Tierfotografie in Afrika mit dem SIGMA 500mm F4 DG OS HSM | Sports
Afrika ist ein wahres Paradies und Traum vieler Hobby- und Tierfotografen. Ich kann mich glücklich schätzen diese traumhafte Natur direkt vor der Haustüre zu haben. Seit vielen Jahren lebe ich bereits in Afrika und fotografiere die Savannen- und Urwaldbewohner mit aller Leidenschaft. Lange Brennweiten sind das A und O in der Tierfotografie und bisher kamen vor allem das SIGMA 120-300mm F2,8 DG OS HSM | Sports sowie das SIGMA 150-600mm F5-6,3 DG OS HSM | Sports zum Einsatz. Mit dem neuen SIGMA 500mm F4 DG OS HSM | Sports komplettiert sich nun meine Objektivsammlung um ein weiteres, besonders aufregendes Exemplar.
Ich konnte das neue Sports-Objektiv bereits ausgiebig in der Masai Mara testen und möchte in den folgenden Zeilen kurz auf meine bisherigen Eindrücke und Erfahrungen mit diesem Objektiv eingehen.
Los geht’s!
Was ich schon fast im Vorfeld erahnt hatte, bestätigte sich bereits nach den ersten Testaufnahmen von meinem Balkon aus. Die Abbildungsqualität ist einfach der Hammer! So konnte ich es kaum abwarten das 500mm bei unserer SIGMA Fotoreise in der Mara so richtig durchzuschießen. Und was bietet sich besser an als ein auf dem Baum sitzender Leopard…
Und genau hier hatte ich den ersten Lerneffekt mit der 500mm Festbrennweite. Ich nutze das Objektiv hauptsächlich auf meiner Nikon D500 und deren DX Sensor. Dadurch ist man im Vergleich zu einem Vollformatsensor noch einmal „deutlich näher dran“… an sich eher ein Vor- als Nachteil bei der Tierfotografie. Dumm nur, wenn man weniger als zwölf Meter vom Baum entfernt geparkt hat. Ich konnte also gerade so den ganzen Leoparden auf das Bild bekommen, ohne etwas abzuschneiden. Nun entschloss sich der Leopard aber von einem Ast des Baumes auf den anderen zu springen und schon war es passiert. Für mich keine Chance das Tier im Sprung zu fotografieren ohne es nicht „abzuschneiden“.Wer also mit einer Festbrennweite in der Savanne unterwegs ist, sollte dies immer im Hinterkopf behalten. Über die Tage hinweg hat sich für mein Setup (Nikon D500 + SIGMA 500mm F4 DG OS HSM | Sports) ein Abstand von ca. dreißig Meter als ideal herausgestellt, jedenfalls wenn es darum ging das ganze Tier, formatfüllend abzulichten. Die Fahrzeugposition zum Tier ist bei einer Festbrennweite also ein sehr wichtiger Faktor, da man im Gegenteil zu einem Zoom-Objektiv wie z.B. dem 150-600mm keine flexible Brennweite für die Bildgestaltung nutzen kann. Das hat sich aber schnell eingebrannt!
Blende 4
In der Tierfotografie ist man immer auch mehreren, nicht beeinflussbaren Faktoren ausgesetzt. Allen voran natürlich den Lichtverhältnissen. Diese können sich innerhalb kürzester Zeit ändern. So ist es beispielsweise am Abend bei starker Bewölkung oder Regen bereits gegen halb fünf in der Masai Mara so dunkel, dass man schon jetzt Schwierigkeiten hat die Verschlusszeiten hoch zu halten. Und das bringt uns auch schon zu unserem wichtigsten Punkt, um scharfe Bilder bei der Tierfotografie zu schießen! Die Verschlusszeiten!
Man muss immer darauf achten, dass die Verschlusszeit min. der Brennweite des Objektives entspricht. In diesem Falle bei 500mm einer 1/500er Verschlusszeit. Sonst ist das Risiko des Verwackelns hoch. Ich persönlich versuche immer eine doppelt so schnelle Verschlusszeit zur Brennweite zu erreichen. Also bei 500mm versuche ich immer min. 1/1250 zu erreichen. Über die Jahre hinweg brachten Verschlusszeiten ab 1/1250 die besten Ergebnisse.
