Richtige Akzentuierung | Das Spiel mit Licht und Schatten

Das Spiel mit Licht und Schatten

In meinem letzten Blogeintrag als Gastbloggerin habe ich euch Einblicke in meine Arbeit mit der blauen Stunde gegeben, also den Zeitraum nach Sonnenuntergang, in dem der Himmel die charakteristische Blaufärbung einnimmt. Diesmal dreht sich alles um den Einsatz von natürlichen Belichtungsquellen und meine Erfahrungen mit dem Spiel diverser Stimmungen bei Licht und Schatten. Ich werde versuchen, euch anhand diverser Aufnahmen im Bereich der Portraitfotografie einen meiner persönlichen Lieblingsbereiche vorzustellen und näherzubringen, worauf man in der Praxis besonders achten sollte.

Fotografie on Location – die Fotografie vor Ort, draußen, außerhalb des Studios – vereint viele Vorteile: Man hat jede Menge Platz und unendlich viele Möglichkeiten, verschiedene Settings und Locations kreativ zu nutzen. Der große Nachteil ist das Wetter und die Schwierigkeit, richtig damit umzugehen.

Im Folgenden verrate ich euch in sechs kleinen Tipps, wie man Licht und Schatten optimal nutzen kann.

Tiefstehende Sonne

Vor- und nachmittags, wenn die Sonne schon tief steht, bietet sich eine wunderschöne Szenerie für ein Foto-Shooting in einem gleichmäßig orangenem Licht. Häufig passiert hierbei jedoch der Fehler, das Model direkt in die Sonne schauen zu lassen: Dadurch können unattraktive Schatten im Gesicht entstehen. Außerdem kann das Model seine Augen nicht optimal öffnen. Es kann daher passieren, dass die Augen durch die enorme Helligkeit zu tränen beginnen oder sehr klein und müde wirken. Kein schöner Effekt.

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Dreht euer Model also lieber gegen die Sonne. Dadurch entsteht einerseits eine gleichmäßige Ausleuchtung im Gesicht und andererseits erhält man ein schönes Haarlicht.

Sonne im Zenit

Besonders im Sommer um die Mittagszeit, wenn die Sonne im Zenit steht und in voller Stärke zu Boden brennt, sollte man beim Fotografieren behutsam vorgehen. Portraits in der prallen Sonne wirken ausgewaschen und in den Gesichtern sind unschöne Schatten und Kontraste zu finden. Man sucht zu dieser Zeit für die Portraitfotografie lieber den Schatten auf. Aber auch die meisten Landschaftsaufnahmen wirken zu anderen Tageszeiten tendenziell besser als zur Mittagszeit.

Unterschied zwischen Sonne und Schatten

Eine sehr alte und einfache Weisheit der Fotografie besagt: Suche den Schatten. Das Licht dort ist weicher und gleichmäßiger. Am besten dafür geeignet sind sogenannte offene Schatten, also große schattige Flächen, die beispielsweise durch Wände entstehen. Dort hat man viel Platz, um seine Ideen umzusetzen. Beim Fotografieren mit einer Wand als Hintergrund ist auf jeden Fall die schattige Seite aufzusuchen, ein Vergleichsbeispiel seht ihr hier:

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Mut zu schlechtem Wetter

Man blickt aus dem Fenster ist der Himmel bewölkt und nicht wirklich einladend. Die Sonne zeigt sich nicht, alles ist grau in grau. Man sollte sich aber vom Wetter nicht entmutigen lassen: Oft entstehen genau an solchen Tagen die besten Fotos! Das Licht ist gleichmäßig, man muss sich nicht auf Licht und Schatten konzentrieren, sondern kann ungestört loslegen.

Experimente mit der Sonne

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Und wenn man doch die direkte Sonne ausnutzen möchte, ohne aber das Model oder dessen Augen in Mitleidenschaft zu ziehen? Warum nicht mit Sonnenbrille? Dadurch können überaus interessante und künstlerisch wertvolle Spiegelungen in den Brillengläsern entstehen.

Einstellungen

Natürlich sind die folgenden Einstellungen nicht in Stein gemeißelt, aber es sind Werte, welche ich in der Praxis gerne verwende. Zwar sind auch längere Brennweiten sehr passend, ich fotografiere im Portraitbereich aber vorzugsweise mit 50mm oder 85mm (am liebsten mit dem SIGMA 50mm F1,4 DG HSM | Art, mein absoluter Favorit unter den Objektiven). Zum einen gefällt mir der Winkel dieser Brennweiten, zum anderen finde ich die Entfernung zum Model sehr angenehm: gut, um mich unterhalten zu können, aber trotzdem noch genug Freiraum, um zu arbeiten. Ich fotografiere gerne mit der Zeitautomatik (Av), stelle die Blende also manuell ein. Meist wähle ich Werte zwischen 2.8 und 4, wodurch der Hintergrund sehr unscharf wird und die Person mehr in den Vordergrund tritt.

So ist man für Licht und Schatten bestens gerüstet. Viel Spaß beim Fotografieren!

Alle Bilder dieses Beitrags in der Übersicht: