Harmonie der Kulturen – Unterwegs in Düsseldorf – Teil 2
„Du sprichst Japanisch?“ „Natürlich, ich bin Düsseldorfer.“ – Auch, wenn diese Antwort auf die Frage meiner Studentin Tabea Herrmann etwas direkt und überheblich klingen mag, so ist der Rheinländer zwar nicht gleich Chuck Norris aber wohl von Natur aus selbstbewusst und anderen Kulturen gegenüber aufgeschlossen.
Gleiches gilt für die Stadt, denn mit Kö-Bogen, Stadttor, Wehrhahn-Linie oder EKŌ-Haus ist Düsseldorf ein Beispiel moderner Stadtplanung, zeitgenössischer Architektur und bedingungsloser Harmonie der Kulturen. So lockt die Stadt unter anderem jährlich mehr als eine halbe Million Besucher zum Japan-Tag. Und daher wollen auch wir den Schwerpunkt des zweiten Teils unseres Fotoworkshops in Düsseldorf in dieses Licht stellen.
Schon die drei Locations des ersten Teils, die allesamt in fußläufig von der Altstadt zu erreichen sind, reichen für mehr als einen halben Tag als Motivspender. Driftet man nun in den Medienhafen mit dem Roggendorf-Haus, der Hafenspitze oder den Gehry-Bauten so kann man Rest eines Workshoptags dort ausklingen lassen oder gleich ein ganzes Seminar auf einem Hektar konzentrieren.
Oder aber man wendet sich alternativ dem bei Touristen weniger beachteten linken Rheinufer zu. Hier bietet sich bereits auf dem Weg von einer der beiden Brücken, Rheinkniebrücke und Oberkasseler Brücke, ein tolles Panorama der Altstadt mit Uferpromenade und allen wichtigen Landmarken der Stadt.
Im Antlitz des historischen Buddha Shakyamuni
Auf der anderen Rheinseite angekommen hatten wir nun die Wahl zwischen der modernen Stadtarchitektur nebst Streetfotografie am Belsenpark oder dem Besuch des einzigen japanischen Tempels in Europa, dem EKŌ-Haus der Japanischen Kultur in Niederkassel. Da ich bereits zuvor mit meinen Studenten am Belsenpark fotografiert hatte entschieden wir uns den Kurs kurzer Hand zu teilen. Die Gruppe um Johanns blieb der Moderne treu während ich mich mit einer kleinen Gruppe der fernöstlichen Baukunst zuwandte.
Sollten Sie bislang noch nicht in den Genuss eines Besuchs in Japan gekommen sein und sollte es Sie einmal in die schönste Stadt der Welt, sprich: Düsseldorf, verschlagen, so versäumen Sie es nicht einen Abstecher über den Rhein zu machen. Das EKŌ-Haus samt ist eine fotografische Offenbarung, die man nicht in Worte fassen kann.
Da wäre zunächst das beeindruckende Berg-Tor, welches in den Garten führt und einen ersten Blick in eine andere Welt kanalisiert. Der Glockenturm, im Spiel von Licht und Schatten schwer zu fotografieren, ist bestens geeignet für die HDRI-Fotografie. Der Garten mit Pagoden und herrschaftlicher Treppe lädt zum Verweilen ein und der Tempel liegt leicht erhöht auf einem Hügel und überblickt das Areal. Linker Hand wacht das Standbild des Prinzen Shōtoku (574-622), unter dem der Buddhismus seinen Weg nach Japan fand, über die Besucher.
Bereits als Gymnasiast habe ich das EKŌ-Haus als Ruheort schätzen und lieben gelernt und auch heute noch fasziniert mich diese Oase japanisch-buddhistischer Architektur und Landschaftsgestaltung.
Bei aller Euphorie für Historie und Kultur, lassen Sie uns einen kurzen Blick auf den Belsenpark werfen. Dieser ist ein schönes Beispiel für moderne Stadtplanung und gehört zu den wichtigsten Entwicklungsgebieten in der Landeshauptstadt. So entsteht dort, auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs, ein neues Stadtquartier in zentraler Lage mit einer Mischung aus Wohnen, Arbeiten, Gastronomie, Einkaufen und Freiraumnutzungen.
