Jonas Hafner über das SIGMA 135mm F1,8 DG HSM | Art
Während die meisten Fotografen mittlerweile ihre Nachmittage damit verbringen, erworbene Lightroom-Presets umzubenennen, um diese dann für teures Geld als ihre Eigenen weiterzuverkaufen, wollte ich meine Zeit lieber etwas sinnvoller gestalten. Glück für mich, dass just in diesem Moment der DHL-Bote ein Paket mit dem neuen SIGMA 135mm F1,8 DG HSM | Art vorbei brachte.
Kurze Zeit später war das Objektiv in meinem Rucksack verstaut, der Mietwagen startklar und ich auf meinem Weg in den Harz. Wie jedes Jahr traf sich hier eine kleine fotografiebegeisterte Gruppe und für die letzten Tage würde nun auch ich dazu stoßen.
Dort angekommen stand ich erst einmal vor verschlossenen Toren, da die Meute wie immer aufgrund nächtlicher Werwolf-Orgien vergessen hatte rechtzeitig ein Bett aufzusuchen. Nachdem mich – nach langem Klopfen – dann doch eines der Gespenster ins Haus gelassen hatte, saß ich alleine im Wohnzimmer der großen Ferienwohnung wie Smaug in seiner Höhle, umgeben von teuren Kameras und Objektiven, die überall verstreut herum lagen. Da jedoch weit und breit kein Drache zu sehen war, konnte ich endlich den Arkenstein aus meinem Rucksack ziehen.
Das Objektiv machte von außen einen sehr wertigen Eindruck und im großen Frontglas sah ich die Spiegelung meiner funkelnden Augen. Wenige Augenblicke später rastete der Bajonettverschluss ein und es war einsatzbereit. Während sich die Sonnenstrahlen langsam im Zimmer ausbreiteten, füllte sich auch der Raum Stück für Stück mit vielen bekannten und einigen neuen Gesichtern.
Mein Vorschlag das schöne Wetter auszunutzen und gemeinsam zum Fotografieren an einen nahe gelegenen See zu fahren, stieß bei den verschlafenen Gestalten allerdings auf große Gegenwehr. Die blöden Zwerge wollte lieber ihren Goldschatz hüten und so beschränkte sich die Location an jenem Tag auf die Terrasse und die kleine Bergstraße vor unserem Haus.
Anstatt eine Zimmerpflanzen zu fotografieren, beraubte ich diese lieber ihrem Zuhause und begab mich so mit einer Vase und einer anderen Fotografin im Schlepptau nach draußen. 135mm sind anfangs eine ungewohnte Brennweite, da sich der Abstand zum Model doch nicht unerheblich vergrößert. Zudem mag das Objektiv mit 1,1 kg für kleine Hobbithände etwas schwer sein. Hat man sich jedoch daran gewöhnt, dann kennt die Begeisterung fast keine Grenzen.
Die Schärfe der Bilder, selbst bei Offenblende, dürfte Smaugs Schneidezähnen in Nichts nachstehen. Die Hauttöne erscheinen überaus natürlich und auch das Bokeh überzeugt. Vor allem das Freistellungspotential, ganz egal ob im Portrait- und Landschaftsbereich, fasziniert einen immer wieder. Davon konnte ich mich auch noch später auf einer Bergtour in den Alpen überzeugen.
Insgesamt kam ich mit der Brennweite sehr viel besser zurecht als mit 85mm. Aber mit Kameraequipment ist es wohl ein bisschen wie mit Kleidung. Manchmal muss man Dinge einfach aus- oder anprobieren, um zu wissen, ob sie (zu) einem passen.
Den nächsten Tag verbrachten wir dann doch noch an einem See, den wir sogar ganz alleine für uns hatten. Die Stunden verflogen und mit dunklen Gewitterwolken am Horizont erreichten wir abends wieder das gemeinsame Zuhause. So fand auch dieses kurze Abendteuer sein wohlverdientes Ende und es war Zeit sich von den Gefährten zu verabschieden. Der kleine Arkenstein landete genau wie im Film wieder bei seinem Besitzer und ich müde und erschöpft in meinem Bett. Während da draußen Millionen ihren Bots dabei zusahen wie sie die seltsamsten Bilder auf Instagram likten, schlief ich glücklich ein und freute mich auf das nächste Abenteuer.