Am Morgen © Robert Sommer

Unter Löwen

Der heutige Tag begann wieder sehr früh, doch wenn man das beste Licht zum Fotografieren möchte, dann führt kein Weg am frühen Aufstehen vorbei. Nach einem kräftigen Frühstück waren wir pünktlich zum Sonnenaufgang in der Masai Mara. Bei einem Sonnenaufgang so dicht am Äquator ist das Licht einfach unbeschreiblich. Alles wird in goldenes Licht gehüllt und die Akazien werfen lange Schatten.

Lautes Löwengebrüll

Nach nicht allzu langer Zeit fanden wir eine einzelne Löwin, die den Anschluss an ihr Rudel bei der Jagd verloren zu haben schien. Sie brüllte daher, um zu kommunizieren. Das Löwengebrüll beschert jedem eine Gänsehaut, der dies so nah zu hören bekommt.

Da das Rudel dort sehr groß ist, haben wir uns auf die Suche gemacht und schließlich mindestens ein Dutzend Löwen gefunden, mit teilweise noch sehr jungem Nachwuchs. Als das Rudel dann weiter zog und einer nach dem anderen direkt an unserem Jeep vorbeigelaufen ist, hatten wir die ideale Position um die Löwen gut zu fotografieren.

Unser Weg führte weiter in Richtung Hippo-Pool und auf dem Weg dorthin konnten wir eine große Impala-Herde beobachten. Ein dominantes Männchen kann bis zu 40 Weibchen in seinem Harem haben. Aber es gibt auch Herden, die nur aus Männchen bestehen und kein eigenes Harem besitzen.

Heute konnten wir jedoch beobachten, wie drei Männchen auf eine große Herde zukamen und dann vom dominanten Männchen zunächst vertrieben wurden. Anschließend sind jedoch alle Weibchen zu einem der Männchen gegangen, welches eigentlich vertrieben wurde. Nach 20 Minuten konnte das dominante Männchen dann aber doch noch alle anderen vertreiben und sich sein Harem sichern.

Als wir fast am Hippo-Pool angekommen waren, lief direkt neben der Straße ein Löwenpärchen her, welches ganz offensichtlich in Paarungslaune war. Das Männchen hatte eine riesige Narbe am rechten Auge und von den Leuten in der Mara passenderweise den Namen „Scarface“ bekommen. Wenn die Löwen in der Paarungszeit sind, dann paaren sie sich mehrmals am Tag und nehmen 14 Tage keine Nahrung zu sich.

Für einen kurzen Moment gab es zwischen den beiden wohl eine Meinungsverschiedenheit, was wohl die Stimmung zum Kippen brachte. Es passierte anschließend jedenfalls nicht mehr viel und wir haben beschlossen den beiden am morgigen Tag einen neuen Besuch abzustatten.

Am Hippo-Pool angekommen hatte wir die Gelegenheit uns die Beine zu vertreten und eine große Anzahl an Hippos im Wasser zu fotografieren. Auch Vogelfreunde kamen an dieser Stelle auf ihre Kosten, da dort Webervögel in bester Fotoposition ihre aufwendigen Nester bauten.

Auf Leopardensuche…

Nachdem wir nun schon einige Löwen gesehen hatten, beschlossen wir wieder verstärkt nach einem Leoparden Ausschau zu halten und sind daher wieder bis runter an die Grenze zu Tansania gefahren. Der Leopard ist jedoch ein großartiger Tarnkünstler und nur sehr schwer aufzufinden.

Der Tag war mittlerweile schon so weit vorangeschritten, dass es Zeit für das Mittagessen war, welches wir heute inmitten der Wildnis zu uns nehmen sollten. Die Sonne stand hoch am Himmel im Zenit und es war heute sehr heiß, deshalb suchten wir uns einen einsamen Baum und hatten von dort einen unglaublichen Weitblick.

Gestärkt durch das Mittagessen machten wir uns wieder auf den Weg, doch die Mittagshitze machte nicht nur uns zu schaffen, sondern auch den Tieren, weshalb nun nur wenig Bewegung auf den weiten Feldern zu sehen war.

Bemerkenswert waren auch die anderen Jeeps, die uns ab und zu entgegenkamen und bis auf den letzten Platz voll belegt waren. Die meisten Teilnehmer dieser Safaris werden wahrscheinlich nicht alles richtig sehen, geschweige denn fotografieren können. Da haben wir es um einiges besser, denn jeder von uns hat im Jeep eine eigene Sitzreihe für sich, auf der man genügend Platz für sich und seine Ausrüstung hat und jederzeit zu beiden Seiten heraus fotografieren kann. Die besten Voraussetzungen also für eine Fotosafari.

… finden wir einen „Liontree“

Wir entschlossen uns den Baum zu checken, unter dem wir gestern die beiden stattlichen Männchen entdecken konnten, und zu unserer Freude waren sie auch heute dort, in Begleitung von zwei Weibchen. Doch wie bei der Hitze zu erwarten war, lagen sie nur faul im Gras herum.

Mit dem Fernglas konnten wir genau einen Baum weiter dann einen Löwen oben im Baum erkennen. Bei etwas genauerem Hinsehen wurde aus dem einen Löwen zwei Löwen, also fuhren wir direkt dorthin. Am Baum angekommen fiel uns auf, dass im Baum sogar drei Löwen sitzen. Nach knapp fünf Minuten, hörten wir direkt neben unserem Auto ein Rascheln, welches wir überhaupt nicht zuordnen konnten, bis ein weiterer Löwe seinen Kopf aus dem Gras streckte.

Der kleine Kerl lag allerhöchstens 1,5m von unserem Jeep entfernt und wir haben absolut nichts gesehen! Nach etwa einer viertel Stunde sind wir etwas weiter um den Baum herumgefahren, damit wir einen anderen Lichteinfall und eine bessere Sicht auf die Löwen bekommen, um dann festzustellen, dass sogar vier Löwen im Baum sitzen. Von einem Lemontree hatten wir ja schon mal etwas gehört, aber noch nie von einem Liontree.

Bevor wir uns zurück auf den Weg ins Camp machten, haben wir noch einmal die männlichen Löwen fotografiert, die sich mittlerweile aufgerichtet hatten und sich nun im besten Abendlicht präsentierten.

Wir haben heute wirklich eine ganze Menge gesehen, aber der Leopard war leider nach wie vor nicht dabei. Uns ist bewusst, dass es schon ein riesiges Glück wäre, einen zu Gesicht zu bekommen, geschweige denn einen in Fotoentfernung zu sehen. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt und wir haben ja morgen noch einen kompletten Tag hier in der Mara.