Breaking Mountain Boundaries – Part 1
Mein Name ist Andres Beregovich und ich bin spezialisiert auf extreme Outdoor-Sport Fotografie. Das bedeutet: Ich folge Elitesportlern auf schwieriges Terrain, um ihre Geschichten einzufangen oder um Werbeaufnahmen für Funktionskleidungsmarken und anderes Outdoor-Equipment zu machen. Auf der letzten Photokina kam ich in Kontakt mit Leuten von SIGMA und es begann ein interessantes Gespräch über die Art der Bilder, die ich mache und – naheliegend – die Ausrüstung, die ich dafür verwende. Ich muss anfügen, dass ich hinsichtlich der Ausrüstung durch die extremen Umgebungsbedingungen sehr eingeschränkt bin. In steilem Terrain zu arbeiten erfordert eine leichte, ausgewogene und ausgesprochen widerstandsfähige Ausrüstung und das minimiert die Möglichkeiten, wenn es ans Auswählen des Handwerkzeugs geht. Folglich ist mein Equipment absolut minimalistisch.
Die nächsten anstehenden Aufnahmen waren für die alpine Funktionskleidungsmarke „Millet Mountain“, die ihren Sitz in Annecy le Vieux hat und bekannt ist als einer der besten Ausrüster für extreme Bergtouren. Der Ort: Grindelwald, Gebiet des berühmten Eiger. Die Athleten: Niemand Geringeres als Eva Walkner, Freeride Weltmeisterin 2015 & 2016, und ein paar ihrer Kollegen.
Wahrscheinlich habt ihr schon unzählige Berichte über die verschiedensten Objektive wieder und wieder gelesen, warum also ein weiterer? Ich habe die drei hier besprochenen Objektive unter ganz spezifischen Bedingungen eingesetzt, denn die Berge bieten wahrscheinlich eine der anspruchsvollsten Umgebungen, um die hohe Kunst der Fotografie auszuüben. Nicht, weil ich das sage, sondern weil die Bedingungen dort eine völlig andere Denkweise und technische Annäherung erfordern. Abgesehen von der Tatsache, dass Aufnahmen in den Bergen in verschiedenster Art und Weise in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden (bezüglich des Terrains und spezieller Ausrüstung) ausgeführt werden können – allein die Tatsache, dass man dies in einer fast weißen Umgebung tut, ist eine Herausforderung an sich.
Ich möchte nochmal unterstreichen, dass mein Bericht über die Produkte nicht eine weitere spezialtechnisch orientierte Darstellung sein soll, sondern ein ehrlicher Rückblick darauf, was die eingesetzten Objektive in dieser schwierigen Umgebung leisten. Mit anderen Worten, wenn ihr einen Bericht über die Details der einzelnen Elemente, die Beschichtung der Objektive oder über die Beschaffenheit des Gehäuses erwartet, dann solltet ihr besser nicht weiter lesen.
Die Ausrüstung
Es ist schwer, sich von alten Gewohnheiten zu lösen, und ich habe lange genug mit Nikon gearbeitet, dass sich daraus eine gewisse Abhängigkeit von deren Ausrüstung ergibt. Etwas komplett Unbekanntes wie die drei in diesem Bericht besprochenen Objektive, die ich vorher noch nie genutzt habe, mit ins Feld zu nehmen, war ein echtes Risiko für mich, sodass ich einen Teil meines normalen Equipments mit eingepackt habe, um es im Falle eines Falles im Basiscamp zu haben. Ich bin froh zu berichten und gebe zu, ich habe nichts davon gebraucht. Aber schauen wir mal, was ich gepackt hatte und dann werde ich erklären, was ich tatsächlich benutzt habe.
Das ist ein Schnappschuss meiner Ausrüstung, den ich immer mache vor einem Shooting (das hilft mir einen Überblick zu bekommen, über das Notwendige, was die Gefahr verringert, etwas zu vergessen). Die Auswahl: Das Tele-Zoom SIGMA 150-600mm F5-6,3 DG OS HSM | Contemporary, das SIGMA 20mm F1,4 DG HSM | Art und das 70-200mm F2,8 EX DG OS HSM, welche man ganz links unten auf dem Bild sehen kann.
Warum diese besonderen Objektive? Nun, im Fall des 20mm möchte ich immer etwas ausreichend Weitwinkliges dabei haben, um die Aktivität in der Umgebung zu zeigen, ohne zu viel Verzeichnung am Rand zu haben. Dieses Objektiv war auch eine ansprechende Option wegen seiner Lichtstärke. Bei Blende 1,4 ist dieses Objektiv einfach großartig und liefert großartige Ergebnisse (dazu später mehr).
Das 70-200mm ist – normalerweise – mein Arbeitsgerät. Es ist eine perfekte Kombination aus einem leistungsstarken Zoom und es ist auch handlich genug, um es die Berge rauf und runter zu schleppen. Und bei Blende 2,8 ist das Objektiv gestochen scharf und leicht zu handhaben.
