Im Auge des Leoparden

Der letzte komplette Tag in der Mara war angebrochen und nach dem Frühstück, als es langsam hell wurde, mussten wir feststellen, dass der Himmel komplett bewölkt war. Goldenes Morgenlicht konnten wir also leider vergessen. Nichts desto trotz waren wir alle wieder pünktlich um halb 7 im Park.

Es fing bereits leicht an zu nieseln, als Andreas Knausenberger über das Funkgerät Bescheid gab, dass er vermutlich einen Leopard gefunden hat. Wir mussten dann nicht lange suchen und haben tatsächlich unseren Leoparden auf einem Baum liegend gefunden. Neben ihm lag eine in der Nacht frisch erlegte Thomsongazelle.

Leopard gesichtet

Leider war der Leopard sehr, sehr weit weg von der Straße und es ist in dem Gebiet strengstens verboten, die Wege zu verlassen. Die Ranger im Park sehen alles und so haben wir heute Abend gehört, dass ein anderer Fahrer wohl auch zu dem Leoparden wollte und einfach mal 100m abseits der Straße gefahren ist, woraufhin sich der Leopard aus dem Staub gemacht hat. Zurück an der Straße wurde der Fahrer bereits von einem Ranger erwartet und mit einem empfindlichen Bußgeld belegt. Dies ist nur konsequent und richtig, denn der Schutz der Tiere geht vor jedes eventuell geschossene Foto.

Bereits kurze Zeit später haben wir schon wieder drei Löwen auf einem Baum liegend entdecken können. Dass in der Mara fast jeder Löwe auf einem Baum sitzt, war für die meisten von uns nicht so wirklich nachvollziehbar und ziemlich ungewohnt, aber so sind sie wenigstens leichter aufzutreiben.

Die „Big Five“ sind komplett

Der Morgen war noch frisch und hatte letztendlich doch schon sehr gut angefangen und nur ein Stückchen weiter konnten wir heute erneut ein Nashorn entdecken. Im Mara Triangle soll es angeblich auch von den Nashörnern nur noch neun Exemplare geben und die verstecken sich gerne im Buschwerk.

Nachdem eine große Herde Elefanten unsere Straße kreuzte, hatten wir bereits vier der Big Five innerhalb kürzester Zeit gesehen und nur ein paar Kurven später lag ein riesiger, von Schlamm bedeckter Wasserbüffel, welcher unsere Big Five dann komplettierte.

Unter dem Begriff „Big Five“ versteht man in Afrika übrigens den Löwen, Leoparden, Büffel, Elefanten und das Nashorn.

Wir konnten uns nun auch ruhigen Gewissens auf die nicht ganz so seltenen Tiere konzentrieren, wie Impala, Thomsongazelle, Paviane oder Topis, doch plötzlich kam wieder ein Funkspruch, dass ein Leopard zu sehen sei.

Also gab unser Fahrer Gas, doch als wir am Ort des Geschehens ankamen, war vom Leoparden noch kurz eine Schwanzspitze zu sehen, bevor er im Busch verschwand. Nachdem wir bisher noch gar keinen Leoparden gesehen hatten, waren es heute schon zwei, auch wenn beide nicht wirklich in Fotoentfernung waren.

Es wurde wieder Zeit für das Mittagessen und so suchten wir uns erneut einen einsamen Baum auf einem kleinen Hügel und aßen unser Lunchpaket mit einem unfassbaren Weitblick. In jede Himmelsrichtung konnte man locker 30-40km weit sehen und es war nichts von der menschlichen Zivilisation zu entdecken. Hier ist man wirklich mitten in der Wildnis.

Am Nachmittag zogen gewaltige Gewitter und Regenwolken auf und die Sonne verabschiedete sich kurz darauf auch hinter den Wolken. Die tiefblauen Gewitterwolken ergeben Tag für Tag wunderbare Kontraste und so bietet ein Zebra ein wunderbares Motiv.

Wir befanden uns wieder direkt an der Grenze zu Tansania, die hier lediglich durch einzelne große Steine in einiger Entfernung zueinander gekennzeichnet ist. An dieser Stelle verschmilzt die Masai Mara mit der Serengeti.

Unser Fahrer entdeckte anschließend erneut zwei Geparden unter einem Baum liegen, sodass wir heute sogar alle drei großen Katzen gesehen haben. Bis hierhin war es schon mal ein fantastischer Tag, was sollte da noch kommen?

Dem Leopard ganz nah

Wir fuhren noch einige Gebiete ab, in denen wir bisher noch nicht gewesen waren und suchten zwar noch weiter nach Leoparden, erhofften uns allerdings nicht mehr all zu viel. Bis plötzlich Harald Bauer durch sein Fernglas schaute und offensichtlich einen gefunden hatte. Wir wurden alle hellhörig und schauten mit unseren Telelinsen ebenfalls in die gleiche Richtung und tatsächlich: ein stattliches Männchen kam aus dem Busch und legte sich in nur geringer Entfernung vor uns hin.

Wir konnten unser Glück kaum fassen und machten genau die Fotos, die man sich erträumt, wenn man auf Safari geht. Wir dachten, dass es nicht besser werden konnte und waren schon total begeistert, bis auf einmal der Leopard aufstand und völlig gelassen, aber zielstrebig auf uns zukam.

Es wurde total still im Auto und alle konzentrierten sich ausschließlich auf dieses wunderschöne Tier. Der Leopard war nun so nah an unserem Auto, dass niemand mehr Fotos machen konnte, da die Naheinstellgrenze des 150-600mm F5-6,3 DG OS HSM | Sports bei 2,60m liegt.  Für einen kurzen Augenblick stand er direkt unterhalb von mir und blickte mir direkt für 2 Sekunden in die Augen. Ich war wie versteinert und der Adrinalinspiegel stieg ins unermessliche.

Der Leopard setzte glücklicherweise seinen Weg fort und entschied sich nicht dafür ins Auto zu springen und ging, nachdem er sich einmal kurz am Auto geschuppert hatte, direkt dahinter entlang auf die andere Seite und begann an einem kleinen Graben zu trinken.

Er ließ sich von uns in keinster Weise stören und nachdem er seinen Durst gestillt hatte verschwand er selenruhig wieder im Busch. Was wir da erleben durften, wird keiner von uns je vergessen. Das ein Leopard hier in der Masai Mara so dicht ans Auto kommt, hat selbst Andreas Knausenberger noch nie erleben können und so hielten wir auf unserem Weg zurück noch einmal am Hippo-Pool an, um auf dieses unglaubliche Ergebnis anstoßen.

Allen stand ein riesiges Grinsen im Gesicht und wir waren total euphorisch. Da der Himmel mittlerweile zugezogen war machten wir noch fix ein paar Fotos von den Webervögeln ohne harte Schatten und dann ging es heute mal eine halbe Stunde früher ins Camp zurück. Wir hatten alles gesehen was wir wollten und heute konnte es einfach nicht mehr besser werden.

Dieser letzte Tag in der Mara hat noch einmal alles gegeben. Es war absolut fantastisch und nun bereiten wir uns auf morgen vor, denn dann wird es mit dem Flieger erst nach Nairobi gehen und dann mit den Jeeps direkt in den Amboseli Nationalpark zum Kilimandscharo.