Annapurna Basecamp – Der Weg ist das Ziel
Ein letztes Mal Namaste von meiner Seite aus, denn nach knapp drei Wochen im höchsten Land der Welt neigt sich unsere kleine Nepal-Reise dem Ende entgegen. Sachen gepackt, Rucksack sitzt und das stimmungsvolle Pokhara verschwindet langsam hinter den bewaldeten Hügeln – es geht jedoch noch nicht nach Hause, sondern wieder in Richtung Annapurna Himal: diesmal nicht außen herum, sondern mitten hinein. Annapurna Basecamp ABC.
Drei Stunden Buckelpiste im Jeep später stehe ich quasi am Eingang zum Jungle und schon jetzt macht mir die gleißende Vormittagshitze zu schaffen. Sechs Stunden liegen vor mir, es soll nach Jhinu Danda gehen – dort warten die heißen Quellen, von denen mir erzählt worden war. Noch brennt die Sonne im Gesicht, aber alsbald werden die Bäume schattiger und die ersten Wolken ziehen auf. Es geht von Hügel zu Hügel, entweder über Hängebrücken oder den Umweg durchs Tal.
Der Regen als ständiger Begleiter
Ab jetzt kommt der Regen, er setzt jeden Nachmittag jetzt ein, man kann schon fast die Uhr danach stellen. Leider bin ich für Nepal ein bisschen spät dran mit Mai, denn genau dann findet der Jahreszeitenwechsel statt – Regenzeit voraus. Anfangs kühlt er wunderbar ab, aber umso höher es geht, desto kälter wird es auch. Und dunkler. Mein lichtstarkes SIGMA 35mm F1,4 DG HSM | Art hilft mir hierbei enorm weiter, sodass ich fast nur noch Motive suche, die eine 1,4er Offenblende zulassen. Und an Motiven mangelt es im Jungle wahrlich nicht!
Angekommen in Jhinu Danda geht es ab in die heißen Quellen direkt am Gletscherfluss. Doch die Ruhe währt nicht lang, der erste Aufstieg des nächsten Tages geht 600m steile Stufen nach oben, in der prallen Sonne. Chomrong heißt der nächste Ort, der letzte seiner Art auf dem Weg zum ABC. Das Heimtückische an Chomrong ist, dass die Siedlung auf der anderen Seite des Berges wieder 600m nach unten geht – und man weiß, dass jede Stufe, die man jetzt nach unten geht, später wieder hoch muss. Und das mit dem kompletten Kameraequipment von 16kg auf dem Rücken.
Die komplette Reise hindurch bin ich mit einem großartigen Filmteam, den „Filmemachern Deutschland“ unterwegs – sie drehen eine Dokumentation über Nepal, wofür ich eigentlich als Behind-The-Scenes Fotograf angeheuert worden bin (weitere Impressionen der Reise findet ihr hier). In Chomrong jedoch trennen sich unsere Wege: die Filmemacher starten ihren Hike zurück, um Aufnahmen in der Erdbebenregion zu machen, ich jedoch entscheide mich, allein mit meinem Guide die Route zum zweieinhalb Tage entfernten Annapurna Basecamp ABC einzuschlagen.
Es geht bergab, bergauf, bergab, bergauf, durch dichtesten Jungle und immer steiler werdende steinerne Treppengebilde. Der Regen setzt heute früh ein und erschwert uns den Anstieg – da wir ja aber nicht aus Zucker sind, schaffen wir es bis nach Bamboo auf 2150m. Viele Höhenmeter haben wir also nicht zurückgelegt, denn bis dahin ist es eher wie auf der Achterbahn. Es gibt Dal Bhat, das wichtigste Essen für die Nepalesen insgesamt und Trekker auf dem Weg: es heißt nicht ohne Grund „Dal Bhat Power – 24 hour“. Frisch gestärkt geht es 5 Uhr nun weiter nach oben.
Die Wälder lichten sich, die Berge werden kantiger und die Natur schroffer – jedes Jahr sterben hier dutzende Menschen bei Lawinen- und Geröllabgängen. Hier haben die Berge das Sagen.
Jeder Schritt schmerzt
Es regnet ununterbrochen, alles ist durchgeweicht und ab jetzt merkt man jeden Höhenmeter. Die 3000er Grenze ist längst überschritten und das Herz rast, der Rücken brennt. Bin ich denn so alt? Nein, nur untrainiert und zu hastig. Es braucht Zeit, sich an die Höhe zu gewöhnen und die hatten wir nicht. Dafür bezahle ich jetzt bitter, denn durch meine Rückenkrankheit habe ich mittlerweile so starke Schmerzen, dass es mir die Tränen in die Augen treibt. Aber ich bleibe dran und endlich sind wir über den Wolken und damit weg vom Regen. Das Machapuchare Bascamp, 400m vor dem ABC wird mein Endziel, die Schmerzen lassen keinen Meter mehr zu, bewegungsunfähig. Zufällig ist vor Ort ein erfahrener indischer Bergsteiger, der mir eine unfassbar lange Spritze in den Rücken jagt, um mich wieder in Form zu bringen. Will gar nicht wissen, was da drin war. Aber dank ihr konnte ich den folgenden Sonnenuntergang miterleben:
Ich kann es kaum erwarten, wieder nach unten zu gehen – die Schmerzen haben nicht eine Sekunde Schlaf zugelassen. Rein in die nassen Sachen und los geht’s! Es sollte ein Rekordabstieg werden. 35 Kilometer, 44.000 Schritte und zweieinhalbtausend Höhenmeter werden es bis zum Nachmittag – eigentlich eine Zweitagestour. Mein Guide sagt, dass wenn er den Leuten erzählt, dass wir gerade vom MBC kommen, sie nicht wissen, ob wir krass drauf oder einfach nur bescheuert sind.
Vielleicht ja beides – auf jeden Fall muss mein Guide mich irgendwann stoppen, als wir nur noch zwei Stunden vor dem Startpunkt der gesamten Reise entfernt sind: seine Schuhe sind kaputt. Es gibt Dal Bhat, die erste Dusche seit den heißen Quellen und einen Blick auf die Berge, der für alles entschädigt. Auch das SIGMA 70-200mm F2,8 EX DG OS HSM hat mich auch auf diesem Trip nicht im Stich gelassen – jedes mitgeschleppte Gramm hat sich gelohnt, ich habe mich einfach in die Schärfe und die Schnelligkeit verliebt. Und mit einem kleinen Augenzwinkern kann ich sagen, dass ich zumindest von der Brennweite her im ABC war 😉
Vielen Dank fürs Miterleben! Begleitet mich doch auf einer meiner nächsten Reisen auf Instagram. Im Herbst stehen ein paar spannende Abenteuer an.