Das 150-600mm war eher eine Bauchentscheidung. Zum ersten Mal habe ich es gewagt, ein so schweres und wuchtiges Objektiv für alpine Aufnahmen einzupacken, aber es hat sich absolut gelohnt. Die räumliche Planung des Shootings war eine ziemliche Herausforderung, denn ich musste verschiedene Athleten zur gleichen Zeit im Fokus behalten, aber dieses Objektiv erlaubte mir einen Trick zu versuchen, den ich niemals zuvor angewendet habe: auf eine Seite des Berges zu klettern, um ein Team in naher Entfernung und gleichzeitig ein anderes Team aufzunehmen, während es den Gipfel mir gegenüber erstieg. Ich hatte die Last auf mich genommen, so ein Monster zu schleppen, aber ich bereue meine Wahl nicht im Geringsten. Doch lasst uns die Ergebnisse betrachten und auch, wie diese Objektive im Feld funktioniert haben. Ich werde versuchen, ein paar Tipps einfließen zu lassen für diejenigen, die sich für diese Art der Fotografie interessieren. Heute starten wir mit dem SIGMA 150-600mm F5-6,3 DG OS HSM | Contemporary, die Besprechung der beiden anderen Objektive folgt nächste Woche.
Berge sind extrem variabel, das heißt wunderschönes Licht kann sich innerhalb einer Minute hin zu flachem Grau entwickeln. Das bedeutet „Alarmbereitschaft hochfahren“ und so viel zu antizipieren, wie es eben geht. Dann ist ein gutes Objektiv der beste Freund des Fotografen in dieser Umgebung. Ich muss sagen, alle drei Objektive haben fantastisch funktioniert. Ich arbeite übrigens mit einer Nikon D810 und einer Nikon D800, beides Vollformatkameras.
Das SIGMA 150-600mm F5-6,3 DG OS HSM | Contemporary
Für nur 1.399,- Euro (UVP) ist dieses Objektiv eine echte Gelegenheit. Ich habe früher hier und da Tierfotografie gemacht und ich wäre glücklich gewesen über solch ein leistungsfähiges Objektiv für so einen Preis. Ich kann mir nichts vorstellen, was mit diesen Eigenschaften mithalten könnte. Man muss auch bedenken, dass es ein Zoom ist! Dieses Objektiv geht von 150 bis 600mm und gibt dir damit einen ziemlichen Spielraum. Gewicht 1,93 kg. Ich hatte erwartet, dass es wuchtig und schwierig zu handhaben wäre, aber in Wahrheit ist es überhaupt nicht sperrig, sondern es ist ziemlich kompakt und einfach zu tragen. Und ich konnte das Meiste aus der Hand aufnehmen (natürlich nicht über lange Zeit).
Hauptsächlich habe ich mit dem Objektiv in der Nähe des Basiscamps an Hängen und Anstiegen gearbeitet, so dass ich es nicht zu weit oder mit zu viel Bergsteigerequipment transportieren musste. Durch den leichten Zugang zu den Alpen war sein Gebrauch somit überhaupt nicht anstrengend. Trotzdem, ich würde es bestimmt nicht einsetzen auf kleinen Expeditionen ohne Unterstützung oder in einem komplett vertikalen Terrain, wo das Gewicht ausschlaggebend ist.
Ich konnte durch tiefen Schnee und über Berggrate steigen, während ich es in meinem Rucksack trug und mich dann hinsetzen oder mithilfe meines Bergführers eine geeignete Position für die Aufnahmen suchen. Einzigartig ist der Winkel, den man erreichen kann, während man auf dem gegenüberliegenden Hang steht. Er gibt einem die Möglichkeit, einen Sinn für den räumlichen Blick zu entwickeln. Es ist als ob man vor den Athleten her schweben würde, während sie aufsteigen.
Normalerweise – wegen all dem Weiß umher – nehme ich eine paar Filter für die Objektive mit, aber in diesem Fall hatte ich sie nicht zur Hand. Ein guter Filter auf dem 150-600mm bei einem Durchmesser von 95mm dürfte ziemlich teuer sein, aber wie man hier sehen kann, konnte ich das Bild aufnehmen, ohne einen Filter zu benutzen und konnte dabei doch jedes Detail und jede Information im gesamten Bildausschnitt erhalten.
In einer perfekten Welt wäre dieses Objektiv nicht nur preisgünstig und leistungsstark, sondern auch leicht und kompakt. Leider leben wir nicht in einer perfekten Welt. Während das Objektiv nicht so groß wie manch andere ist, ist es definitiv zu groß für einen Vertikalaufstieg, bei dem du alles in deinem Rucksack verstaut haben musst. Die Entscheidung für oder gegen den Einsatz hängt also von den Bedingungen ab, unter denen die Arbeit erfolgt. In jedem Fall ein klarer Nachteil ist der Brennweiten-Einstellring, der ein bisschen zu hart lief und damit die Einstellung auf ein Objekt etwas schwierig macht. Man muss den Ring auch ganz schön drehen bis man die volle Zoomfunktion erreicht, was bedeutet, dass man seine Hand mehrfach umsetzen musst, um von 150 auf 600mm zu kommen. Das könnte man geschmeidiger und kürzer gestalten. Aber trotz allem, wir reden hier von einem Objektiv, dass einen Brennweitenbereich von 150 bis 600mm hat und das ist schon fantastisch.
Kommende Woche werde ich euch noch von meinen Erfahrungen mit dem SIGMA 20mm F1,4 DG HSM | Art und das SIGMA 70-200mm F2,8 EX DG OS HSM berichten. Beide Objektiv haben mich begeistert – ihr dürft also gespannt sein!