Pflanzen fotografieren © Robert Sommer

Frühlingsexperimente – Pflanzen fotografieren

Hallo zusammen,

endlich ist sie vorbei, die winterliche Jahreszeit, die für die Naturfotografie bei weitem am langweiligsten ist. Es sind kaum Tiere zu sehen, es ist den ganzen Tag nur dunkel und grüne Blätter und Pflanzen sucht man vergebens. Wenn man das Glück hat und in den Bergen wohnt, dann kann man in der Zeit natürlich fantastische Winterlandschaften fotografieren. Hier in Hamburg nieselt es allerdings auch im Winter waagerecht und von Schnee war kaum eine Spur zu sehen.

Doch jetzt, wo der Frühling an die Tür klopft und endlich die ersten Frühblüher ihre Köpfe aus dem Boden strecken, da beginnt das Fotografenherz förmlich aufzublühen. Die Saison beginnt jedes Jahr aufs Neue mit den ersten Blumen und so bin ich auf der Suche nach den verschiedensten Pflanzen, seien es die Schneeglöckchen, Märzenbecher, Hasenglöckchen, Krokusse oder bis hin zu den wunderschönen Schachbrettblumen.

Ich möchte in diesem Blogbeitrag über die Pflanzenfotografie schreiben und wie man auch bei so einfachen Motiven etwas experimentieren kann, um der über den Winter angestauten Kreativität freien Lauf zu lassen.

Am besten dafür eignen sich Tele-Objektive, die eine große Blendenöffnung haben. Prädestiniert dafür sind natürlich Makroobjektive, wie das SIGMA MAKRO 150mm F2,8 EX DG OS HSM  oder das SIGMA MAKRO 180mm F2,8 EX DG OS HSM. Ich finde, dass sich auch das 70-200mm F2,8 EX DG OS HSM wunderbar für die Pflanzenfotografie eignet, da der Abbildungsmaßstab der Makroobjektive von 1:1 bei größeren Pflanzen nicht zwingend notwendig ist. 

Das Fotomotiv vor der Haustür

Das schöne an der Pflanzenfotografie ist, dass man nicht erst um die halbe Weltgeschichte reisen muss, um die Frühblüher vor die Linse zu bekommen, denn sie wachsen wirklich überall. Vor allem auch in der Großstadt wird man an jeder Ecke in den Parks oder am Straßenrand fündig. Man muss lediglich mit etwas seltsamen Blicken rechnen, wenn man neben einer vierspurigen Straße inmitten von Krokussen liegt, um diese zu fotografieren.

Denn um die Pflanzen möglichst freizustellen und einen schönen Hintergrund zu bekommen, muss man zwangsläufig in die Waagerechte. Viele neue Kameras haben auch schon ein Klappdisplay, was die Sache vereinfacht, oder man kann alternativ einen Winkelsucher verwenden, damit man sich nicht so verrenken muss. Ich besitze jedoch weder das Eine, noch das Andere. Und so bin ich nur mit zwei Schaumstoff-Sitzunterlagen ausgestattet, die ich mir unter die Knie lege. Die Kamera kann man dann entweder mit einem Stativ verwenden, oder auch mit einem Bohnensack.

Da die meisten Frühblüher Zwiebelgewächse sind, kann man sich sicher sein, dass die Pflanzen in jedem Jahr an der gleichen Stelle wachsen. Wenn man also in den letzten Jahren eine interessante Stelle gefunden hat, dann lohnt es sich auch im nächsten Jahr wieder vorbeizuschauen. 

Vor genau einem Jahr habe ich in Hamburg einen Märzenbecher gefunden, der in einem sehr flachen Tümpel wuchs und sich dort wunderbar spiegelte und auch im diesem Jahr war die Pflanze dort wieder zur gleichen Zeit anzutreffen. Ich konnte zwar einige Fotos der sich im Wasser spiegelnden Pflanze machen, aber in der Zeit gab es nie so wirklich Lichtstimmungen, mit denen ich zufrieden war.

