Architektur und Minimalismus
Lissabon, 14.17 Uhr, die Sonne lacht – Endlich. In der Ferne erkenne ich im Ansatz die riesigen runden Bullaugen und den großen Rundbau des Champalimaud Centre for the Unknown, die Heimat eines privaten biomedizinischen Forschungsinstituts. Für mich als Architekturliebhaber und -fotograf ein Augenschmaus. Diese Linien, diese Formen und dazu dieser blaue Himmel. Herrlich.
Jetzt schnell. Ich renne ein paar mal im Innenhof umher und mache verschiedene Testschüsse, um die Lichtverhältnisse und Einstellungen zu prüfen. Meine Frau ist davon nur mäßig beeindruckt und genießt lieber Kaffe in der Nachmittagssonne. Nach einer guten halben Stunde habe ich rund 50 Fotos gemacht und wir ziehen gemeinsam zum nächsten Highlight.
Doch bevor es weitergeht ein paar kurze Worte zu mir: Mein Name ist Maik Lipp, hauptberuflich Zahlenmensch in der Immobilienbranche und leidenschaftlicher Architektur- und Landschaftsfotograf aus Frankfurt am Main.
Die Leidenschaft für die Architektur mit ihren unvergleichlichen Formen, Linien, Flächen und der Einfachheit begleitet mich schon sehr lange und ist wahrscheinlich auch genetisch bedingt, da sowohl mein Vater als auch mein Großvater Architekten sind bzw. waren. Dazu kam irgendwann die Fotografie und das Empfinden für abstrakte und minimalistische Details. Da passt es natürlich, dass ich privat sehr gerne reise und dabei das eine mit dem anderen verbinden kann.
Vorbereitung und Equipment sind unverzichtbar
Eine einigermaßen gute Vorbereitung ist natürlich auch bei der Fotografie von Gebäuden unverzichtbar.
So setze ich mich vor meinen Reisen hin und erstelle Routen und Zeitpläne, die mich vor unvorhergesehen schlechten Lichtverhältnissen bewahren und mir eine grobe Struktur für den Ablauf geben sollen.
Klappt nicht immer, vermittelt aber ein gutes Gefühl. Gerade das Spiel mit Licht, Schatten und starken Kontrasten ist in der Architekturfotografie von großer Bedeutung. Daher ist es nicht schlecht zu wissen, wann man wo sein sollte. Dabei kann es auch schon mal vorkommen, dass ich ein Gebäude an einem anderen Tag mit besserem Licht nochmal besuchen muss.
Beim Fotografieren lege ich zudem großen Wert auf eine Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven des Motivs bzw. des Gebäudes. Damit erspare ich mir später am Rechner die Frage: „Warum hab ich nicht auch die andere Seite fotografiert? Verdammt, ich muss da nochmal hin…“
Auch das Equipment spielt eine wesentliche Rolle. Kamera, Stativ, Objektive, etc. Für viele meiner Bilder benötige ich einen sehr großen Bildwinkel, um auch in engen Straßen das Gebäude überhaupt in voller Größe auf den Sensor zu bekommen.
Dabei kommt z.B. sehr häufig das SIGMA 12-24mm F4,5-5,6 DG HSM II oder bei schlechteren Lichtverhältnissen das 24mm F1,4 DG HSM | Art von SIGMA zum Einsatz. Die Objektive sind für Architektur und Landschaften ideal. Gerade das 12-24mm fängt an einer Vollformat-Kamera einen wirklich unglaublichen Winkel ein. Da muss man oft schon aufpassen, dass die eigenen Füsse nicht mit im Bild sind.
Konzentration auf das Wesentliche
Doch Architekturfotografie ist nicht gleich Architekturfotografie. Ich versuche mit meinen Fotos die charakteristischen Formen und Linien ohne Ablenkung in Szene zu setzen und dem Betrachter so die Möglichkeit zu bieten, sich rein auf das Wesentliche zu konzentrieren und das schon oft gesehene Gebäude in anderer Perspektive zu erleben.
Weniger ist oft auch bei meinen Bildern mehr. Aus diesem Grund sind viele meiner Fotos sehr abstrakt und minimalistisch gehalten. Dabei ist es dann wichtig eine gute Harmonie zwischen Licht und Schatten und Farbe und Form zu realisieren und zu transportieren.
Um eine gute Nachbearbeitung der Bilder kommt man auch hier nicht herum. Denn auch mein Rohmaterial enthält häufig ungewollte Touristen, Bäume oder Äste ragen ins Bild oder Autos parken schlicht unfotogen vor dem Motiv. Der erste Schritt ist also eine gute Retusche der Bilder in Photoshop bevor das eigentliche Editieren beginnt.
Hierbei nutze ich Lightroom CC und beginne in der Regel mit einer Standard Raw-Bearbeitung: Belichtung, Farben, Kontraste, Kurven, etc. Danach entscheide ich mich bereits für den finalen Ausschnitt. Abschließend nehme ich nur noch ein paar kleinere Korrekturen vor. Ein bisschen Schärfen und fertig sind die Bilder.
Es gibt genug schöne Gebäude da draußen, die es verdient haben, ins rechte Licht gerückt zu werden. Daher sind die nächsten Spots schon in Vorbereitung. Doch zunächst freue ich mich, wenn die Bilder gefallen und ich dem ein oder anderen das Thema Architektur etwas näher bringen konnte. Beim nächsten Mal geht es dann um die Landschaftsfotografie.
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal!