© Johannes Höhn

Im Gespräch mit Johannes Höhn

Wer sich im Sneaker- und Streetfashion-Bereich auskennt, dem sind die Arbeiten von Johannes Höhn sicherlich schon aufgefallen, denn er hat bereits für namenhafte Marken wie Converse, Nike oder Red Bull fotografiert.

Doch auch als Gründer des Instragam-Kollektivs @germanroamers, das aktuell rund 160.000 Follower zählt, hat sich der Kölner im Bereich Landschaftsfotografie einen Namen gemacht. In den sozialen Medien ist Johannes besser bekannt unter dem Pseudonym @pangeaproductions. Für Liebhaber atemberaubender Reise- und Landschaftsaufnahmen gemischt mit urbanen Sneaker- und Streetfotografien lohnt ein Blick auf seine Instagram-Accounts @pangeaproductions oder @allupinitt in jedem Fall.

Wir haben uns mit Johnannes darüber unterhalten, wie er den Spagat zwischen Landschafts- und Sneaker-Aufnahmen schafft, wie es sich anfühlt, der Gründer eines Kollektivs zu sein, das tausende Fotografen begeistert und welche guten Vorsätze er für 2017 hat.

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Hallo Johannes. Vielen Dank, dass du dir Zeit für ein Gespräch nimmst. Aktuell bist du ja viel beschäftigt. Woran arbeitest du gerade?

Ja das stimmt, es gibt eigentlich immer etwas zu tun. Momentan mache ich viel im näheren Umkreis von Köln, meiner Heimatstadt. Dabei geht es um kleinere Produktionen im Street Fashion Bereich. Hin und wieder nutze ich aber auch spontan die Wetterlage, um mal in die Natur der Eifel oder des Sauerlands einzutauchen. Größere Reisen sind erst wieder für 2017 geplant. Bis dahin versuche ich das zurückliegende Jahr abzuschließen und einfach auch die Weihnachtszeit zu nutzen, um zu entspannen.

Landschaftsfotografie und Sneaker – auf den ersten Blick recht gegensätzliche Motive. Warum gerade diese beiden Bereiche?

Das wirkt in der Tat auf den ersten Blick sehr kontrovers, und ehrlich gesagt auch auf den zweiten. 🙂 Im Grunde liegt es einfach daran, dass ich mich fotografisch mit den Dingen beschäftige, die für mich eine Leidenschaft darstellen. Begonnen hat es bei mir vor vielen Jahren mit den Turnschuhen. Ich hatte einfach Lust kreativ zu werden und mit meiner Kamera irgendetwas zu fotografieren. Zunächst fiel es mir aber schwer zu erkunden, was ich überhaupt ablichten wollte, mal ganz abgesehen vom nicht vorhandenen Know-How, wie man überhaupt Dinge fotografiert, sodass sie cool aussehen.

Da kam mir die eigene Sneaker-Sammlung als Übungsobjekt gerade recht. Ich bin einfach rausgegangen und habe losgelegt. Ich brauchte dafür kein Model oder eine spezielle Location. Nur meine Kamera, ein Paar Schuhe und ein Fünkchen Motivation. Mit den Jahren hat sich daraus eine wahre Expertise entwickelt, ein fotografisches Nischen-Dasein, eine Passion, die zu meinem großen Erstaunen plötzlich immer gefragter wurde, dem weltweiten Sneaker-Hype sei Dank!

© Johannes Höhn

Doch schon immer hatte ich auch abseits dieser Konsumgüter-Welt ein großes Interesse an anderen Feldern der Fotografie, sei es Reportage-, Portrait- oder Sportfotografie. Dass es letztendlich schwerpunktmäßig in die Outdoor-Richtung gegangen ist, war weniger eine bewusste Entscheidung, sondern vielmehr eine automatische Entwicklung. Ich stellte einfach fest, dass mich Bilder aus dunklen, nebeligen Wäldern auf besondere Weise faszinieren und ansprechen. Dies führte dazu, dass ich einfach selbst mal raus bin und – ähnlich wie damals bei den Sneakern – ohne viel Fachwissen losgelegt habe.  Mit der Zeit kam eins zum anderen und heute habe ich für mich zwei Einsatzfelder gefunden, die zwar gegensätzlich sind, sich in meinem Arbeitsalltag aber ganz gut ergänzen.