Und hier ist eine Blende 4 extrem hilfreich. Durch die offene Blende kann bei herausfordernden Lichtverhältnissen eine schnelle Verschlusszeit verwendet werden, ohne die ISO in die Höhe zu treiben. Klar kann man auch so argumentieren, dass man mit einem hohen ISO Wert die Verschlusszeit ebenfalls erreichen kann. Doch durch einen hohen ISO Wert kommt es auch zu einem höheren Bildrauschen. Und dies wiederum wirkt sich dann auf die Schärfe, Details und die Kontraste im Bild aus. Und alle diese Punkte sind in meine Augen bei der Tierfotografie extrem wichtig und daher ein nicht zu unterschätzender Faktor gerade in den Morgen- und Abendstunden sowie bei starker Bewölkung.Eines muss beim Fotografieren mit komplett offener Blende allerdings berücksichtigt werden. Die Schärfentiefe bei einer Blende 4 ist sehr klein. Es muss daher genau darauf geachtet werden wo sich der Fokuspunkt befindet und ob die Schärfe auch an der gewünschten Stelle gezogen wurde. Fokussiert man beispielsweise auf das Auge des Tieres und drückt im gleichen Moment ab, in welchem sich das Tier bewegt, so kann dies bereits zu einer Unschärfe der Augen führen.
Bei stationären, sich wenig bewegenden Tieren hat man das noch gut im Griff. Anders sieht die Situation bei sich bewegenden Tieren aus. Vor allem wenn diese sich auf die Kamera zu- oder wegbewegen. In diesen Situationen fotografiere ich ausschließlich mit dem kontinuierlichen Autofokus und selbst dann muss man darauf achten worauf der Fokus liegen soll. Um den Vorteil einer offenen Blende nutzen zu können muss man sich allerdings auch über das Risiko eines Fehlfokus bewusst sein. Doch mit etwas Übung sinkt die Anzahl der fehlfokussierten Bilder deutlich.
Ich muss gestehen, dass ich am ersten Tag so meine Probleme mit dem Fokus hatte.
Abbildungsqualität und Bokeh
Generell war zu erwarten, dass das 500mm in Sachen Bildschärfe abliefern wird. Und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Die Schärfe durch alle Blendenwerte ist extrem beeindruckend. Selbst kleinste Haardetails sind knackscharf! Ich wollte bei der letzten SIGMA Fotoreise bewusst im Viererblendenbereich fotografieren, um die Wirkungsweise der Bilder mit meinen anderen Objektiven vergleichen zu können. So fotografierte ich zu 90% mit komplett offener Blende.
Wovon ich schon nach wenigen Bildern total beeindruckt war, ist das Bokeh des SIGMA 500mm F4 DG OS HSM | Sports. Dieses ist selbst bei unruhigen Hintergrund weich und ausgeglichen. Das Motiv hebt sich dabei sehr schön vor dem Hintergrund ab. Alle Teilnehmer, welche die Gelegenheit hatten mit diesem Objektiv während der Reise zu fotografieren, waren von dem Bokeh durchgehend beeindruckt.
Arbeitstier mit gutem Handling
Das 500mm ist ein Objektiv, welches trotz seiner Größe, vergleichsweise leicht daherkommt. Ein klarer Vorteil beim Freihandfotografieren, beim Mitziehen oder beim Handling im Fahrzeug. Bisher war es auch ohne Bohnensack oder Gimbal möglich, brettscharfe Aufnahmen aus der Hand zu schießen. Vorausgesetzt man beachtet die Grundregeln der Verschlusszeiten bei hohen Brennweiten.
Ich erwartete eine gute Verarbeitungsqualität und meine Erwartungen wurden mehr als übertroffen. Das 500mm ist ein Arbeitstier welches qualitativ sehr hochwertig verarbeitet ist. Wie schon von den anderen Objektiven der Sports Serie gewohnt, verträgt das 500mm den holprigen und manchmal doch sehr rauen Umgang während der Pirschfahrt ohne Schaden davon zu tragen. Ein großes Plus da es manchmal doch sehr ruppig im Fahrzeug her geht. Was ich allerdings jedem empfehle ist sich ein „Lens Coat“ für das Objektiv zuzulegen. Dieser schützt das Objektiv vor Verkratzen und auch gegen Schläge. Hier geht es weniger um das Aussehen, sondern um den Schutz, welchen er mit sich bringt.Eines der SIGMA 500mm F4 DG OS HSM | Sports Objektive, welches wir bei der SIGMA Fotoreise im Einsatz hatten, war nach den sechs Tagen im Busch schon deutlich verkratzt. Das sollte man also im Hinterkopf behalten, wenn man ein doch hochpreisiges Objektiv im Außeneinsatz hat.
Fazit
Das SIGMA 500mm F4 DG OS HSM | Sports wird bei mir jetzt dauerhaft zum Einsatz kommen. Die Abbildungsqualität sowie der Blendenwert von F4 sind einfach schwer zu toppen. Wenn man sich die oben genannten Punkte zu Herzen nimmt, dann wird man schnell eine große Freude an diesem Objektiv haben. Neben der Fotografie habe ich das Objektiv auch für ein paar 4K Testaufnahmen genutzt und war auch hier mehr als beeindruckt. Ich werde zukünftig das 500mm wohl auch vermehrt zum Filmen in der Savanne einsetzen.