Wie dann so die Gruppe um Johanns den Weg zum EKŌ-Haus fand und wir den Workshoptag für beendet erklären wollten, meldete sich unser Student Hauke Oßwald per Telefon.
Düsseldorf im Abendrot
Hauke hatte erst jetzt nach Düsseldorf gefunden und so entschieden wir uns dann dazu nach einer kleinen Stärkung in der Altstadt mit Pizza und Düsseldorfer-Alt den Workshoptag an der Uferpromenade zu beenden. Wir sollten dabei außerordentliches Glück haben, denn Indra, der hinduistische Herr des Wetters, sollte uns einen wunderschönen Sonnenuntergang und eine bezaubernde Goldene Stunde gewähren.
Als gebürtiger Düsseldorfer, im Herzen der Altstadt aufgewachsen, gibt es keinen schöneren Anblick als die Uferpromenade im Sonnenuntergang. So trieb es uns bereits zum dritten Mal zu dieser Stunde an den Rhein und jedes Mal sollten wir solch ein gutes Licht und Wetter vor Ort antreffen. Dabei sei angemerkt, dass sich die frühe Goldene Stunde aufgrund ihres natürlich warmen Seitenlichts auch hervorragend für die Streetfotografie mit lichtstraken Objektiven wie dem SIGMA 35mm F1,4 DG HSM | Art oder SIGMA 50mmF1,4 DG HSM | Art eignen. Wir konzentrierten uns dagegen zum Ende der Goldenen Stunde mehr auf die Sonnenscheibe und Himmelsfarben unter Einbezug der Skyline mit Rheinturm und Rheinkniebrücke.
Noch ein kleiner Tipp am Rande: Amateure neigen dazu während der Goldenen Stunde ihr Objektiv gegen die Sonne zu richten. Es empfiehlt sich jedoch auch den Blick um 180 Grad zu drehen, denn die golden-rote Sonne färbt alltägliche Gebäude in ein magisches Licht.
Nachtfotografie im Medienhafen
Mit dem Einsetzen der Blauen Stunde sollte dann unser dritter Workshoptag endgültig beendet sein, doch entschied ich mich dann in einem Zustand geistiger Umnachtung, angefixt durch das Abendrot, mit den Studenten Hauke und Lea Niedrig den Abend mit Nachtfotografie im Medienhafen ausklingen zu lassen.
Nachtfotografie in Düsseldorf hat ihren Reiz und gehörte bereits im Dezember bei unserem ersten Besuch in Düsseldorf zur Weihnachtszeit, mit Stativ und Fernauslöser bewaffnet, zum festen Bestandteil des Workshops. Um diesmal noch einen Schritt weiter zu gehen entschied ich mich nun mit nur zwei Studenten bewusst für die weit fortgeschnittenere Form der HDRI und Langzeitbelichtung zur nächtlichen Stunde.
Problematisch war diese Unterfangen durch die hohe Lichtverschmutzung wie sie in Großstädten oder Ballungsräumen üblich ist. Jeder Astrofotografe oder Profi, der Langzeitbelichtung beherrscht, kennt dieses Phänomen zu genüge. Dennoch, und gerade in Kombination mit der HDRI-Fotografie, eignen sich moderne Gebäude mit ihrer Lichtsetzung oder Städte mit ihrem Lichtspiel für diese Form der Fotografie. Der Rheinturm, nachts blau angeleuchtet, ist so ein Beispiel. Aber auch die sonst im Tageslicht abfotografierten Ghery-Bauten, insbesondere das mittlere Gebäude mit seiner Spiegelfassade, erscheinen zur Geisterstunde völlig anders.
Eine kleine Anekdote am Rande: Das Schöne an der Nachtfotografie ist, dass bereits die Making of Bilder für die Dokumentation unseres Workshops eigene künstlerische Qualität haben. So mussten die Studenten gut erkennbar sein und ganze 3 Sekunden völlig regungslos verharren. Ein Zuruf „jetzt nicht bewegen“ bewirkte dieses spontane Wunder.
Und so beendeten wir schließlich des Nachts unseren dritten Workshoptag, nicht ohne die Stadt auch in Zukunft wieder durch den Sucher unserer DSLRs zu betrachten. Denn Düsseldorf ist immer eine Fotoreise wert.