Du hattest die Idee zu den @germanroamers. Wie kam es dazu?

Ich bin schon immer ein Fan von Communities gewesen und überzeugt davon, dass man gemeinsam mehr erreichen kann. Vor gut zwei Jahren kam mir bei einem Foto-Trip mit befreundeten Fotografen die Idee, dass man eben genau eine solche Community schaffen könnte, die die besten deutschen Outdoor-Instagramer vereint und Deutschland auf der Weltkarte der Fotografie etwas besser repräsentiert. Dabei stand von Anfang an die Fotografie im Vordergrund. Klar geht es auch darum, interessante Orte in Deutschland zu zeigen. An erster Stelle aber sollte es ein Kollektiv sein, das auf seine eigene Art und Weise das Thema Landschaftsfotografie interpretiert. Es ist wirklich extrem cool zu sehen wie sich das alles entwickelt hat. Diese Eigendynamik ist etwas Unberechenbares, aber gleichzeitig sehr Spannendes.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

© Johannes Höhn

Das ist eine nicht ganz einfach zu beantwortende Frage, ich finde sich selbst zu beschreiben ist immer schwierig.  Ich versuche auf jeden Fall bei meinen Bildern eine Connection zum Betrachter aufzubauen.  Die Bildsprache und -bearbeitung ist gewollt natürlich und authentisch gehalten, zudem möchte ich viel Stimmung in die Fotos bringen. Ich verbinde die Elemente aus meinen fotografischen Welten, die urbanen Street-Einflüsse auf der einen und die natürliche Weite der Landschaft auf der anderen Seite. Es macht mir Spaß mit beiden Feldern zu experimentieren und neue Sujets auszuprobieren.

Der klassische Landschaftsfotograf wird sich bei manchem Motiv die Haare sträuben, aber für mich gibt es da keine Berührungsängste, im Gegenteil, ich finde gerade der technisch perfekten „HDR-Landschaftsfotografie“ muss man etwas entgegensetzen, das mehr bietet als ein schönes Postkartenmotiv. Ich finde viel mehr darin mein fotografisches Zuhause, wo ich selbst Momente kreieren kann, in denen man sich beim späteren Betrachten verlieren kann. Dies geschieht bei mir häufig durch Subjekte in den Bildern. Das kann ein Mensch sein, der Größenverhältnisse verdeutlicht, aber auch genau so gut eine Hütte, ein Ruderboot oder ein schwebender Schnürsenkel.

Wer oder was inspiriert und beeinflusst dich? Hast du besondere Vorbilder?

Inspirationsquellen gibt es sicherlich viele. Ich denke, dass der gesamte Alltag einen Einfluss auf das Schaffen eines Künstlers hat. Das ist zumindest bei mir der Fall. Die Bilder von anderen Fotografen spielen da sicherlich eine große Rolle, man schnappt tagtäglich unzählige Bilder und Motive auf, die irgendwie eine Wirkung auf einen selbst haben. Unterbewusst bleibt so das ein oder andere mehr oder weniger hängen, was man beim nächsten Shooting dann automatisch verarbeitet. Daneben finde ich auch viel Inspiration durch Musik. Wenn ich Musik höre, dann habe ich direkt Bilder dazu im Kopf . Machmal laufe ich einfach durch die Stadt und höre Musik, dabei kann man sich auch wunderbar in Gedanken verlieren, die neue Ideen schaffen.

Ein besonderes Vorbild habe ich so gesehen nicht, es ist vielmehr die Gesamtheit von vielen Einflüssen, die eine Wirkung auf mich hat. Aber oft passieren Dinge ja auch einfach so, man kann gar nicht genau verorten, woher jetzt eigentlich die Inspiration dafür kam. Die Magie des Moments spielt auch einfach immer eine große Rolle.

Welches Equipment verwendest du?

Aktuell arbeite ich mit der Sony A7RII, gepaart mit verschiedenen Objektiven. Vom Weitwinkel- bis mittleren Tele-Objektiv ist da natürlich alles vorhanden, was man so benötigt. Ich bin grundsätzlich aber eine großer Fan von minimalistischem Equipment. Am Allerliebsten montiere ich eine weitwinklige, lichtstarke Festbrennweite auf meiner Kamera und lege los.

Welches ist dein liebstes / am häufigsten verwendetes SIGMA Objektiv? Warum benutzt du es so gern und für was?

