Brennweitenvergleich © Antonia Moers

Brennweitenvergleich bei Portraitaufnahmen | Teil 1

Klassischerweise werden etwas längere Brennweiten als optimale Brennweite für Portraits empfohlen, also Brennweiten die über die Normalbrennweite von 50mm gehen und damit eine Tendenz zum Tele haben. Zum Beispiel die 85mm und 135mm Objektive aus der SIGMA Art-Serie. Doch warum ist das so, was macht diese Brennweiten so besonders und was passiert, wenn ich mit einer kürzeren Brennweite, also mit einem weitwinkeligerem Objektiv Portraits aufnehme?

In diesem Beitrag möchte ich verschiedene Brennweiten miteinander vergleichen und anhand von Portraits zeigen, wie unterschiedlich die Wirkung je nach Brennweite sein kann, welche unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten daraus resultieren und welche Vor- und Nachteile bei der Verwendung entstehen. Dabei habe ich mich dafür entschieden nur mit leistungsstarken Festbrennweiten zu arbeiten, angefangen bei 20mm bis hin zu 135mm.

Mir ist es wichtig, Euch vorab darauf hinzuweisen, dass die Vergleichsaufnahmen in diesem Beitrag komplett unbearbeitet sind, da ich nicht möchte, dass die Bildbearbeitung von den Ergebnissen ablenkt, oder diese sogar beeinflussen könnte. Die Portraits, die zwischen drin zu sehen sind, sind bearbeitet. Dort habe ich eine klassische Hautretusche vorgenommen, einen kleinen „Farblook“ eingesetzt und eine leichte Vignettierung eingebaut, damit sich das Augenmerk noch mehr auf die Person konzentriert. Diese wurden alle mit dem SIGMA 85mm F1,4 DG HSM | Art und dem SIGMA 135mm F1,8 DG HSM | Art aufgenommen.

1.  Vergleich

Anfangen möchte ich diese Vergleichsreihe mit einem ganz klassischen Vergleich. Bei den nun folgenden Aufnahmen hat das Model an einem vorher festgelegten Punkt gestanden und durfte sich von dort nicht wegbewegen. Ich habe in einer Entfernung von ca. 5 Meter zum Model gestanden und hatte alle Brennweiten neben mir stehen, sodass ich diese stetig durchwechseln konnte ohne meinen Standpunkt zu ändern. Somit kann man bei diesen Aufnahmen wunderbar erkennen, wie groß der Bildwinkel bei einem Weitwinkel ist und wie stark dieser sich mit jedem Objektiv verändert.

Fazit:

Natürlich steht man im seltensten Falle soweit vom Model entfernt, unter anderem dadurch, dass man auch nicht immer so ein großes Studio zur Verfügung hat, aber ich habe diese Entfernung bewusst gewählt, um Euch die Ausmaße eines Weitwinkel-Objektives, wie das 20mm, zu zeigen. Verzerrungen sind am Model kaum wahrnehmbar. Dies liegt daran, dass Verzeichnungen in der Regel am Bildrand am stärkstem zu erkennen sind und da unser Model die Bildmitte einnimmt, haben wir damit keine Probleme, dafür haben wir aber sehr viel vom Raum im Bild, was nicht wirklich schön ist und unser Model geht leicht unter.
Erst aber der Normalbrennweite von 50mm, konzentriert sich die Aufnahme ohne weitere Störfaktoren nur auf das Model. Dies bestätigt schon Mal die Theorie, dass Brennweiten ab 50mm für Portraits gut geeignet sind. Sollte man eine Portraitsserie in der freien Natur fotografieren, bei der die Person nicht im Vordergrund steht, sondern die Person in der Umgebung gezeigt werden soll, kann ein Weitwinkel also durchaus eingesetzt werden. Allerdings nicht bei Nahaufnahmen. Warum, dass seht ihr im nächsten Versuch. 

