Portraitfotografie – Den eigenen Weg finden
In meinem letzten Artikel ging es unter anderem um Pizza, aber vor allem darum wie man überhaupt Menschen findet, die sich gerne fotografieren lassen. Hat man diese einmal gefunden, stellt sich nun die Frage wie es weiter geht.
Die Portraitfotografie verzweigt sich vielleicht noch weiter als manche Äste eines großen Baumes. Während die einen ohne Blitzlicht so hilflos sind wie Wale am Strand, bekommen die anderen beim Wort digital schon eine Gänsehaut. Ohne einen Reflektor zu einem Shooting zu fahren, ist für manche Fotografen und Fotografinnen genauso unvorstellbar wie der Gedanke für manche Models ungeschminkt das Haus zu verlassen. Und ja, manche sitzen an einem Bild länger vor Photoshop als das eigentliche Shooting Zeit in Anspruch nahm, und tauschen nicht selten ganze Körperteile aus bis ihnen das Bild gefällt. So backt jeder mit verschiedenen Zutaten und versucht seinen eigenen Stil zu finden.
Sich ausprobieren
Auch ich habe mir einmal einen Blitz gekauft, bis ich gemerkt habe, dass ich natürliches Licht am schönsten finde. Mein Reflektor taugte eigentlich nur als Riesenfrisbee und verschwand irgendwann unter meinem Bett, da ich ständig darüber stolperte und er mich nur am Fotografieren hinderte. Anfangs dachte ich auch, dass man nur bei Sonnenschein schöne Fotos machen kann. Einige Zeit später war ich dann der Meinung, dass gute Fotos nur dann möglich sind, wenn düstere Wolken am Himmel stehen. Wer weiß, vielleicht werde ich in Zukunft nur noch bei Schneeregen im August die Kamera in die Hand nehmen.
Das passende Objektiv finden
Ihr seht, der Weg der Fotografie kann manchmal ganz schön ambivalent sein. Man lernt dazu und hinterfragt mit der Zeit immer mehr, ob man dieses oder jenes Gimmick wirklich braucht. An einigen Dingen führt allerdings kein Weg vorbei: Neben einer Kamera ist dies vor allem ein passendes Objektiv, am besten eine Festbrennweite. Doch auch hier hat man die Qual der Wahl: Sollen es 35mm, 50mm, 85mm oder doch 105mm sein? Angefangen habe ich mit 50mm, womit ich bis heute am liebsten fotografiere. Steht nicht das Gesicht, sondern der ganze Mensch im Mittelpunkt entscheide ich mich meistens für eine der anderen Brennweiten.
Nun gilt es noch die richtige Blende einzustellen und loszulegen. Auch wenn eine große Blende verführerisch ist, sollte man sie nicht dauerhaft so offen halten wie die brasilianische Fußballmannschaft ihr Tor im Halbfinale 2014. Manchmal lohnt es sich am Rad zu drehen, denn manche Portraits werden erst durch ihren Hintergrund zu etwas Besonderem.
Einen persönlichen Stil entwickeln
Nach dem Shooting fängt für viele Fotografen die Arbeit erst richtig an. Bilder zu bearbeiten kann jedoch unglaublich viel Spaß machen. Ganz egal, ob man nur die Kontraste und die Farben leicht anpasst, so wie ich das meistens mache, oder ob man mit viel Liebe zum Detail in vielen Stunden Arbeit etwas komplett anderes daraus macht – so oder so gebt ihr euren Bildern einmal mehr eine eigene Note.
Im Endeffekt ist es egal was oder wen ihr wie oder womit fotografiert. Hauptsache ihr hört nicht auf damit. Stellt euch einfach vor eure Kamera wäre ein Hund, der ab und zu einfach raus muss, ganz gleich ob es nun regnet oder einem das Eis in der Hand schmilzt. Vergesst bloß die Leine nicht.