Die Historie mit SIGMA Linsen reicht bei mir weit in die Vergangenheit. Ich hatte damals selbst noch keine Kamera, doch ein Freund von mir hat mit dem früheren SIGMA 50mm F1,4 EX DG HSM Bilder gemacht, die ich einfach nur extrem heftig fand. Ich wusste damals nicht was es ist, aber der Look hatte mich in seinen Bann gezogen und das war auch ein Grund dafür, dass ich selbst angefangen habe zu fotografieren. Ich war besessen von dem Bokeh dieser Optik und habe mir das Teil auch direkt besorgt, als ich meine erste DSLR Kamera besessen habe.

Damals war für mich klar, dass Festbrennweiten und insbesondere offenblendige Bokeh-Aufnahmen genau mein Ding sind. Mit der Art-Serie und dem SIGMA 35mm F1,4 DG HSM | Art hat SIGMA in meinen Augen einen Volltreffer gelandet. Es war die erste Linse, die ich mir zum vollen Preis in einem Foto-Fachgeschäft gegönnt habe. Seither ist das Teil eins meiner Lieblinge, wobei ich mittlerweile noch mehr mit dem SIGMA 24mm F1,4 DG HSM | Art arbeite. Es bildet für mich die perfekte Symbiose aus Street- und Outdoor- Fotografie, ich kann die Optik in beiden Gebieten sehr gut verwenden.

Wenn du dich entscheiden müsstest: welches ist dein selbstgeschossenes absolutes Lieblingsfoto und was ist die Geschichte dahinter?

Diese ist wirklich die am schwierigsten zu beantwortende Frage von allen! Es gibt so viele Motive, hinter denen eine für mich bedeutsame Geschichte steckt, eine Erinnerung an einen speziellen Trip oder einen speziellen Ort. Da ihr mich nun aber wirklich festnageln wollt, lege ich mich auf das Bild von der Trolltunga in Norwegen fest. Aufgenommen wurde es im Juni 2016, wir waren für eine Woche in Norwegen unterwegs und eigentlich stand die Trolltunga gar nicht auf dem Plan. Spontan ergab sich aber ein Zeitfenster, das es uns ermöglicht hatte, den Ausflug zu machen und so kam es, dass wir nach vier Stunden Autofahrt, um 17:30 den 11 Kilometer langen, beschwerlichen Hike beginnen konnten.

© Johannes Höhn

Wir waren zu viert, jeder war mit über 20kg Gepäck ausgestattet, da wir oben übernachten wollten und alles nötige an Equipment dabei hatten. Wir schafften es gerade so eben noch rechtzeitig oben zu sein, um für 15 Minuten den Sonnenuntergang und das magische Licht zu erwischen. Nach den gut fünf Stunden bergauf, über Stock, Stein und Schnee, war das auf jeden Fall eine Entlohnung für die Strapazen. Die Person im Bild ist Hannes Becker, ein guter Freund und Fotograf, der auch der erste war, mit dem ich jemals draussen unterwegs war, um Fotos zu schießen.

Auch daher ist es ein besonderes Bild für mich, wenn ich zurückdenke, wie wir vor zweieinhalb Jahren zusammen durch die Eifel gestapft sind und diesen Sommer dort in Norwegen auf der Trolltunga standen. Abgesehen von dem atemberaubenden Ort und der wahnsinnigen Lichtsituation beinhaltet dieses Bild eben all diese Erinnerungen für mich und ist daher eines meiner liebsten.

Kurz vor dem Jahreswechsel hat man ja meist gute Vorsätze fürs neue Jahr. Hast du fotografische Vorsätze für 2017? Oder anders gefragt: was sollte das nächste Jahr auf jeden Fall für dich bereithalten?

Im Rückblick war 2016 für mich fotografisch ein tolles Jahr! Ich hoffe einfach, dass ich auch 2017 die Gelegenheit bekommen kann, Bilder zu machen, die andere inspirieren und für mich selbst besondere Erinnerungen schaffen. Ich möchte mich auf jeden Fall weiterentwickeln und nicht stehen bleiben, dafür bin ich noch zu hungrig auf Neues. Ich bin auf jeden Fall gespannt was 2017 alles passieren wird und freue mich auf das neue Jahr!

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Vielen Dank, Johannes, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Wer noch mehr über Johannes erfahren will, sollte sich auf jeden Fall seine Website ansehen!

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