2. Vergleich

Dafür habe ich das selbe Set verwendet, nur dieses Mal war es mein Ziel, mit jedem Objektiv ein Bild zu erstellen, welches ungefähr immer den gleichen Bildausschnitt zeigt um vergleichen zu können, was sich optisch beim Verwenden der einzelnen Brennweiten verändert. Natürlich ist dieser Vergleich an einer Person im Gegensatz zur Architektur aufgrund von fehlenden Linien schwieriger zu erkennen, aber ihr werdet über die Ergebnisse trotzdem überrascht sein.
Für diese Aufnahmen sollte das Model wieder auf einem festen Punkt stehen, nur ich durfte mich bewegen, bis ich den passenden Bildausschnitt fand.

Fazit:

Zu aller erst muss ich gestehen, ist es mir sehr schwer gefallen, bei allen Aufnahmen tatsächlich immer denselben Bildausschnitt zu erhalten, besonders wenn man weiß, dass man heutzutage alles in der Bildbearbeitung wieder anpassen könnte. Da ich mich aber dazu entschieden habe, diese Bilder nicht zu bearbeiten, da eine Veränderung des Bildausschnittes auch das Bildergebnis beeinflussen würde, sind die Aufnahmen auch von der Lichtsetzung nur ähnlich. Trotzdem sind die Unterscheide gravierend!

Brennweitenvergleich © Antonia Moers

Gerade in diesem direkten Vergleich von einer Aufnahme die mit dem 20mm und einer Aufnahme, die mit dem 135mm erstellt wurde, sieht man ganz eindeutig, dass das Weitwinkel-Objektiv das Model nicht vorteilhaft aussehen lässt, sie sogar stark verzerrt. Die leicht unterschiedliche Lichtsetzung, die aufgrund der Entfernung zum Model nötig war, damit man keine Lampe im Bild sieht, beeinflusst die Bilder zwar auch, aber nicht hinsichtlich der Verzerrung an der Person. 

Aber nicht nur die unschöne Verzerrung am Model ist ein Grund bei Studioportaits nicht zu einem Weitwinkel zu greifen, sondern auch die Entfernung zu Model. Bei den Aufnahmen habe ich mit 135mm angefangen und habe versucht mit allen anderen Objektiven, den gleichen Bildausschnitt zu erzielen. Als ich das 20mm verwendet habe und das Ergebnis an der Kamera überprüfen wollte, habe ich mich erschrocken, wie nah ich tatsächlich am Model stehe und während des Fotografierens hat man auch gemerkt, wie unwohl sich mein Model aufgrund der Nähe fühlt. Gerade wenn man sein gegenüber nicht kennt, sollte eine persönliche Distanz eingehalten werden.

Deswegen habe ich die restliche Portraitserie mit dem 85mm und dem 135mm aufgenommen, da ich mir sicher sein konnte, dass das Model sich während des Fotografierens wohl fühlt und die Ergebnisse nicht durch eine weitwinkelige Verzeichnung beeinflusst werden. Das 135mm habe ich nur dann eingesetzt, wenn ich vom Model Close-ups, also Nahaufnahmen, erstellen wollte.

Lies auch gerne die Fortsetzung zum Thema Brennweitenvergleich in der Portraitfotografie. Dort werde ich anhand von Outdoor-Aufnahmen mich mehr auf das Bokeh der unterschiedlichen Brennweiten und die daraus resultierenden Einsatzgebiete beziehen.

Verwendete Objektive

Die Autorin

 
Antonia Moers
Fotografin aus Leidenschaft

Die gelernte Fotografin Antonia arbeitet im Marketing Team der SIGMA (Deutschland) GmbH und unterstützt zusätzlich mit ihrem fotografischen Fachwissen und neuen, inspirierenden Ideen. Nach 10 Jahren als Studioleitung und Fotografin in einem Portraitstudio setzt sie heute gerne aufwändige Projekte verschiedener Stilrichtungen um und fotografiert am liebsten Portraits, Familienaufnahmen und Hochzeiten in der Natur.

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