Wenn ein Star geboren wird – Portraitfotografie in der Bonner Sternwarte
Portraitfotografie ist wohl das beliebtesten Feld der Fotografie bei Profis wie auch ambitionierten Amateuren. Spätestens seit der massenhaften Verwendung von digitalen Spiegelreflexkameras nutzen Abermillionen Anwender diese Form der Fotografie in geradezu exponentieller Art. Die einen nutzen es zur reinen Selbstdarstellung, die anderen, um möglichst viele Likes auf Facebook zu generieren.
Doch es geht auch anders und auch hier spielen wieder viele junge ambitionierte Fotografen, egal ob Profi oder Amateur, eine gute Rolle. Denn Portraitfotografie ist mit ihrem breiten Themenfeld ein gutes Beispiel für die Dynamik einer Situation im Zusammenspiel mit Licht und einem Model. Diese Gedankengänge im Kopf sollten wir unser finales Thema im Fotoworkshop der Universität Bonn dem Feld der Portraitfotografie widmen und begannen hierzu zunächst mit einem Ausflug in die Theorie.
Lichtsetzung ist das A und O
Lichtsetzung ist die zentrale Komponente bei der Portraitfotografie. Dabei ist es im Prinzip unerheblich, ob wir über natürliches Licht sprechen oder künstliches Licht im Rahmen eines Studioaufbaus nutzen. Den Studenten die Formen der Lichtsetzung zu erläutern sollte eine ganz besondere Herausforderung werden, denn beeinflusst durch die vielen Hochglanzbilder der Werbung ohne ‚störende Schatten‘ mit makellos reinem Licht, auch Beautylicht genannt, entging diesen ein ganzer Regenbogen an Möglichkeiten.
Nun möchten wir hier nicht unnötig ins Detail gehen, gleichwohl aber zwei alten Meister zu Wort kommen lassen, die unsere künstlerische Welt geprägt haben. So ist die Mona Lisa von Leonardo da Vinci das berühmteste Beispiel für ein hochfrontales Licht. Dabei bekommen die Lider und Wangen den ‚Rouge-‘ bzw. ‚Lidschatten‘ und unter der Nase entsteht zudem der ‚Schmetterlingsschatten‘. Ein zweites Beispiel gekonnter Lichtsetzung ist das Rembrandt-Licht, auch Bühnenlicht genannt. Diese von schräg oben gesetztes Licht war ein typisches Licht in der niederländischen Malerei und ist besonders ästhetisch. Man erkennt es besonders gut am charakteristischen Lichtdreieck unter dem im Schatten liegenden Auge. Schatten hat bei der Lichtsetzung eine mächtige Bedeutung. So kann man zum Beispiel mit dem totalen Seitenlicht und dem dazugehörigen Schatten eine extrem böse oder bedrohliche Atmosphäre schaffen.
Von der Theorie in die Praxis
So viel zur Theorie. Was darauf noch vor Ort im Seminarraum folgen sollte, war die Einführung in die Praxis. Hierzu hatte mein Kollege Samuel F. Johanns, der als besonders erfahrener Experte durch das Thema führte, ein kleines Studio samt Beleuchtung und Hintergrund aufgebaut. So gelang uns gleich vor Ort die verschiedenen Lichtsetzungen darzustellen und die Studenten dazu anzuleiten, sich selbst daran auszuprobieren.
Den Studenten fiel dabei unter anderem auf, dass Portraitfotografie auch bestimmte Brennweiten voraussetzt. Ein häufiger Fehler in der Portraitfotografie ist der Einsatz von Weitwinkeln. Zwar bieten diese im künstlerischen Bereich der Portraitfotografie verzerrende Möglichkeiten, doch sind sie ansonsten eher ungeeignet und werden dennoch gern von Amateuren für Portraits oder Gruppenbilder benutzt. Für die Portraitfotografie dagegen besonders geeignet sind zum Beispiel das SIGMA 35mm F1,4 DG HSM | Art oder auch das SIGMA 85mm F1,4 EX DG HSM. Besonders erfreuten sich die Teilnehmer, wie unser Student Max Steimel, am SIGMA 50mm F1,4 DG HSM | Art.
„Die Lichtstärke des SIGMA 50mm F1,4 DG HSM | Art hat mich sehr beeindruckt. Fotografiert man mit Available Light, braucht man für dieses Objektiv nicht einmal einen Gegenblitz. Das Bokeh, welches die feste Brennweite liefert, ist makellos. Für Portraitfotografie mein Traumobjektiv!“
Max Steimel
Wo einst die Sterne wohnten
Bewaffnet mit Theorie und Top-Equipment hatten wir bei der Locationsuche das Glück auf unserer Seite. So gestatteten uns die Medienwissenschaften der Universität Bonn ihre Räumlichkeiten in der historischen Sternwarte als Location zu nutzen. Die Alte Sternwarte in Bonn ist eine historische Sternwarte aus dem 19. Jahrhundert und bietet mit ihrer verglasten Rotunde im historischen Observationsturm, den nur maximal fünf Personen gleichzeitig betreten dürfen, eine einmalige Traumkulisse mit Treppen, Schatten und besagter Rotunde.
Ich muss gestehen, dass man sich vor Ort zuweilen mit all dem technischen Equipment zwischen den alten Gerätschaften für einen alchemistischen Hohepriester aus der Kaste der Lichtbildkünstler hält, doch dieses Gefühl verfliegt dann schnell in aller Hektik – zumal uns großer Besuch erwartete. Denn unser Herr und Meister über den Bachelor-Optionalbereich, Dr. Stefan Plasa, beehrte uns mit seiner Anwesenheit und stellte sich dann auch als Model für unsere Studenten zur Verfügung. Zum Abschluss des Portraitshootings an der alten Sternwarte möchte ich an dieser Stelle noch unseren Studentinnen Carina Heinen, Laila Riedmiller und Stefanie Roller hervorheben, die in Schale geworfen als Models das Shooting so erfolgreich mitgestaltet haben.
Ausgewildert in die Fotopraxis
Bei aller Euphorie für ein geplantes Portraitshooting mit hübschen Modellen sollte man nicht vergessen, dass die Portraitfotografie von Menschen lebt und damit auch in der Streetfotografie oder auf Reisen ihre Bedeutung hat. Zudem lassen sich die Techniken der Portraitfotografie auch in der Architekturfotografie wie zum Beispiel bei Wasserspeiern, Denkmalen oder Statuen anwenden. Last but not least lassen sich natürlich auch Tiere wundervoll portraitieren. So habe ich mit unserer Hundedame Daisy auch immer ein perfektes Model vor der Linse. Die Anwendung von Motivblick und Lichtsetzung liegt halt ganz im Auge des Fotografen.
Ähnlich wird es mit der Zeit auch unseren Studenten gehen, denn angefixt mit dem Handwerk der Fotografie werden sie mit Erfahrung ihren eigenen Stil finden; so wie wir alle. Mit der Portraitfotografie schließen wir nun unsere Serie zum Fotoworkshop der Universität Bonn und freuen uns über das positive Feedback der vergangenen Wochen, auf das wir auch in den kommenden Semestern viele weitere Studenten in das breite Feld der Fotografie mitnehmen können.