinlich „Brauch ich nicht.“ gewesen. Ich war nie der Technik-Nerd, der sich tausende Erfahrungsberichte über die neuste Technik durchließt und zu Fototerminen kam ich grundsätzlich bloß mit einem kleinen Rucksack, in dem sich nur meine Kamera mit dem SIGMA 35mm F1,4 DG HSM | Art befand.
Zur damaligen Zeit war ich so wunschlos glücklich mit diesem Objektiv, sodass ich mir nicht vorstellen konnte etwas anderes zu benötigen – denn das würde ich bloß schleppen und eh nicht benutzen. Ich war ein absoluter Festbrennweiten Fanatiker – „Bewegen statt Zoomen“ war mein Motto. Auf vielen Blogs habe ich davon gesprochen, dass sich Zoomen für mich unnatürlich anfühlt und einfach nichts für mich ist.
Jetzt muss ich gestehen, dass sich diese Einstellung nach und nach etwas geändert hat. Immer häufiger war ich in Situationen, in denen ich mir eine längere Brennweite gewünscht habe. Beispielsweise bei Trauungen, bei denen ich gern näher ans Brautpaar ran zu kommen wollte, ohne zu sehr aufzufallen. Zwar befindet sich im Fotorucksack mittlerweile auch ein 85mm, oft war ich jedoch auch einfach gehemmt das Objektiv zu wechseln, weil ich in diesem Moment etwas verpassen könnte.
Also fing ich an über Zoom-Objektive nachzudenken. Das 24-70mm schien für mich ein perfekter Allrounder zu sein und spätestens als angekündigt wurde, dass es die Linse nun auch aus der Art-Serie mit lichtstarken F2,8 gibt, war klar, dass das „Brauch ich nicht“ hinfällig war.
Kurze Zeit später hielt ich das gute Stück in der Hand, gewohnte wertige SIGMA Art-Haptik, nur etwas größer und schwerer als mein 35er. Ich war sehr gespannt, ob sich meine Art zu fotografieren verändern würde und ob es möglich ist, meinen gewohnten „Look“ beizubehalten.
Anfangs war es wirklich sehr ungewohnt für mich und oftmals benutzte ich den Zoom nicht einmal. Nach einer Zeit jedoch habe ich echt Gefallen daran gefunden. Bei freien Shootings versuche ich mit den verschiedenen Brennweiten zu spielen, um so Abwechslung in die Bildmotive zu bringen. In jeder Strecke möchte ich sowohl ein sehr weitwinkliges Bildmotiv haben, bei dem man beispielsweise die Person als Ganzes eher klein im Bild sieht, als auch Close Ups.
Wenn ich Paare fotografiert habe, musste ich für die Nahaufnahmen sehr nah an die beiden heran. Das habe ich zwar bisher nie als störend empfunden, jedoch habe ich das Gefühl, ich schaffe durch mehr Distanz nun auch nochmal mehr Intimität. Auf Veranstaltungen fotografiere ich auf 70mm die Menschen fast unbemerkt und kann so noch mehr echte Momente einfangen. Hierbei entsteht auch ein echt schönes, natürliches Bokeh.
Bei Reportagen, wie z.B. bei Hochzeiten, weiß man ja nie so ganz was auf einen zukommt: Wie hell wird es sein, wie groß oder klein ist die Kirche oder wie nah darf man ans Brautpaar? Mich beruhigt es zu wissen, dass ich auf (fast) alle Eventualitäten mit dem 24-70mm vorbereitet bin. Bei Kirchen liebe ich es, ein weitwinkliges Bild vom Eingang aus zu machen, das lässt sie noch imposanter wirken.
Da ich so gut wie nie mit Blitz arbeite, kommen für mich nur lichtstarke Objektive in Frage. Mit den F2,8 kommt man hier schon sehr weit. Wenn es später wird und die Sonne untergegangen ist, wechsle ich jedoch doch wieder auf die gewohnten Festbrennweiten, um die vollen F1,4 ausnutzen zu können.
Auf Reisen würde ich weiterhin mein 35mm bevorzugen, einfach weil es leichter ist und ich immer noch nicht gerne viel herum trage. Jedoch kann man sich mit dem 24-70mm natürlich auch die ein oder andere Festbrennweite sparen, sodass sich das Gewicht im Gepäck wieder ausgleicht.
Ich finde es super spannend zu sehen wie man sich ständig weiterentwickelt, sich Prinzipien ändern und sich die eigene Fotografie verändert. Ich bin gespannt was im nächsten Jahr passiert, vielleicht werde ich ja doch noch zur Tele-Nutzerin, wahrscheinlich jedoch eher nicht, haha.