Nach Herzenslust experimentieren

Pflanzen fotografieren © Robert Sommer

Als ich dann einem bedeckten Tag dort war und es langsam dunkel wurde, probierte ich eine Idee aus, die ich schon länger im Kopf hatte. Meine Frau schnappte sich meine Stirnlampe und begann damit die Pflanzen auszuleuchten. Zunächst hatte ich das Licht im Rücken und dann von der Seite, doch so richtig spannend wurde es erst, als meine Frau mir gegenüber stand und mir entgegen leuchtete. Dadurch entstand auf dem Wasser ein wunderbares Bokeh.Zusätzlich hat sich in dem Tümpel noch ein kleines Schneeglöckchen angesiedelt, welches sich ebenfalls sehr gut in dem künstlichen Licht machte. Mit einer einfachen Stirnlampe kann man also ziemlich viel experimentieren  und man hat auch den Vorteil, dass das „gute Licht“ nicht nur 5min da ist, sondern so lange bis die Batterien der Lampe alle sind. 

Pflanzen fotografieren © Robert Sommer

Ein anderes kreatives Mittel ist eine Wassersprühflasche, mit der man verschiedene Effekte erzielen kann. Eine Möglichkeit ist es, direkt die Pflanze zu besprühen, damit die Blütenblätter mit kleinen Wassertropfen benetzt sind. Für Moos-Sporenkapseln eignet sich diese Methode zum Beispiel ausgezeichnet.Eine andere Alternative ist es, während des Sprühens Fotos zu machen, um so den „Regen“ zusammen mit der Pflanze zu fotografieren. Ich nutze die Wassersprühflasche auch ganz gerne bei Sonnenschein und besprühe dann die Fläche vor und hinter der Pflanze. Somit kann ich quasi dann kleine „Tautropfen“ erzeugen, die dann im direkten Gegenlicht ein Bokeh erzeugen. Man kann natürlich auch alles zusammen kombinieren. 

Frühaufstehen lohnt sich

Während die Frühblühersaison schon sehr früh mit den Schneeglöckchen beginnt, endet sie für mich immer Ende April mit den schönsten und grazilsten Pflanzen, den Schachbrettblumen. Hierfür lohnt es sich auch weit vor Sonnenaufgang aufzustehen und dann rechtzeitig vor Ort zu sein, denn früh morgens ist das Licht einfach schönsten. Kurz vor Sonnenaufgang leuchtet der Horizont und bildet einen grandiosen Hintergrund.

Pflanzen fotografieren © Robert Sommer

Wenn man früh unterwegs ist, hat man noch einen weiteren Vorteil, denn dann ist alles mit unzähligen Tautropfen bedeckt und man kann getrost die die Sprühflasche zu Hause lassen. Wenn man sich also nicht selbst um das schöne Licht und die Tautropfen kümmern muss, um ein schönes Bokeh zu bekommen, heißt es nicht, dass man nicht trotzdem mit etwas Bastelei kreativ sein kann.Die offene Blende bei 2.8 ist fast kreisrund und erzeugt unter den richtigen Bedingungen auch ein schönes großes rundes Bokeh. Es gibt jedoch eine Möglichkeit, mit der man die Form des Bokehs gewissermaßen selbst bestimmen kann. Dazu braucht man lediglich ein Stück schwarze feste Pappe, eine Schere und etwas Malerkrepp. 

Pflanzen fotografieren © Robert Sommer

Man schneidet zunächst eine runde Schablone aus, die den gleichen Durchmesser hat, wie das zu verwendende Objektiv. In die Mitte schneidet man dann ein Loch mit der Form seiner Wahl. Seien es Blütenformen, Diamanten, Sterne oder Schmetterlinge, der Kreativität sind an dieser Stelle wirklich keine Grenzen gesetzt. Die fertige Schablone klebt man dann mit etwas Malerkrepp vor die Linse und schon kann es losgehen.Wer also mal etwas neues ausprobieren und seiner Kreativität freien Lauf lassen will, der kann mit nur ein paar kleinen Hilfsmitteln und vor allem ohne großen finanziellen Einsatz ganz neue Ergebnisse erzielen. Mit einer Taschenlampe, etwas schwarzer Pappe, oder einer Wassersprühflasche lässt sich super experimentieren und spannend wird es vor allem, wenn man die Sachen miteinander kombiniert.

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